Die Zukunft vieler Ladenlokale ist ungewiß. Droht hier beispielsweise Leerstand?
KREISSTADT. TW. Welche Geschäfte in den Innenstadtbereichen von Bad Neuenahr-Ahrweiler bauen wieder auf? Wer kommt nicht mehr wieder? Wo bleiben Ladenlokale leer? Fragen, die derzeit kaum jemand beantworten kann. Aus diesem Grund ist die Einführung eines digitalen Leerstands- und Ansiedlungsmanagements auch vordringlicher Wunsch bei Händlern und Werbegemeinschaften. Nun beschloss der Stadtrat einstimmig, vorbehaltlich der Beschlussfassung über den Haushalt 2023 sowie möglicher Fördermittel im Rahmen des Modellvorhabens „Innenstadt-Impulse“, Maßnahmen zur Durchführung einer „Sofort-Strategie 2022/23“ gemäß einer vorliegenden Priorisierung sukzessive umzusetzen.
Dabei stehen ganz an der Spitze der Prioritätenliste, die in Workshops mit dem Handel erarbeitet und danach mit Vertretern der Werbegemeinschaft, der GrünCard, des Ahrtal-Tourismus und der IHK Koblenz wurde am 21.09.2022 in eine Priorisierungsmatrix überführt wurden, auch die Entwicklung sogenannter Pop-up-Konzepte sowie ein Gestaltungsleitfaden für leerstehende Immobilien. Ebenfalls als dringend angesehen werden digitale Alltagsbegleiter wie eine App zum Stadtportal, aber auch Feste und Events, die die Innenstädte wieder lebendig werden lassen. Hier taucht auch die Idee einer neuen Wein- und Genussmeile auf.
Dabei gliedert sich die Maßnahme eines Leerstands- und Ansiedlungsmanagement in mehrere Teilbereiche. Der unter Federführung der Düsseldorfer Vitail GmbH erstellte Katalog nennt zu diesem Thema zunächst die Etablierung eines „Arbeitskreises Leerstandsmanagement“ Hier sollen die städtische Wirtschaftsförderung in enger Zusammenarbeit mit den Stadtplanern die Aktivierung eines Eigentümernetzwerks für die Innenstadt von Bad Neuenahr und das Stadtzentrum von Ahrweiler angehen und eine entsprechende Datenbank erstellen, die auch Interessen und Auflagen der Eigentümer beinhaltet. Weiterhin erfolgt dann in der Einführung eines digitalen Leerstands- und Ansiedlungsmanagements die Erstellung eines Leerstandskatasters. Über den digitalen Leerstandsmelder, der auf der Webseite der Stadt eingebettet wird, werden dann die zuvor erhobenen Leerstände angezeigt. Für die interne Nutzung wird ein digitales Leerstandskataster mit Kartierung und eine Adressdatenbank für den immobilienwirtschaftlichen Dialog geschaffen. Die Vitail GmbH schlägt dabei die das digitale Tool LeAn vor, dass im Rahmen des durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekts „Stadtlabore für Deutschland“ entwickelt wird.
Leerstände selbst könnten durch temporäre Angebote, sogenannte „Pop-up-Stores“ überbrückt werden, beispielsweise für Saisonartikel oder zum Testen von Geschäftsideen, auch im Rahmen eines Start-up/Gründer Wettbewerbs. Hier müssen Vermieter aber bereit sein, auf langfristige Mietverträge zu verzichten. Schließlich folgt die Entwicklung eines Gestaltungsleitfadens für leerstehende Immobilien. Dabei kann ein verpflichtender Gestaltungsleitfaden entwickelt werden, der vorgibt, wie Schaufenster zu gestalten sind. Dieser Gestaltungsleitfaden könnte auch auf aktuelle Baustellen ausgeweitet werden, um zu signalisieren, dass sich in der Stadt etwas tut. Hierzu könnten sich historische Bilder anbieten oder man initiiert ein Kunstprojekt und bindet somit die Bürger mit ein.
Ebenso ganz oben auf der Prioritätenliste stehen die digitalen Alltagsbegleiter, wo es eine große Fülle von bereits erprobten Konzepten und passende Module gibt, von denen die richtigen zu finden sind. Das reicht über digitale Community-Begegnungsräume wie Chats, Flohmärkte oder Jobbörsen über digitale Schaufenster bis hin zum Abbau von Zutrittshürden mittels digitaler Bürgerkarten. Hier kann auch die Erweiterung des Stadtportals aufgenommen werden.
Dritter Punkt an der Spitze der Prioritätenliste sind „Lebendige Städte durch Feste und Events“, wobei durchaus neue Formate wünschenswert seien. Vitail nennt als Beispiel die Etablierung eines Feierabend Marktes als Kombi aus Wochenmarkt mit Speisen, Getränken und Musik.
Weiterhin soll die städtische Aufbau und Entwicklungsgesellschaft mit Maßnahmenvorschlägen, die im Kern auf die Neugestaltung der Innenstädte abzielen, beauftragt werden. Dabei geht es beispielsweise um die Schaffung eines Wasserlaufs oder eines begehbaren Wasserspielplatzes, die Schaffung von ausreichenden und unterschiedlichen Sitzmöglichkeiten, die Mediterranisierung öffentlicher Plätze oder einen Stadtstrand. Hier sind auch die Öffentlichkeit und die Bürger um ihre Beteiligung gefragt.
Um möglichst schnell mit der Umsetzung beginnen zu können, hat die Verwaltung in der Hoffnung auf einen positiven Förderbescheid für das Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“ Maßnahmen beantragt, unter anderem für Kooperatives Innenstadtmarketing, Aktionstage für eine aktive und lebendige Innenstadt oder die Fusion der beiden Werbegemeinschaften.