Schon zum Protestzug vom Bahnhof in die Ahrweiler Altstadt waren laut Polizei 3.500 Menschen gekommen.
In vorderer Reihe waren Vertreter aus Politik und Gesellschaft zu finden, die auch ans Mikrofon traten.
Die heimische Musikwelt unterstützte den Protest: (v.l.) Dirk Schoenmakers, Andy Neumann, Andreas Hoss und Stephan Maria Glöckner.
AHRWEILER. TW. Auch im Kreis Ahrweiler sind die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen den Rechtsextremismus im Land zu protestieren. In Ahrweiler sollten es nach den Vorstellungen des „Aktionsbündnisses SolidAHRität für unsere Demokratie“, einem Zusammenschluss von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, mehr als 200 sein, die sich dem Zug anschließen. Am Ende waren es Tausende. Die Polizei zählte schon 3.500 Teilnehmer, die am Sonntag vom Ahrweiler Bahnhof zum Marktplatz zogen und machte dort rund 500 wartende Demonstranten aus. Die Veranstalter sprachen später von 5.000 Protestlern, die lautstark unterwegs waren. Mit sich trugen sie viele Schilder und machten darauf Dinge klar, wie: „Steht auf für Demokratie, Toleranz und Vielfalt, gegen Rechtsextremismus, Hetze und Einschüchterung.“ „Nur ein Nazi wählt eine Nazipartie“ war zu lesen, mit Rückblick auf die Flutkatastrophe Sätze, wie „Eine braune Flut hat gereicht.“ „Nie wieder ist jetzt“ stand auf einem Schild. Ein Satz, den auch Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen als einer der Redner gebrauchte. Aber auch „Rechte Hetze fachgerecht entsorgen“, forderte ein Demonstrant entgegen der Vorschläge am Mikrofon, zu versuchen, die Menschen aus ihrer rechtsextremen Gesinnung wieder zurück in die Gesellschaft holen zu wollen.
Landrätin Cornelia Weigand zitierte das in diesem Jahr 75 Jahre alte Grundgesetz und machte deutlich, dass die aktuelle Entwicklung nicht die Meinung der schweigenden Mehrheit vertritt. Daher verlangte sie auch, dass die Menschen nun Flagge für Demokratie zeigen sollten. Guido Orthen forderte klare Kante: „Wir sagen Stopp! Bis hierhin und nicht weiter!“ Er forderte tagtägliche Achtsamkeit.
Aus dem rheinland-pfälzischen Landtag sprachen die Horst Gies (CDU), Susanne Müller (SPD) und der parlamentarische Staatssekretär der Grünen, Carl-Bernhard von Heusinger. Sie alle bewunderten die Massen, die den Marktplatz bis zum Rand ausfüllten. Keine Meinung zu haben, sei keine Option sagte etwas Susanne Müller, während von Heusinger darauf hinwies, dass in Deutschland in den letzten Tagen zwei Millionen Menschen auf die Straße gegangen sind, um gegen Rechtsextremismus und Faschismus sowie für Demokratie ihre Stimme zu erheben. Auch Horst Gies machte klar: „Demokratie lassen wir uns nie wieder nehmen.“ Für die Kirchen ergriff Friedemann Bach das Mikrofon, während Rolf Deißler für den Bürgerverein Synagoge klar machte: „Die beste Versicherung gegen Völkerhass, Totalitarismus, Faschismus und Nationalsozialismus ist und bleibt die Erinnerung an und die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte. Am Samstag jährte sich 2024 sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 79. Mal.“
Auch die Ahrtaler Musiker beteiligten sich am Protest: Jeckediz, Andy Neumann, Stephan Maria Glöckner oder Klaus Mies waren dabei, sangen mit den Demonstranten nicht nur die Kölner Hymne vom „Stammbaum.“