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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 46/2022
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Joachim Gauck Hauptredner am Volkstrauertag

Viele Menschen hatten sich zur zentralen Trauerfeier auf dem Bad Bodendorfer Ehrenfriedhof eingefunden

Landrätin Cornelia Weigand bei ihrer Begrüßung

Kranzniederlegung im Gedenken an die über 1.200 Toten, in der Mitte Bundespräsident a.D. Joachim Gauck

Veranstaltung am Ehrenfriedhof zog viele Menschen an

KREIS AHRWEILER. DG. Ein sonniger Tag, Hunderte Menschen strömten zum Ehrenfriedhof in Bad Bodendorf, um der alljährlichen Gedenkfeier beizuwohnen. Landrätin Cornelia Weigand wies bei der Begrüßung darauf hin, mit der Veranstaltung „ein klares Zeichen für Frieden und Demokratie“ zu setzen.

Volkstrauertag –„ein Begriff, der wie aus der Zeit gefallen scheint.“ Seit 1952 erinnert dieser Tag an die Opfer von Gewalt und Krieg, ist durch den brutalen Überfall auf die Ukraine aber aktueller denn je. „Wir müssen die Erinnerung aufrechterhalten, wir müssen klar erkennen und lernen, wie wertvoll Frieden und Demokratie sind und was es braucht, sie zu schützen und zu erhalten“, mahnte sie eindringlich.

„Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Tod derer, die mir nah sind. Den eignen Tod, den stirbt man nur; doch mit dem Tod der anderen muss man leben“, zitierte Pastor Frank Werner einen Vers von Mascha Kaléko und sprach dabei die Bedeutung des Gedenkens an.

Mit Spannung erwartet wurde die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Der Volkstrauertag, der seit Jahrzehnten dem Gedenken gewidmet ist, ist in diesem Jahr auch ein Tag der Trauer über das große Leid und das unsinnige Sterben in der Ukraine“, stellte Gauck gleich zu Beginn fest. Und weiter: „Dieser Krieg betrifft auch uns, es ist ein Kampf gegen unsere Demokratie, gegen unsere Freiheit.“ Er mahnte aber auch Hoffnung an, Hoffnung darauf, dass Würde und Unversehrtheit jedes Einzelnen unser Denken und Handeln prägen sollen. Aber angesichts des Krieges stehe nicht so sehr die Hoffnung, sondern das Handeln im Vordergrund. „Was können wir dazu beitragen, diesen schrecklichen Krieg zu beenden und Russland in seinem Wahn zu stoppen? Wir sind aufgefordert, alles bis zur Grenze des uns Möglichen zu unternehmen, um dem mörderischen Treiben ein Ende zu setzen. Leisten wir genug Beistand? Was können wir noch leisten, um den Überfallenen beizustehen?“

77 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges sind die grausamen Erfahrungen und Erinnerungen heute wieder präsent: Die ungeheure Zerstörungskraft von Waffen, Massenmorde und Vergewaltigungen, Vertreibungen aus der Heimat – trotz dieser neuerlichen schrecklichen Verbrechen gebe das Gedenken an unsere eigene Geschichte auch Anlass zur Hoffnung: Die Einigung in Europa und der Aufbau demokratischer Gesellschaften waren starke positive Akzente. Gauck bezog in den Trauergedanken auch die vielen Opfer der verheerenden Flut des vergangenen Jahres mit ein. Zum Abschluss zeichnete er einen Hoffnungsschimmer: „Wir dürfen neben der Trauer über Krieg und Katastrophen auch Hoffnung schöpfen. Hoffnung darauf, dass mit entschlossenem Handeln und praktizierter Solidarität das Unheil überwunden werden und eine neue Zukunft aufgebaut werden kann. Mit Zuversicht wollen wir daran mitwirken, dass alle Menschen eine Zukunft in Freiheit und Frieden haben.“ Passend dazu folgte das Lied ‘Gib Frieden, Herr, gib Frieden’.

„Wir bitten Dich um den Geist der Besonnenheit“, bat Pfarrerin Kerstin Laubmann in ihrem Gebet als Schlusswort. Umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Posaunenchor Bad Neuenahr um Leiter Rüdiger Stiehl sowie unter der Leitung von Andrea Ernst vom MGV Westum, verstärkt mit Sängern aus Sinzig, Bad Bodendorf und Oberwinter. Im Gedenken an die Opfer wurden anschließend Trauerkränze niedergelegt. Mit ‘Ich bete an die Macht der Liebe’, gespielt vom Posaunenchor, endete die Feierstunde.