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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 49/2025
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Gesellschaftliches Miteinander ist ohne Ehrenamtler undenkbar

Den ersten Ehrenamtstag im Mehrgenerationenhaus Bad Neuenahr organisierten (v.l.) Marion Surrey, Nicole Taskesen, Ute Remshagen und Ingrid Neubusch.

Im Bad Neuenahrer Mehrgenerationenhaus stellten sich zahlreiche Organisationen vor

BAD NEUENAHR. TW. Sie fahren die Kinder zur Sportveranstaltung, sie sammeln im Supermarkt übrige Lebensmittel für die Tafeln ein, sie begleiten Menschen auf ihrem letzten Weg. Überall in der Gesellschaft ist das Ehrenamt präsent. Was einst als Übernahme eines öffentlichen Amtes im Verein wie Vorsitz, Schriftführer oder Schatzmeister galt, ist heute viel breiter gefasst. Das Ehrenamt beschreibt die freiwillige Tätigkeit als Ganzes. Ohne Ehrenamt kein Breitensport, kein Vereinsleben und kein gesellschaftliches Miteinander. „Rund 29 Millionen Menschen sind in Deutschland in einem Ehrenamt tätig“, schätzt das Bundesministerium des Innern. Sie engagieren sich auf diese Weise in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl der Gesellschaft. Auch im Ahrkreis und in der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dort fand nun im Mehrgenerationenhaus in Bad Neuenahr erstmals ein Ehrenamtstag statt. Dabei ging es für die Organisatoren darum, die Anbieter der Ehrenämter einmal gebündelt auftreten zu lassen. Wo sonst jede Organisation alle möglichen Optionen zieht, um freiwillige Mitarbeiter zu gewinnen, waren nun 30 Vereine und Hilfsorganisationen präsent, um sich und ihre Möglichkeiten vorzustellen.

Es ging an diesem Nachmittag in Bad Neuenahr in der Hauptsache um zwei Dinge: der Ehrenamtstag war eine große Informationsbörse für die, die sich in einer freiwilligen Tätigkeit engagieren wollen, weil sie vielleicht kurz vor der Rente stehen und bald mehr Freizeit zur Verfügung haben. Natürlich ist ein Ehrenamt in jedem Alter und für jedes Alter besetzbar, von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bis zum Betreuungsverein oder dem Hospizverein. Auch die, die mal gucken wollte, was denn so alles im Ehrenamt machbar ist, waren gern gesehene Gäste. Ein weiterer Schwerpunkt: die Anbieter des Ehrenamts sollten sich kennenlernen, sich vernetzen, ihre Möglichkeiten und Tätigkeiten zur Akquise von Ehrenamtlern austauschen. Dabei ging es auch um Voraussetzungen, denn Ehrenamt ist noch längst nicht überall das gleiche.

„Manches beginnt ganz niederschwellig, zum Bespiel mit Besuchen bei Menschen, die einsam sind“, sagt die für Kreisstadt und Grafschaft zuständige Gemeindeschwester plus, Ingrid Neubusch. Sie und Ute Remshagen vom Pflegestützpunkt können auf einen Pool von mehr als zwei Dutzend Ehrenamtler zählen. Die meisten von ihnen wollen einfach nur helfen. „Da muss mal Sperrmüll rausgestellt werden, oder eingekauft oder eine Glühbirne gewechselt.“ Ein Anruf der Hauptamtlichen genügt zumeist und ein Ehrenamtler steht bereit. Natürlich gibt es auch Ehrenämter, die Lehrgänge und Schulungen erfordern, wenn zum Beispiel um Betreuungen, Beratungen oder die Hospizarbeit geht. Auch Nicole Taskesen vom Malteser Hilfsdienst berichtete von kurzfristigen Angeboten ihres Hilfsdienstes, die ohne schnell gefundene Ehrenamtler nicht funktionieren würden. Bestes Beispiel aber dürfte das Mehrgeneartionenhaus selbst sein, das wird von zwei hauptamtlichen und einigen Praktikanten geleitet, die Arbeit in den unterschiedlichsten Gruppen aber machen Dutzende Freiwilliger, und das an sieben Tagen in der Woche, oftmals bis spät am Abend. Hunderte von Menschen gehen jede Woche im Mehrgenerationenhaus ein uns aus. „Wir richten uns hier nach dem Bedarf der Bürger und versuchen zu unterstützen“, sagt Leiterin Marion Surrey zur Philosophie des Hauses. Aber sie betont auch: „Wir könnten mehr Ehrenamtler gebrauchen“ und nennt ein Beispiel: „Früher gab es im Café rund 30 Personen, die Kuchen machten und Kaffee kochten. Aufgrund des demografischen Wandels und nach der Flutkatastrophe haben wir aktuell nur noch fünf oder sechs Personen, die sich als Gastgeber betätigen.“ Und das Café ist täglich geöffnet. „Aktuell bleibt die Küche freitags auf Grund der personellen Situation geschlossen“, ist auf der Homepage des Mehrgenerationenhauses zu lesen.

Umso wichtiger sind also Veranstaltungen wie der Ehrenamtstag, um neue Freiwillige zu finden. Die gebe es zwar in jedem Alter, die meisten ließen sich aber bei den frischgebackenen Rentnern finden, sagen die Organisatorinnen. Und noch etwas hat sich geändert, so Marion Surrey: „Freiwillige Ehrenamtler sehen sich lieber in befristeten Projekten statt einer langfristigen Bindung.“ Die Menschen wollten ihre persönlichen Freiräume nicht allzu sehr eingeschränkt sehen.

30 Institutionen mit ehrenamtlich tätigen Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen konnten als Aussteller an diesem ersten Ehrenamtstag in der Kreisstadt gewonnen werden, der zur festen Institution werden und ab 2027 einmal jährlich stattfinden soll. Die Fäden hierfür in die Hand genommen hatte eine Organisationsgruppe aus Malteser Hilfsdienst, Pflegstützpunkt, Gemeindeschwester plus und Mehrgenerationenhaus. Ihrem Aufruf zur Teilnahme waren unter anderem Vereine, Wohlfahrtsverbände, Beratungsinstitutionen, Selbsthilfegruppen oder Betreuungsvereine gefolgt, die allesamt nur funktionieren, wenn sie freiwillige Hilfe erfahren.