Der Blick von außen am Tag nach der Flut läßt nur vermuten, wie es hinter den Mauerresten aussieht.
Kaum zu glauben, dass das noch einmal aufgeräumt werden konnte.
AHRWEILER. TW. Unmittelbar nach der Flutkatastrophe herrschte an der gesamten Ahr totales Chaos. Neben den vielen Toten und Verletzten, der zerstörten Infrastruktur im öffentlichen wie im privaten Sektor und einer sehr schnell als unendlich lang prognostizierten Aufbauphase gab es Orte, bei denen die Menschen fragten: Wer soll das denn überhaupt noch einmal so wieder aufbauen, wie es war? Ein solcher Ort war der Ahrweiler Ahrtorfriedhof. Jetzt ist klar: die Sanierung kann durchgeführt werden, aber die Arbeiten werden zweieinhalb bis drei Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Peter Terporten und sein Team vom Ingenieurbüro Hermann Terporten in Ahrweiler haben alles geplant. Nun stellte Terporten die Bauzeitenplanung auf Einladung des Ortsbeirats der Ahrweiler Bevölkerung vor. Auf großes Interesse stießen die neuerlichen Aussagen nicht, gerade einmal zehn interessierte Bürger waren ins Helmut-Gies-Bürgerzentrum nach Ahrweiler gekommen, um sich anzuhören, welche Einschränkungen es wie lange in Zukunft geben wird.
Der Blick zurück auf die schrecklichen Ereignisse des 14./15. Juli 2021 rund um besagten Friedhof direkt an der Ahr liest sich wie ein übertriebener Horror- oder Katastrophenroman. Meterhoch schoss die braune Brühe stundenlang durch die Stadt und über den Friedhof. Nachdem die Wassermassen es mit ihrer Kraft und sicherlich auch mit der Hilfe des mitgeschwemmten Treibguts geschafft hatten, große Teile der umlaufenden Mauer einzudrücken, hatte das Wasser freie Bahn, um auf dem 18.441 Quadratmeter großen Areal zu wüten. In der Nacht konnten sich zwei Wehrmänner gerade noch auf hohe Kreuze oder Bäume retteten, verharrten dort über Stunden, ehe sie von Kameraden helfender Wehren aus Bonn lebend aus ihrem Elend befreit werden konnten. Die Flut spülte Tonnen von Schlamm auf das Gelände, riss Grabsteine und Grabumrandungen fort. Sie spülte ganze Grabstellen weg, Holzkreuze, die von Beerdigungen in der jüngeren Vergangenheit zeugten, fanden sich in den ersten Tagen nach der Katastrophe hunderte Meter weiter irgendwo im Gebiet der Schützenstraße. Autos waren auf den Friedhof gespült worden, dazu Treibgut in allen möglichen Formen und Größen.
In den folgenden Tagen suchten die Menschen oft vergeblich nach den Grabstellen ihrer Freunde und Angehörigen. Kaum ein Weg war noch da. „Wer soll das jemals wieder aufbauen“, fragten sie sich. Viele trauten sich über Tage und Wochen nicht, dem Friedhof näherzukommen. Erste Hoffnung kam auf, als die Bundeswehr einschritt und mit ersten Aufräumarbeiten begann. Für ein kleines Fünkchen der Hoffnung hatte zuvor bereits die alte Friedhofskapelle gesorgt. War diese doch in manch einer Gremiensitzung der Stadt zuvor als baufällig bezeichnet worden, hatte sie der Flut standgehalten. Bei der folgenden Beurteilung der Schäden für den bei den Ministerien einzureichenden Kostenplan des Wiederaufbaus bewertete die Stadt nach der Begutachtung der Friedhofshalle und der alten Kapelle die Friedhofshalle als Totalschaden und bewerte alle im Zusammenhang mit der Wiederherstellung anfallenden Kosten nur für die Gebäude auf mehr als 1,8 Millionen Euro. Die Ende Mai veröffentlichten Gesamtkosten für die Wiederherstellung des Friedhofs wurden schließlich auf 6,3 Millionen Euro geschätzt. Zentrales Friedhofsbauwerk ist dabei eine neue Aussegnungshalle mit Sichtbarkeit vom Ahrtor aus.
Aber damit ist es nicht getan, machte Peter Terporten nun deutlich. Zunächst einmal kann nicht alles auf einmal angegangen und gebaut werden. Der Friedhof wurde in insgesamt acht Baufelder aufgeteilt, so dass die Sanierung nach und nach erfolgen. Das ist schon deswegen nötig, weil der originäre Friedhofsbetrieb während der Bauphase weiterlaufen soll. Das heißt: es werden weiterhin Beerdigungen stattfinden und Friedhofsbesucher können die Grabstätten zumindest außerhalb der jeweils in Bau und Sanierung befindlichen Baufelder besuchen.
Grundlegend für die abschnittweise Baudurchführung ist die Herstellung der Hauptachse der Friedhofswege, bei der auch eine tiefbautechnische Infrastruktur angelegt werden muss, vor der aus dann die Anschlussleitungen in die jeweiligen Baufelder geführt werden. Welcher Bereich wann gemacht macht, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Die Bauablaufplanung bedarf der Fortschreibung, der aktuelle Stand der Dinge wird auf Informationstafeln am Friedhofsgelände veröffentlicht.
Insgesamt hat das Büro Terporten für die Gesamtsanierung des Ahrtorfriedhofs 649 Tage veranschlagt, sagt aber gleich dazu: „Änderungen und Anpassungen im Bauablauf sind höchst wahrscheinlich. Nicht oder kaum beeinflussbare Faktoren, wie Materialverfügbarkeit, die pandemische Lange, Personalverfügbarkeit oder die Unterbrechung beispielsweise für Beerdigungen können die Planungen jederzeit beeinflussen. „Gemeinsames Ziel ist die Wiederherstellung des Friedhofes bei möglichst kurzer Bauzeit und gleichzeitigem Friedhofbetrieb“, so Peter Terporten.