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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 45/2025
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B266: Viele Ideen und keine Entscheidung

Markus Becker (r.) zeigt anhand eines Maßstabsm wie hoch das Wasser tagelang in der Ehlinger Senke stand.

Immer noch kein Ergebnis hinsichtlich des Aufbaus bei Heimersheim - Jetzt war der Petitionsausschuss des Bundestags da

HEIMERSHEIM. TW. Besuch aus Berlin im Bad Neuenahrer Rathaus: eine Delegation des Petitionsausschusses des Bundestages war am Dienstag vor Ort, um sich ein Bild zu machen. Es ging um insgesamt drei eingereichte Petitionen. Eine betrifft den Wiederaufbau der B266 auf rund 1,2 Kilometern Länge in Höhe Heimersheim und die Frage nach zwei, drei oder vier Fahrspuren, zwei weitere Petitionen fordern endlich einen Abfluss für Wasser aus der Ehlinger Senke unterhalb der A573 hindurch. Am Ende des Tages waren nicht alle Petenten zufrieden.

Vor allem die B266 gestaltet sich schwierig. Es ist eine Bundesstraße, um die sich ein Landesbetrieb kümmert, die durch Kreisgebiet führt und die für schwere Schäden, Tote und Verletzte in der Stadt sorgte, weil ihre breite Bauweise das Flussbett der Ahr einschränkt. Also reden auch Vertreter von Stadt, Kreis, Land und Bund mit. So ist die Gemengelage. Den Hut der Entscheidung will sich niemand aufsetzen, aber ein Konsens scheint auch viereinhalb Jahre nach der Katastrophe in weiter Ferne.

Den ersten Aufschlag zu der Straße gab es seinerzeit aus der Bevölkerung. Vier Fluthilfe-Arbeitskreise hatten sich in Heimersheim gegründet, für den Bereich Verkehr hatte der Sprecher des Arbeitskreises 1, Robert Füllmann, schnell Ideen parat: zwei Fahrspuren, dazu ein Kreisverkehr, der alle Auf- und Abfahrten bei Heimersheim sicherstellt. Die Rampe als Auffahrt zur Spur nach Norden wäre obsolet. Eine Idee, die auch im Rathaus ankam und in einem entsprechenden Grundsatzbeschluss des Stadtrats mündete. Füllmann warb als einer der Petenten nun vor Ausschussmitgliedern und hohen Vertretern der betroffenen Behörden und Betrieben erneut für die Arbeitskreis-Ideen, sieht maximal eine Dreispurigkeit, um den Wasserablauf der Ahr bei Extremhochwasser zu gewährleisten. Andernorts ginge das auch, nannte der Pentent die B262 zwischen Mayen und Mendig als Vorbild. Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen untermauerte die Forderung nach einem „signifikanten Rückbau der B266“, wir er sagte. Orthen befürchtet jedoch ein „Zuständigkeitsgerangel“ zwischen Bund und Land.

Gerhard Rühmkorf aus dem Bundesverkehrsministerium sieht zwar auch eine darstellbare Leistungsfähigkeit der Straße bei drei Spuren, bevorzugt aber lieber eine andere von insgesamt 14 auf dem Tisch liegenden Vorschlägen des Landesbetriebs Mobilität (LBM), die vier Spuren vorsieht, von denen zwei tiefergelegt werden, so dass sie bei einem Hochwasser überspült würden. Die tatsächliche hydraulische Wirkung müsste noch untersucht werden. Dass Land und Bund lieber den alten vierspurigen Aufbau wollten, war kein großes Geheimnis. Andy Becht, Staatssekretär im Landesverkehrsministerium wies daher auch auf die B266 als Bedarfsumleitung für die Ahrtalbrücke hin und auf eine kommende Machbarkeitsstudie für die Vorschlagsvarianten. Ingenieur Markus Becker sprach die Zielkonflikte an, forderte eine ganzheitliche Betrachtung von Wasser und Verkehr.

Petent Robert Füllmann zeigt sich nicht zufrieden. Man merke, dass immer noch Verkehr vor Hochwasserschutz stehe. „Arbeitsgruppe und Stadt müssen also dranbleiben“, so Füllmann, der auch den Einfluss des Petitionsausschusses des Bundes als begrenzt ansieht. „Der Einfluss liegt wohl mehr beim Land, insofern muss man auch mal die kommende Landtagswahl abwarten“, so der Petent.

Alfred Förner schien mit der Entwicklung seiner Petition glücklicher zu sein. Er und ein weiterer Petent forderten einen Abfluss für Regenwasser unter der A571 bei Ehlingen. Hinsichtlich dieser Notwendigkeit schien bei allen Beteiligten Einstimmigkeit zu herrschen. Kontroversen gab es lediglich bei einem wichtigen Part: der Finanzierung. Da wurde der Schwarze Peter hin- und hergeschoben. „Aber klar ist, dass eine Badewanne auch einen Abfluss haben muss“, drückte es am Ende ein Mitglied des Ausschusses aus. Die Hoffnung: Bund und Land geben ordentliche Zuschüsse zu einem Durchlauf, dessen Kosten Markus Becker auf eine Million Euro schätzt. Becker hatte den Wasserstand nach der Flut mit einem langen Maßstab deutlich gemacht und die Teilnehmer beeindruckt.