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Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler
Ausgabe 51/2023
Aktuelles
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Konzert in der Villa Bellestate: Begeisterter Applaus

Vesselin Stanev begeisterte mit Beethoven und Schubert.

Matinee-Konzert mit Beethoven und Schubert

GRAFSCHAFT-HOLZWEILER. In einer Konzertmatinee des Grafschafter Kunstvereins am Sonntag, 10. Dezember, spielte der bulgarische Pianist Veselin Stanev Klaviermusik von Ludwig van Beethoven und Franz Schubert.

Es war wieder ein besonderer Spätvormittag in der Villa Bellestate. Dieses Mal nicht nur musikalisch, sondern auch weil Hausherr Dr. Peter Maerker nach einem Krankenhausaufenthalt wieder anwesend war. Seine Frau, Prof. Dr. Gisela Maerker-Alzer richtete ihre Eingangsworte von „Sonne im Herzen und viel Musik“ für sich selbst sicherlich mit mehreren Bedeutungen an das treue Publikum.

Vesselin Stanev ist beim Grafschafter Kunstverein ein guter alter Bekannter, seit er im Jahre 1994 dort zum ersten Mal auftrat. Jetzt brachte er eine Konzerthälfte Beethoven mit und zelebrierte nach der Pause Franz Schuberts große und letzte Klaviersonate B-Dur D 960.

Franz Schuberts drei letzten Klaviersonaten, vollendet im August 1828, gelten als jene Werke, in denen sich seine Rolle als Nachfolger der Klassiker am deutlichsten bekundet, zugleich aber auch der ureigene, tief persönliche Ton des Komponisten am klarsten ausspricht. Die B-Dur Sonate D 960 ist die letzte Klaviersonate des mit nur 31 Jahren verstorbenen Musikgenies. Stanev entführte seine Zuhörer und Zuhörerinnen in klanglichen und rhetorischen Weiten reinsten musikalischen Wohlgefühls. Konzentriert und äußerlich unbewegt sang er sich durch den mit „Molto moderato“ überschriebenen ersten Satz und nahm sich genug Zeit für Details, besonders in den Passagen, die klingen, als tastete der Komponist danach, wie es weiterzugehen habe. Meditativ und innig zugleich gestaltete Stanev das folgende Andante sostenuto. Das Scherzo "Allegro vivace" danach gestaltete er so "con delicatezza", wie es dem Komponisten vorgeschwebt haben mag, als er diese Worte als Vortragsbezeichnung in sein Manuskript schrieb. Der Finalsatz Allegretto ma non troppo beginnt wie eine freie Fantasie, entpuppt sich dann jedoch als ausladendes Rondo, das Stanev mit Sinn für die Großform wie auch mit Liebe zum Detail wiedergab. Das begeisterte Publikum entließ seinen Liebling erst nach zwei Zugaben (Schumann und Brahms).

Für diesen Erfolg hatte Stanev mit einer überzeugenden ersten Konzerthälfe und Beethoven den Boden bereitet: Zuerst mit den "Sieben Bagatellen" Opus 33, dann mit den 32 Variationen über ein eigenes Thema WoO 80, und dann mit dem bekannten Capriccio "Die Wut über den verlorenen Groschen" Opus 129. Neben der Lust am Tempo und an der pianistischen Virtuosität zeichnet Stanevs Spiel inzwischen dicht singender Klang mit einer breiten Palette von anrührender Expressivität aus. Großartige Klaviermusik zum zweiten Advent - was will man mehr!?