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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 40/2022
Aktuelles
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Modifizierte Pläne für das Vornberger-Gelände

Haus eins von drei Gebäuden sowie die Einfahrt mit Blick von der Hauptstraße aus.

Wohnungen, Geschäfte und Gewerbe geplant

BAD NEUENAHR. TW. Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde in den städtischen Gremien in nicht-öffentlicher Sitzung ein Entwicklungskonzept für das sogenannte Vornbergergelände in Bad Neuenahr vorgestellt. Dieses sah die Errichtung von Wohnungen und Einzelhandelsflächen durch den Vorhabenträger, die Grafschafter 4 L GmbH, vor. Seinerzeit beschloss der Stadtrat für das Vorhaben ein Bebauungsplanverfahren, möglichst ergänzt durch einen städtebaulichen Vertrag, durchzuführen. Nachdem der Investor Bauantrag gestellt hatte, folgte der Erlass einer Veränderungssperre zur Sicherung der Bauleitplanung. Denn es gab einige Bedenken gegen Teilbereiche der Planungen des Bauvorhabens. So würden durch die Schaffung von 4.000 Quadratmetern Verkaufsfläche etwa 20 Prozent der Gesamtverkaufsfläche des zentralen Versorgungsbereichs des Stadtteils Bad Neuenahr neu geschaffen, was zweifelsfrei zu Verschiebungen und Kaufkraftabflüssen führe. Man befürchtet ein „Ausbluten“ von Post- und Telegrafenstraße. Auch bringe zusätzlicher Wohnraum, den die Stadt aus entwicklungspolitischen Gesichtspunkten grundsätzlich begrüßt, Spannungen mit sich. So würde der ohnehin hohe Bedarf an Kindergarten- und Schulplätzen weiter erhöht. Analog der städtebaulichen Entwicklung an der St. Pius-Straße konnte sich die Stadt damals die Schaffung einer Kindertagesstätte im Projektbereich als eine mögliche Lösung vorstellen.

Die Planung von Gebäuden mit bis zu fünf Stockwerken stellten für die Gremien eine überdimensionierte Wirkung auf angrenzende Villen, die teilweise unter Denkmalschutz stehen, dar. Schließlich forderte man auch eine verkehrliche Untersuchung. Immerhin sollten 358 Stellplätze geschaffen werden, was zu spürbaren Auswirkungen auf die Haupt- und Rathausstraße führe. Von der Hauptstraße aus war nur eine einfache Zufahrt geplant, zudem sah das Projekt keine Linksabbiegespur aus Richtung Ahrweiler vor.

Nun hat der Vorhabenträger seine Planungen in wesentlichen Punkten verändert und zahlreiche Anforderungen, die sich aus den Gremienberatungen ergeben haben, aufgenommen oder integriert. In der jüngsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses stellte Architekt Jörg Golly die in erster Linie verkleinerte Planung vor. Grundflächen- und Geschossflächenzahl wurden reduziert, die Gesamt-Wohnfläche sank um 5,1 Prozent auf 8.129 Quadratmeter. Das Gebäude ist nicht so hoch, wie das gegenüberliegende „Westend“. Mit 112 geplanten Wohnungen liegt man nun aber nur fünf unter den ursprünglichen Planungen. Es fallen 14 Zwei-Zimmer-Wohnungen weg, dafür erhöht sich jedoch die Zahl größerer Wohnungen. 29 Wohnungen hin zur Hauptstraße sollen als Eigentumswohnungen veräußert werden, dazu kommen 83 Mietwohnungen, allerdings keine im geförderten Wohnungsbau.

Um mehr als 15 Prozent reduziert wurde die geplante Gewerbefläche auf nunmehr 4.734 Quadratmeter. Unter anderem wollen sich Discounter Aldi, Drogeriemarktkette Müller sowie ein weiterer Non-Food-Discounter niederlassen, dazu sind kleinere Einheiten für den Einzelhandel geplant. Reduziert wurde auch die Zahl der Stellplätze, nämlich von 358 auf 311, von denen 196 Plätze in Tiefgaragen geschaffen werden sollen. Die 115 Stellplätze oberirdisch sollen allesamt überdacht werden, die Flachdächer werden, wie alle Flachdächer der Gebäude auch, analog der jüngst erlassenen Grünsatzung der Stadt begrünt. Größere Verkehrsbeeinträchtigungen sieht ein seitens des Vorhabenträgers erstelltes Gutachten nicht, was der Stadt durch ein eigenes Gutachten bestätigt wurde.

Eine Kita soll es in der neuen Anlage nicht geben. Die Planungen gehen nach Berechnungsgrundlagen des statistischen Bundesamtes von einer Bewohnerzahl von 177 aus, aus der sich ein Mehrbedarf an elf Kindergartenplätzen ergebe. Hierfür bietet der Investor der Stadt einen Zuschuss von knapp 200.000 Euro an. Vermietet werden sollen die Wohnungen nach Richtlinien der Stadt mit einer Bindefrist von sechs Monaten nach Bezugsfertigstellung.

Auf Basis der vorgelegten neuen Planungen sieht die Verwaltung die Weiterführung des Verfahrens als möglich an. Bürgermeister Guido Orthen (CDU) empfahl dem Ausschuss, das Projekt „auf Schiene zu setzen.“ Probleme mit bestehendem Einzelhandel allem in der Poststraße konnte er nicht ausschließen, daher handele es sich bei dem für oder wider zum Projekt in erster Linie auch um eine politische Entscheidung. „Aber wollen wir auf etwas warten, was nie wieder kommt, oder eine Entscheidung treffen?“ fragte Orthen den Ausschuss auch mit Blick auf zahlreiche verworfene oder zurückgezogene Ideen für das Vorbergergelände aus den letzten Jahren. Man könne auch nicht warten, bis der letzte in der Poststraße sein Geschäft wieder aufgebaut habe. Auf Basis der Präsentation beschloss der Bau- und Planungsausschuss einstimmig, mit der Fortführung des Projekts in die entsprechenden Gremien zu gehen.

Nachhaltigkeitsaspekte

Neben der Begrünung der meisten Dachflächen soll das Projekt als sogenanntes KFW 55 Effizienzhaus im Gewerbebereich und im Wohnbereich mit zusätzlicher Nachhaltigkeitszertifizierung entwickelt werden. Die ist gegenüber der strengeren KFW 40 Richtlinie aufgrund eines Erlasses nach der Flut im Ahrtal noch möglich. Denn für die von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Gebiete gibt es bei der Förderung nach KfW-55-Standard eine längere Übergangsfrist. Eine KFW 40 Entwicklung sei aufgrund des Primärenergiefaktor der Ahrtalwerke, an deren Fernwärmenetz die Gebäude angeschlossen werden sollen, nicht zu erreichen sagte Architekt Golly. Mehr als 700 Quadratmeter Dachflächen sollen mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet werden, Teile der Parkplätze werden mit Ladesystemen für E-Autos ausgestattet.