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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 44/2023
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Preise gehen nach Stuttgart und Berlin

Bürgermeister Guido Orthen (v.l.), Preisträger Frank Schachner, Preisträger Martin Schmitz, Projektbetreuer Marcus Hille und Geschäftsführer Hermann-Josef Pelgrim am Modell des Wettbewerbssiegers.

14 Bürogemeinschaften beteiligten sich an Architektenwettbewerb für den Bereich um die Kurgartenbrücke

BAD NEUENAHR. TW. Es sind Begriffe, wie „Herzstück der Stadt“ oder „Schnittstelle“, die am Mittwoch bei der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler (AuEG) zu hören waren. Gemeint ist ein Bereich um Georg-Kreuzberg-Straße, Lindenstraße und Kurgartenstraße in Bad Neuenahr. Im Zentrum stehen dabei die Kurgartenbrücke und die Casinobrücke. Für die künftige Gestaltung schrieb die Stadt einen offenen Architektenwettbewerb aus, nun fand unter dem ebenfalls hoch angesiedelten Begriff „Brückenschlag“ die Preisvergabe statt. Gewonnen hat den Wettbewerb die Kombination aus den Büros Schlaich Bergermann Partner (Stuttgart) und dem Berliner Atelier Loidl für Landschaftsarchitektur. Zumindest letztere sind in der Kreisstadt keine Unbekannten, zuletzt waren sie maßgeblich an der Erstellung des Masterplans zur künftigen Ahrufergestaltung in der Kreisstadt beteiligt.

Dass in den beiden Büros eine hohe Aufgeregtheit geherrscht habe, die nach der Verkündung des ersten Preises in helle Freude umgeschlagen sei, machte Martin Schmitz bei der Preisverleihung deutlich und dankte gleich einmal für den Auftrag. So weit sei es allerdings noch nicht, entgegnete Bürgermeister Guido Orthen. Nicht die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft vergebe den Auftrag, sondern der Stadtrat. Und der muss sich erst noch mit den Ergebnissen des Wettbewerbs befassen. Insofern machte der Bürgermeister auch zwei Dinge deutlich. Zum einen sei es ein Wettbewerb mit einem sehr knappen Ergebnis gewesen. „Alle 14 Büros haben sehr gute Planentwürfe abgegeben“, so Orthen, der sich am Ende über „namhafte und leistungsfähige Preisträger“ freute. Zum anderen machte der Bürgermeister aber auch keinen Hehl darauf, dass er sich am liebsten ein „Wunschkonzert“ aus den Höhepunkten aller Wettbewerbsergebnisse vorstellen konnte und kündigte schon einmal an, dass es über Details des Siegerentwurfs nicht nur lange Diskussionen gab, sondern auch künftig noch geben dürfte.

Vor einer Fülle von Vertretern der kommunalen Familie hatte der Geschäftsführer der AuEG, Hermann-Josef Pelgrim, zunächst berichtet, dass die hochrangig aus Vertretern der Politik und Fachleuten besetzte Jury ein einstimmiges Urteil gefällt habe. Mit der Gestaltung des Herzstücks der künftigen Entwicklung der Stadt sei ein Meilenstein im Wiederaufbau geschafft. „Ich bin froh, dass wir diese Aufgabe über einen Wettbewerb lösen konnten“, so Pelgrim. An diesem Wettbewerb hatten sich 14 Büro-Kombinationen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien interdisziplinär mit den Themen allgemeiner Architektur, Landschaftsbau und Brückenarchitektur beschäftigt. Nach einer ersten Bewertung durch die Jury unter der Leitung von Gregor Bäumle (Darmstadt) im Sommer in Bad Breisig hatten es sechs Bewerber in die zweite Runde geschafft. „Danach haben wir noch einmal sehr aufwändig an unserem Entwurf gearbeitet“, so Frank Schachner vom Siegerteam.

Die Siegerbüros hatten ihre Arbeit unter die Überschrift „Wie bringt man Bad Neuenahr an die Ahr“ gesetzt. Dabei sehen die Voraussetzungen auf der einen Seite künftig einen vitalen Innenstadtbereich, auf der anderen Seite die Kuranlagen. Die Schnittstelle sei nun zu gestalten. Man habe sich hier für eine klassische Gestaltung entschieden, mit einer gewissen Robustheit und Pragmatismus. Entstanden ist die Idee eines Ahrboulevards auf der Nordseite des Flusses und einer Kurgartenpromenade, die auf die Martin-Luther-Kirche zulaufe, vor der sich Boulevard und Promenade kreuzen. Der Ahruferboulevard soll in einen gepflasterten Bereich für den Radweg und einen wassergebundenen Bereich für den Aufenthalt gegliedert werden. Ein barrierefreier Weg führt zur Landgrafenbrücke. Sitzstufen ermöglichen das Verweilen an der Ahr, der Hochwasserschutz wird in die Promenaden integriert.

Die neue Kurgartenbrücke soll als Deckbrücke mit untenliegendem Tragwerk gestaltet sein. Pfeiler wird die Brücke keine haben. Das Pflaster der Kurgartenstraße sowie Möblierung und Beleuchtung gehen nahtlos in die Brücke über, auf der Fahr- und Gehbereiche klar getrennt werden. Die kleinere Casinobrücke – ebenfalls ohne Pfeiler in der Ahr – schließt ebenerdig an die beiden Uferbereiche an, der Fuß- und Radweg quert die Ahr ohne Hindernisse. Die Brücke soll als Hubbrücke errichtet werden und im extremen Hochwasserfall anhand eines Hydraulikantriebs über den Wasserspiegel angehoben werden können.

Klimaökologisches Ziel der Architekten ist es, die Ahr als lebendigen Stadtfluss in die Mitte zu rücken. Dementsprechend sollen die Uferbereiche naturnah ausgestaltet werden. Angebot für Aufenthalt und Erholung werden mit klimaökologischen Strukturen verbunden. Entlang der Ufer werden bestehende Strukturen aus Wasserstauden und Flussbausteinen hinsichtlich Uferstabilität, Durchfluss und Wasserqualität weiterentwickelt.