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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 49/2023
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Statistischer Hochwasserschutz HQ100 fürs Ahrtal nicht ausreichend

Die aufwändig zu stabilisierende Zufahrtsrampe an der B266 in Heimersheim/Ahr aufzugeben, fordert der AK Fluthilfe.

Treffen der AK Fluthilfe Heimersheim.

Hochwasserschutz HQ100 reicht nicht aus

HEIMERSHEIM / AHRTAL. Das Resümee der vom Landtag RLP eingesetzten Enquete-Kommission zur Flutkatastrophe 2021 im Ahrtal lautet: „Zum Schutz vor Hochwasser und Starkregen soll u.a. Gewässern mehr Raum gegeben werden.“ Man schlägt daher höhere Deiche und größere Überflutungsflächen vor.

Der Arbeitskreis Fluthilfe Heimersheim/Ahr begrüßt diese Schlussfolgerungen der Enquete-Kommission und hat in jüngsten Gesprächen mit der Stadt, dem Kreis Ahrweiler und dem LBM auf den mangelnden Schutz von HQ100 hingewiesen.

Der neu festgelegte statistische Bemessungswert für Hochwasser „HQ100“ liegt bei einem Wasserabfluss der Ahr von etwa 505m3/sec. Er ist somit nicht einmal halb so groß, wie die Abflussmenge z.B. der Jahre 2021 und 1804 mit bis zu 1.200 m3/sec. Das Schutzniveau des Landes RLP, an dem sich aktuell die Behörden und die meisten Kommunen ausrichten, liegt also gerade einmal bei ca. 42 Prozent der tatsächlich mehrfach entstandenen Abflussmenge im Ahrtal. Experten gehen davon aus, dass die Hochwasserereignisse von z.B. 1804, 1910, 2016 und 2021 in nicht ausreichendem Maße beim neuen „HQ100“ Bemessungswert berücksichtigt wurden.

Ist eine Umsetzung von HQ100 als Hochwasser-Schutzmarke sinnvoll und überhaupt ausreichend?

Für die Versicherungswirtschaft war das von Sturmtief „Bernd“ ausgelöste Hochwasser nach Angaben ihres Gesamtverbands mit einem Gesamtschaden von 8,75 Milliarden Euro die bislang folgenschwerste Naturkatastrophe in Deutschland. Es stellt sich daher die Frage, ob die getätigten Spenden und Versicherungsleistungen hier nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt werden.

Empfehlungen des Projekts KAHR der Bundesregierung

Neben der so wichtigen Frühwarnung haben die Wissenschaftler des KAHR-Projekts (Klima / Anpassung / Hochwasser / Resilienz) weitere wichtige Empfehlungen ausgesprochen, u.a.:

„Alle Potenziale der Hochwassermodellierung und Risikoanalyse sollten zur Planung von Schutzstrategien sowie zur Vorbereitung und Warnung Betroffener ausgeschöpft werden.“ – „Mehr Raum für den Fluss ist wichtig, dies bedeutet aber nicht nur Siedlungsrückzug – sondern auch angepasste Landnutzungen.“

Engstelle am Bahnhof Heimersheim

Die derzeitigen Stabilisierungsarbeiten an der Zufahrtsrampe zur B266 und an der B266 zur Ahr machen deutlich, dass die empfohlenen Flussverbreiterungen gerade hier erforderlich sind.

Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Arbeitskreis begrüßen sehr, dass sich der LBM im Gespräch für einen maximalen Retentionsraum als Ziel Nr. 1 ausgesprochen hat.

[Arbeitskreis Fluthilfe Heimersheim/Ahr]