Dieses Bild hinge lange im Trauzimmer des Rathauses in Bad Neuenahr.
AHRWEILER. TW. Groß war die Freude bei der in Bad Neuenahr-Ahrweiler für Stadt- und Kulturgeschichte zuständigen Heike Wernz-Kaiser, als Eva Brachert vom Landesmuseum Mainz drei großflächige Bilder des kreisstädtischen Malers Carl Weisgeber, die in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 2021 neben mehreren tausend weiterer Exponate im damaligen Kulturgut-Depot der Stadt, einem Nebenraum der Ahrweiler Marktgarage, lagerten, restauriert zurückbrachte. Auch ins Depot war die Ahrflut mit Massen von Schlamm eingedrungen. 15 Tage dauerte es im Anschluss, bis das übrig gebliebene gerettet werden konnte. „Die Tiefgarage lief ja immer wieder voll Wasser und wir konnten zunächst nicht mit der Bergung beginnen“, erinnert sich Wernz-Kaiser allzu genau an die damaligen Tage. Erst allmählich drangen die Helfer zu den Exponaten vor, von denen eine noch immer nicht bekannte Zahl wohl unwiederbringlich zerstört ist. „Bei vielen Stücken wurde bis heute nicht mit der Restaurierung begonnen, sie tragen oftmals immer noch die Schlammschicht aus der Katastrophe, so Wernz-Kaiser. Oftmals wisse man noch gar nicht, was sich unter der Schlammschicht befinde.
Auch die drei nun zurück in die Stadt gelangten Bilder haben eine schmerzliche jüngere Geschichte hinter sich. Sie lagerten im Depot und waren in Luftpolsterfolie verpackt. Vieles war seinerzeit in der Vorbereitung zur Aufarbeitung im Vorfeld der damals geplanten Landesgartenschau. Auch das 149 mal 105 Zentimeter große Werk mit dem Titel „Panorama des unteren Ahrtals mit Blick auf das Kurbad Bad Neuenahr.“ Es hatte zuvor lange Jahre im Trauzimmer des Rathauses gehangen, später dann an anderer Stelle im Neuenahrer Rathaus. Das Gemälde wurde im Jahr 1951 von Weisgerber gefertigt, wie die Jahreszahl neben der Signatur zeigt. Es war seinerzeit ein Geschenk der Spielbank Bad Neuenahr anlässlich der Verleihung der Stadtrechte an Bad Neuenahr. Das 74 Jahre alte Ölgemälde auf Leinwand liegt Heike Wernz-Kaiser ganz besonders am Herzen. Dass es ausgerechnet vor der Flut im Depot eingelagert wurde, schmerzt noch heute. Das Bild zeigt eine grüne Landschaft, im Hintergrund Bad Neuenahr. Gut zu erkennen: die Rosenkranzkirche und der Turm des Kurhotels. „So viele Bilder von Bad Neuenahr gibt es gar nicht“, sagt Heike Wernz-Kaiser. Das wird daran liegen, dass die Geschichte der Kurstadt noch recht jung ist. Sie weist auf ein Detail hin: auf dem Bild sind zwei Angler zu sehen, mit Angelruten und einer Reuse. Wernz-Kaiser weiß: „Die Gäste an der Ahr freuten sich nicht nur über den Wein und die Weinfeste, sie wurden seinerzeit auch in erster Linie mit Fisch beköstigt.“
Die Odyssee für dieses und die beiden anderen Bilder begann also gut zwei Wochen nach der Flutkatastrophe. Die geretteten Kunstwerke wurden damals an fünf Orte im Bundesgebiet verbracht. Die drei Weisgerber Bilder kamen zunächst nach Trier, wo heute noch ein großes Bilder-Konvolut aus der Flut auf seine Restaurierung wartet. Weil die Folie die Bilder nicht vor der Feuchtigkeit und einer am Ende rund zwei bis vier Millimeter dicken Schlammschicht schützen konnte, waren Bild und Folie zu einer Einheit „verbacken“, wie Restauratorin Eva Brachert es ausdrückte. Die Malschicht quoll unter der Lehmdecke auf, die Luftpolster bildeten sich auf Lehm und Bild ab, Dreck und Farbe klebten an der Folie, als diese entfernt wurde. Nach einer Zeit des Trocknens wurden die Bilder ins Landesmuseum nach Mainz verbracht. Hier ruhten die Exponate ein dreiviertel Jahr lang, um abzutrocknen. Die Malschicht sollte sich beruhigen“, so Brachert. Die gequollene Leinwand konnte sich bei einem solch langsamen Trocknungsprozess wieder straffen. Brachert betonte aber auch: „Dank des korrekten und sehr stabilen Bildaufbaus bei allen Gemälden, war eine Rettung des Bestands überhaupt erst möglich. Weisgerber attestierte sie, ein guter akademischer Maler gewesen zu sein.
Was folgte, was die aufwändige Entfernung der Lehmschicht, die immer wieder mittels Fensterleder angefeuchtet und dann stückchenweise entfernt wurde. Dabei zeigte sich beim Bild „Stillleben mit Truthahn“, dass dieses ein ausgeprägteres Schadensbild aufwies. Auch war hierauf ein Fußabdruck im Lehm erkennbar, was wohl bei der Bergung passiert sein musste. Immer mal wieder habe sie in den vergangenen Jahren an den beiden größten Bildern gearbeitet, das dritte Bild, das zwei spielende Hunde zeigt, wurde von einer Kollegin restauriert. Fasse man die Zeit zusammen, so käme man auf eine Arbeitszeit von rund einem dreiviertel Jahr pro Bild“, erklärte die Restauratorin.
Heike Wernz-Kaiser zeigte sich unterdessen überglücklich, dass die drei Werke heute wieder so aussehen, als haben die keine Katastrophe erleben müssen. Sie unterstrich, dass alle Restaurationen kostenlos durchgeführt würden. Ahrweilers Ortsvorsteher Ferdi Heuwagen war ebenfalls sichtlich beeindruckt. Die Stadt sei für die Hilfe sehr dankbar, unterstrich er und betonte die Wichtigkeit eines Carl Weisberger für Ahrweiler Kunst