FestrednerJohannes Bell (FWG Brohltal), Bürgermeister der VG Brohltal, Alfred Förner, Ronny Wolf, Bürgermeister Guido Orthen, Gründungsmitglied der FWG Ernst Füllmann, Peter Ropertz, Fraktionsvorsitzender der CDU. (v.l.)
Das Gründungsmitglied Ernst Füllmann aus Ehlingen erhielt sein „Geburtstagsgeschenk“ von Alfred Förner (stv. Vorsitzender, li.) und Ronny Wolf (1. Vorsitzender, re.)
AHRWEILER. (KG) Anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums der Freien Wählergruppe Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. hatte der Vorstand zu einem kommunalpolitischen Frühschoppen am 18. November 2023, um 10.30 Uhr in die Eifelstube eingeladen, um gemeinsam das Vereinsjubiläum zu feiern.
In Vorbereitung auf diese Feierlichkeiten hatten sich Gründungs- und langjährige Mitglieder der FWG schon mal am 3. November in der Eifelstube getroffen, um die Gründungsgeschichte der FWG und die beteiligten Personen noch einmal in Erinnerung zu rufen. Dies war notwendig geworden, weil die Ahrflut auch die Räumlichkeiten der FWG nicht verschont hatte, neben vielen Sachgegenständen war auch das gesamte Archiv und damit viele alte Unterlagen verloren gegangen. Im Laufe des Abends wurden von der illustren Runde viele alte kommunalpolitische Begebenheiten samt beteiligter Personen in Erinnerung gerufen. Die Durchsicht der alten Listen brachte immer wieder Namen zum Vorschein, die dann alte Geschichten und Anekdoten für die Runde zur Folge hatten. „Für die aktuell politisch aktiven Mitglieder war dies ein höchst informativer Abend, zumal deutlich wurde, dass sie sich in ihrer kommunalpolitischen Arbeit immer noch an die seinerzeit festgelegten und an diesem Abend zum Ausdruck gebrachten Grundsätze halten“, resümierte Alfred Förner, stellvertretender Vorsitzender, abschließend.
Am Samstag hatten sich eine Reihe von Mitgliedern und Gästen im Bistro der Eifelstube zum kommunalpolitischen Frühschoppen eingefunden und nach einer kurzen Begrüßung durch ihren 1. Vorsitzenden Ronny Wolf und einiger administrativer Infos zum weiteren Anlauf durch Alfred Förner begann der offizielle Teil der 50-Jahrfeier mit der Festrede durch Johannes Bell, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Brohltal.
Er präsentierte als „Externer“ eher den Blick von draußen auf die FWG von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zunächst ging er in einem Rückblick auf die Entstehung der FWG ein. Ihre Geschichte, so referierte Bell, hängt eng mit der Gründung der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zusammen, die ja keine Liebeshochzeit, sondern eher eine Vernunftsehe war. Wie sich das Gründungsmitglied Ernst Füllmann aus Ehlingen erinnerte, ging „die Gründung des Stadtverbandes seinerzeit auf die Verärgerung und Unzufriedenheit mit der Parteibuchhörigkeit der Mitglieder der bestehenden Parteien zurück“. Das Ziel war die damalige absolute Mehrheit der CDU zu brechen, wie Bell feststellte, hat dies jedoch noch etwas gedauert. Ein weiteres Ziel der FWG-Gründung, die aus der „Wählergruppe Zrenner“ hervorging, war die Teilnahme an der Kommunalwahl 1974, wo sie auf Anhieb fünf Mandate im Stadtrat erringen konnte. Das zentrale Element der FWG ist das wahrlich hohe Gut des freien Mandats, die Mandatsträger entscheiden ergo nach ihrem Gewissen und unterliegen keiner Fraktionsdisziplin oder gar einem Fraktionszwang. Im Hinblick auf die kommenden Wahlen im Land und im Bund gab Bell zu bedenken, dass, auch wenn die FWG Bad Neuenahr-Ahrweiler ausdrücklich und bewusst nicht den Freien Wählern im Landtag Rheinland-Pfalz angehört, der Wähler und “Otto Normalbürger“ nicht zwischen der FWG auf kommunaler Ebene und den Freien Wählern im Landtag oder gar Bundestag unterscheidet, er fragt nur „Was macht Ihr im Land“ und die Freien Wähler sich diesen Diskussionen werden stellen müssen. Als Geburtstagsgeschenk brachte Bgm. Bell eine Besonderheit aus dem Brohltal mit, eine Flasche „Rathauströpfchen“, ein der vor dem Rathaus in Niederzissen wächst.
