Der Verein "Karanjorro - eine Schule für die Savanne" ist in Aßlar bestens bekannt. 2011 auf Initiative von Gisela und Bernd-Michael Langer gegründet, hat er ein kleines Wunder vollbracht und im Senegal eine Schule gebaut, die in diesem Jahr offiziell eingeweiht werden sollte. Da Ideengeberin Gisela Langer-Simon erkrankte und nicht mitreisen konnte, wurde die Feier verschoben. Doch Michael Langer reiste mit fünf Freunden vom 30. Januar bis 12. Februar nach Afrika und die Reisegruppe kam mit vielen neuen Eindrücken zurück. Mit dabei erneut die Dres. med. Eva und Onoura Nduka-Agwu, die einen Bericht verfassten, der sehr eindrücklich darstellt, wie wichtig das Projekt für die Menschen ist.
Bereits im Jahr 2022 hatten wir die Gelegenheit, mit Gisela und Michael Langer die im Jahr 2013 errichtete Schule im Senegal in der Nähe von M´bour zu besuchen. Sie wurde nach dem Senegalesen benannt, der das Grundstück für den Bau zur Verfügung gestellt hatte: „Latyr Diouf“. Unter den damaligen Ausgangsbedingungen schien das Projekt kaum realisierbar. Die Schule wurde in einer Region weitab jeglicher Infrastruktur errichtet. Soweit das Auge reicht viel Sand und Staub, kaum Vegetation, keine Straßen, weder Geschäfte noch Bildungseinrichtungen, kein medizinisches Versorgungszentrum, nur sehr einfache, einzelne, weit auseinander liegende Gehöfte und eine zur Trinkwasserversorgung kaum geeignete Wasserquelle, deren extremer Fluoridanteil die ausgeprägten Zahnschäden bei der Bevölkerung erklärt. Aber nicht nur die fehlende Infrastruktur stellte ein kaum überwindbares Hindernis dar, sondern es waren auch langwierige Verhandlungen mit dem senegalesischen Kultusministerium zur Legitimierung der Einrichtung bzw. Bereitstellung und Finanzierung der Lehrer erforderlich. Schon 2022 beeindruckte uns die damals fünf Klassen umfassende Schule, zusätzlich ausgestattet mit Sanitätsraum und Toilettenanlage. Von dem neu angelegten Frischwasserbrunnen profitieren heute zusätzlich ca. 300 Bewohner der Umgebung, mit einem positiven Effekt auf den Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung. Doch die Entwicklung ist in den letzten zwei Jahren weitergegangen: Ein weiteres Klassenzimmer wurde errichtet, das gesamte Schulgelände erhielt eine Einfriedung, durch die Elektrifizierung mittels einer Solaranlage können im Lehrerzimmer Laptops und Drucker eingesetzt werden. Den Wunsch nach einem Beamer konnten wir sofort erfüllen. Außerdem wurde ein solarbetriebener Kühlschrank für Impfstoffe angeschafft. Bei den in der Trockenzeit häufig im Meningitis - Gürtel der Subsahara auftretenden Epidemien ist eine zeitnahe Impfung lebenserhaltend. In der Pause spielen die Mädchen im Schatten der im Jahr 2022 gepflanzten Bäume während die Jungs auf dem Sportplatz dem Fußball hinterher jagen. Davor wird gemeinsam ein warmes Mittagessen eingenommen. Insgesamt befinden sich die Gebäude in einem erstaunlich gepflegten Zustand.
Das Motto der Schule: „l´école est l'avenir“ - Schule ist Zukunft - wird in beeindruckendem Maße gelebt: Mittlerweile besuchen 150 Kinder die Schule (bei der Eröffnung vor 10 Jahren waren es 25 Schüler:Innen) bei einem weitgehend ausgeglichenen Verhältnis von Jungen zu Mädchen. Insgesamt arbeiten fünf vom senegalesischen Staat bezahlte Lehrkräfte in der Einrichtung, darunter jetzt auch eine Lehrerin. Die Lehrkräfte identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Aufgabe, sind sehr engagiert und berichten nicht ohne Stolz, dass im letzten Jahr alle Schüler:Innen die staatliche Abschlussprüfung bestanden haben. Ihren Wunsch nach Unterrichtsmitteln für den Mathematik-/Geometrieunterricht konnten wir gleich erfüllen; der Bau einer Unterkunft für die Lehrer:Innen, die wegen der fehlenden Infrastruktur täglich einen langen, beschwerlichen Weg zur Arbeit auf sich nehmen müssen, muss noch ein wenig warten. Aber es gibt auch eine Ausnahme: In der ebenfalls von Karanjorro e.V. unterstützten Schule in Gourel, ein kleiner, näher an der Hauptstraße gelegener Ort, schläft der Direktor an 5 Tagen der Woche auf einer Pritsche im Lehrerzimmer und besucht nachmittags die Kinder in ihren Gehöften, um sie ggf. bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Der von Karanjorro e.V. bezahlte Sanitäter hält mehrmals wöchentlich Sprechstunden in der Krankenstation der Schule ab; ernsthaft erkrankte Kinder, werden an Ärzte bzw. Fachärzte überwiesen. Auch wenn statistisch noch nicht evaluiert wird, kann man sicher sein, dass sich mittelfristig die gesamte Situation der Region um die Schule deutlich verbessert hat. Aus einer verrückten Idee wurde ein großartiges, nachhaltiges Projekt!