Am Donnerstag fand im evangelischen Gemeindehaus Aßlar ein "Interkultureller Abend der Begegnung" im Ramadan mit gemeinsamem Fastenbrechen statt, der gemeinsam von der Stadt Aßlar, deren Kontakt- und Beratungsstelle und den "frühstart"-Kitas, dem Ausländerbeirat und der evangelischen Kirchengemeinde organisiert und veranstaltet wurde. Kerstin Novak, Leiterin des Familienzentrums Regenbogen, erinnerte in ihrer Begrüßung an die Anfänge dieser traditionellen Veranstaltung in 2009, die mit Ramadan, Opferfest, Ostern oder Weihnachten die Traditionen der verschiedenen Kulturen in Aßlar in den Fokus stellte. "Vor dem aktuellen Hintergrund unserer Gesellschaft haben wir uns aus dem Dornröschenschlaf nach Corona aufgemacht, um in Aßlar positive Impulse zu geben, denn die Kinder in den Kitas machen uns vor, wie sich 20 Nationen mit Leichtigkeit verstehen", so Novak. Aßlar sei Vorbild für Deutschland und die ganze Welt. "Wir leben Miteinander in Frieden, Toleranz und Respekt, alles fängt mit kleinen Schritten an und wird in die Welt getragen."
Der Imam Herr Süleyman informierte über die Hintergründe des Ramadan: "Der Ramadan ist ein gesegneter Monat und eine wichtige Zeit für die Muslime, weil der Koran in der Nacht der Bestimmung hinab gereicht wurde, der die Menschheit ins Licht führt." Dazu gehöre das obligatorische Fasten von Sonnenaufgang bis -untergang. "Ramadan ist ein Monat der Geduld und der Belohnung mit dem Paradies. Am Anfang ist er Gnade, in der Mitte Barmherzigkeit und zum Ende die Rettung vom Höllenfeuer." Im Ramadan geht es um gute Taten, teilen, geben und die Anhebung des gesellschaftlichen Bewusstseins. Das Fasten lehrt Selbstbeherrschung, reinigt die Seele, man nimmt seelische Nahrung auf und die Zeit wird mehr wert. "Ich wünsche im Ramadan Frieden, Freude, Glückseligkeit und Zufriedenheit für die ganze Welt", so Süleyman. Prädikant Patrick Stübiger sprach über Gemeinsamkeiten mit dem Christentum, das zwei Fastenzeiten kennt. "Zum einen im Advent zur Buße und in der Erwartung Gottes, und zum anderen in der Passionszeit, den 40 Tagen zwischen Aschermittwoch und Ostern", so Stübiger. Traditionell wurde auf Fleische verzichtet - Fisch durfte verzehrt werden. In der Reformationszeit sei das Fasten aus der Mode gekommen. "Für die Reformatoren war es nicht ehrlich, zu denken, man braucht nur zu fasten und alles wird gut." Leider ging ein Teil der Ansprache in der allgemeinen Unruhe unter, da die Zeit des Fastenbrechens schnell näher rückte und in diesem Augenblick die verspätete Generalkonsulin Nagihan İlknur Akdevelioğlu eintraf. So trug eine Schülergruppe der Grundschule Aßlar um Dilara Türe noch ein Gedicht über den segensreichen Ramadan vor, während das Essen gereicht wurde, und weitere Programmpunkte folgten. Auch die Generalkonsulin freute sich in ihrem Grußwort über diese Veranstaltung, die mit der großen Resonanz von 250 Gästen das beispielhafte Miteinander der Kulturen in Aßlar unterstreiche. Abschließend wurden Spenden gesammelt, die "Charly und Lotte", der Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche, zu Gute kommt, die von der Hospiz Mittelhessen gGmbH, dem Haus Emmaus, kostenlos angeboten wird.