Kleine Äste sollten so dicht wie möglich am Ast abgeschnitten werden.
Carsten Roth stellte die Tiroler Steigtanne vor.
Die Teilnehmer durften auch selbst zur Schere greifen und entscheiden, was abgeschnitten wird.
Die Zahl der Teilnehmer beim Obstbaumschnittkurs des Aßlarer Obst- und Gartenbauvereins war am Samstag zwar überschaubar, doch in der kleineren Gruppe konnten dafür intensiver Fragen beantwortet und Tipps gegeben werden. Die winterliche Witterung hatte wohl viele vom Kommen abgehalten. Der 2. Vorsitzende Horst Lampe hieß die Interessenten herzlich willkommen und unterstützte Baumfachwart Carsten Roth bei seinem Vortrag. Wie immer wurde zunächst das richtige Werkzeug präsentiert, das von der Tiroler Steigtanne (Einholmleiter), über Amboss- und Bypass-Schere, bis zur Astsäge reichte. "Obstbäume werden geschnitten, damit sie regelmäßig hochwertige Erträge bringen", so Roth. Bei jungen Bäumen kommen Formierarbeiten dazu, die Wachstum und Fruchtbarkeit direkt beeinflussen und einer Überbauung vorbeugen. So kann mehr Licht in die Krone einfallen, was den Krankheitsdruck reduziert und die Früchte besser ausfärben lässt. Mit den Baumerziehungsmaßnahmen wird ein Baum, oder Elemente davon - in eine gewünschte Form gebracht. Hilfsmittel sind Schnüre, Klammern, Spanner und Gewichte. Diese Eingriffe verlangsamen oder unterstützen die natürlichen Prozesse. Schnittzeitpunkte sind während der Vegetationsruhezeit im Winter, aber auch im Sommer, wenn der Baum belaubt ist. Im Winter wird eine Triebreaktion bewirkt und das Wurzelwerk bleibt unverändert, während ein Teil der Triebe weg geschnitten wird. Somit stehen für die restlichen Organe mehr Wasser und Nährstoffe zur Verfügung und die Triebe wachsen im kommenden Jahr stärker. Deshalb wird im Winter maßvoll und zweckmäßig geschnitten. Die Entfernung einzelner, eher grober Äste, lässt die Triebreaktion gemäßigt ausfallen - viele kleinere Eingriffe führen zu verstärkter Triebbildung. Bei jüngeren Bäumen erfolgt ein zurück haltender, gezielter Winterschnitt. Benutzt wird vorwiegend die Baumschere und man hält sich an das Prinzip, von oben nach unten und von außen nach innen zu schneiden. Grundsätzlich soll darauf geachtet werden, dass die Fruchtäste gut verteilt sind und eine gute Belichtung bekommen. Es soll kein Missverhältnis im Kronenaufbau entstehen. Wenn der Baum eine ideale Struktur hat, müssen keine Korrekturmaßnahmen vorgenommen werden. Sind allerdings einzelne Äste im oberen Bereich zu dick oder zu lang, werden sie am besten ganz entfernt. Auch Fruchtäste mit steilem Winkel, Astgabelungen oder zu schwere Seitenäste an Fruchtästen sollen konsequent entfernt werden, um der Überbauung entgegen zu wirken. Roth fasste die Schnitt- beziehungsweise Wuchsgesetze zusammen:
| - | Äste die steiler stehen als Nachbaräste oder stärker ausgebildet sind, werden im Wuchs begünstigt. |
| - | Flach stehende Äste bilden Fruchttriebe aus und tragen Früchte - der ideale Winkel ist 45°. Wasserschosse, die senkrecht stehen, sollen entfernt werden, was auch mit ausreißen im frühen Stadium funktioniert. So entstehen keine "schlafenden Augen", die im nächsten Jahr wieder austreiben. |
| - | Abgetragene Fruchtäste oder hängende Äste werden schlechter versorgt und weg geschnitten. |
| - | Alles was nach innen wächst wird schlecht belichtet und muss weg. |
| - | Bei Konkurrenztrieben entscheidet man sich für den Stärkeren. |