Bürgermeister Guido Orthen begann sein Grußwort mit den Worten „50 Jahre FWG sind ein Grund zu feiern, nicht nur für die FWG, sondern auch für die Stadt. 1973, ja das waren Zeiten, junge Stadt mit einem Bürgermeister, der die absolute Mehrheit einer Partei zu nutzen wusste“ und er nahm den von Johannes Bell beschriebenen Zusammenschluss der beiden Städte auf und nannte ihn eher „Zwangsvereinigung“ als „Vernunftehe“. Im Weiteren lobte er die FWG als verlässlichen Part der politischen Mitte, deren Grundsatz es war und noch ist, die kommunalpolitische Arbeit anders zu gestalten als die etablierten Parteien mit ihrem Bekenntnis „Wir sind regional und wir bleiben regional.“ Guido Orthen bedankte sich als Demokrat bei den anwesenden FWG-Mitgliedern für den gegenseitigen Respekt und Vertrauen in den vergangenen 50 Jahren, denn die kommunale Selbstverwaltung lebt von Mitverantwortung. Dazu braucht es neben immer wieder neuen Ideen auch Köpfe, im besten Fall Charakterköpfe, die auch bereit sind, den Kopf hinzuhalten, wo bei Entscheidungen nicht gejubelt wird. Er schloss mit den Worten „Bleiben Sie ihren Grundsätzen und ihrer Stadt treu“ und überreichte als Geschenk der Stadt als äußeres Zeichen der Wertschätzung das Glaswappen der Stadt und im Hinblick auf die bisherige Zusammenarbeit im Rat der Stadt „Sie haben seit 50 Jahren die politische Landschaft in der Stadt bunter gemacht und wir arbeiten gemeinsam daran, dass unsere Stadt wieder bunt wird“ einen Acryl-Schriftzug „#wiederbunt“.
Als letzter Redner trat Peter Ropertz im Namen aller Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt ans Rednerpult. Die FWG hat die Kommunalpolitik dieser Stadt mitgeprägt und mitgestaltet, denn nichts anderes ist nach seinem Verständnis Kommunalpolitik, nämlich Politik ganz nah am Menschen ohne die Möglichkeit, dass man sich wegducken kann. Das bedeutet auch Heimat gestalten, ein Begriff, den die FWG nach seiner Bewertung positiv ausgestaltet hat. In einem Diskurs ging Ropertz auf die, wie er es augenzwinkernd nannte, „provokative“ Namensgebung ein, denn nach seiner persönlichen Einschätzung sind wir doch wohl alle Freie Wähler. FWG - was heißt das für die politischen Mitbewerber?“ Für Ropertz bedeutet das die Verankerung der Politik dort, wo sie hingehört. Eine Politik, die die Probleme der Menschen vor Ort löst und dies hat die FWG, häufig auch als Mahner und Kritiker des „schwarzen Blocks“, getan. Abschließend bedankte sich Peter Ropertz, insbesondere bei Alfred Föhrer, für die gute Zusammenarbeit und wünschte den FWGlern „Bleiben sie Frei und unabhängig“.
Nach diesem offiziellen Teil standen und saßen die Geburtstagsgäste noch einige Zeit bei einem guten Tropfen aus dem Ahrtal zusammen und tauschten noch so manche Anekdoten und Histörchen aus.