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Asslar - Die Woche
Ausgabe 12/2024
Gestaltung Innenteil Seite 7
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Obstbäume richtig schneiden

Am Samstag fand beim Obst- und Gartenbauverein Aßlar traditionell der Obstbaumschnittkurs im Frühjahr statt. Trotz regnerischem Wetter waren eine ganze Reihe Interessenten zum Obstbaumgrundstück auf dem Gelände von Pfeiffer Vakuum gekommen und wurden vom Vorsitzenden Marco Ditschler begrüßt. "Unser Verein hat rund 200 Mitglieder, die nicht nur gerne miteinander verreisen, in geselliger Runde feiern und das familiäre Miteinander genießen, sondern auch von Gartentipps, günstigen Abonnements von Fachzeitschriften oder gemeinsam bestelltem Dünger profitieren", so Ditschler, der vor allem den Vorsitzenden des Kreisverbandes, Wolfgang Gerlach, willkommen hieß, der als erfahrener Fachwart, der selbst auch ausbildet, den Schnittkurs leitete. Er hatte auch schon gleich die erste Regel parat, die leicht zu merken ist: "Bei Regenwetter soll man keine Bäume schneiden!" Die Schnittstelle sollte trocken bleiben, sonst besteht die Gefahr von Infektionen. Auch die Temperatur spielt eine Rolle: Ist es zu kalt, ist das Holz brüchig und die Schnittwunden verheilen schlechter. Da es in Strömen regnete, versammelten sich die Teilnehmer zunächst im Unterstand und lernten geeignete Werkzeuge kennen, bei denen es einige Unterschiede gibt. Bei Scheren zum Beispiel ist es die Funktion der Klingen, die bei Bypass-Scheren aneinander vorbei führen und bei Amboss-Scheren treffen die Klingen aufeinander. Bypass-Scheren werden für frisches, weiches Holz genutzt und ermöglichen dort einen präzisen Schnitt. Amboss-Scheren kommen bei trockenem und hartem Holz zum Einsatz. Astscheren sind kraftvoller als Gartenscheren und durchtrennen mühelos Äste mit einem Durchmesser von bis zu 3 cm. Praktisch ist dabei auch der längere Hebel, sodass größere Höhen als mit der Gartenschere erreichbar sind. Die Übersetzung des Mechanismus erhöht dabei den Druck auf den Schnitt und ermöglicht ein müheloses Arbeiten. "Wenn es im Baum eng wird, greift man zur Säge", riet Gerlach. Spezielle Baumsägen arbeiten auf Zug und verhaken sich so nicht im feuchten Holz. Zudem haben sie den Vorteil, dass Klappsägen auch in dichterem Gehölz einsetzbar sind. Das ist bei Bügelsägen oft nicht der Fall. Diese eignen sich wiederum für richtig dicke, gut zugängliche Äste. "Wichtig ist es auch, die Leiter am Baum zu fixieren, damit sie nicht kippen kann", so Gerlach weiter. Vor allem, wenn die Holme nicht in den Boden eindringen können und schlecht Halt finden. Außerdem sollte man sein Werkzeug immer desinfizieren, damit keine Baumkrankheiten übertragen werden können.

Äste schneidet man direkt am Stamm oder dem Seitentrieb ab. So genannte Huthaken bergen ein Infektionsrisiko, da hier Schädlinge in den Baum eindringen können. Grundsätzlich gilt es, stets mit scharfem und sauberem Werkzeug zu arbeiten. Wichtigster Schnitt ist der so genannte Erziehungsschnitt, den man nach der Pflanzung und in den beiden darauf folgenden Jahren durchführt. Wichtig ist auch: Nicht zu viel schneiden, darauf reagiert der Baum mit übermäßigem Austrieb.

Der Erhaltungsschnitt dient dazu, die Fruchtbarkeit zu erhalten und die Fruchtqualität zu fördern. Man entfernt zunächst alle Konkurrenztriebe. Das sind Zweige, die die Spitze des Mitteltriebs und der Leitäste zu überwachsen drohen. Dann werden alle annähernd senkrecht hoch wachsenden Triebe, die so genannten Wasserschosse, entfernt. Zum Verjüngen des Fruchtholzes schneidet man alle herabhängenden, abgetragenen Zweige auf einen jüngeren, vitalen Austrieb zurück. "Durch einen geschnittenen Apfelbaum muss man einen Hut werfen können", besagt eine alte Gärtner-Regel. Ganz so licht muss er nicht sein, aber an der Regel ist trotzdem viel Wahres dran: Je luftiger die Krone, desto geringer ist die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten, weil das Laub nach Regenfällen schneller trocknet. Auch die Früchte werden größer und reifen in lichtdurchfluteten Kronen besser aus. Eine klassische Obstbaumkrone, Pyramidenkrone genannt, besteht aus einem durchgehenden Mitteltrieb und drei bis vier seitlichen Hauptästen, den so genannten Leitästen. Bei der Erziehung dieser Kronenform kommt es vor allem darauf an, die Saftwaage einzuhalten. Das bedeutet, dass alle Leitäste ungefähr auf derselben Höhe enden müssen, damit sie sich gleichmäßig entwickeln. Der Mitteltrieb sollte diese um rund 20 Zentimeter überragen. Wasserschosse kann man auch ausreißen. Gut informiert verließen die Teilnehmer das Gelände, um - bei besserem Wetter - den Schnitt ihrer Obstbäume in Angriff zu nehmen.