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Asslar - Die Woche
Ausgabe 13/2024
Gestaltung Innenteil Seite 2
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Schräge Vögel - einfach genial

Das schon legendäre Kikeriki-Theater aus Darmstadt war am Mittwochabend in der Aßlarer Stadthalle zu Gast und mischte die rund 430 Zuschauer ordentlich auf. Das Programm "Schräge Vögel" sorgte für beste Stimmung - Roland Bendo Hotz, der Gründer persönlich, und seine Mannen Lukas Hotz, Steffen Stütz und Bernd Körner ließen die Lachmuskeln ihrer Zuschauer nicht zur Ruhe kommen: Derbe Sprüche, feinsinniger Humor und Kokolores vom Feinsten sind seit 45 Jahren das Erfolgsrezept, das auch in Aßlar binnen kürzester Zeit für ein ausverkauftes Haus sorgte. "Kasperletheater war in seinen Anfängen für Erwachsene gedacht und fand sich in den Wirtshäusern", erläuterte der Chef. Wen wundert's, dass sein Puppentheater für Erwachsene so gut ankommt? Die perfekte Kombination von Menschen und Puppen macht den Spaß aus und es braucht ganz sicher eine Menge Konzentration und Erfahrung, im Hin und Her des turbulent wechselnden Rollenspiels nicht durcheinander zu kommen. Da muss man noch "alle Latten am Zaun" haben, der vor blauem Himmel übermannshoch das Bühnenbild beherrscht. Auf der einen Seite hatte Steffen Stütz seinen Platz zur musikalischen Begleitung, mischte aber auch tatkräftig vor und hinter dem Zaun mit, der mittig eine Tür hat. Was da vor, hinter und über dem Zaun geschah, verlangte auch vom Publikum volle Aufmerksamkeit, folgten die Kalauer doch im Minutentakt und das "Kopfkino" eines jeden Einzelnen spielte ja auch noch mit - Anzüglichkeiten inbegriffen. Ein Beispiel: Der fröhliche Freimuth aus Bockenwerda, Star einer jeden Kombinatsfeier, singt die "Capri-Viescher", seinen Hit aus "Ein Kessel Buntes" in breitestem Sächsisch, lässt den allürenbehafteten Heldentenor heraus hängen und lässt kackfrech kein gutes Haar am "Personal". "Ihr seid heute Abend ein tolles Publikum hier in Alsfeld - ääääääääh Aßlar!" Natürlich wurde die gesamte Damenwelt im Saal für hinterher in die Garderobe eingeladen, um den schrägen Vogel im kurzen Bademantel zu bewundern, der versprach: "Isch lasse mein Talent raushängen!" Auch "es kleine lusdische Kasbersche" gehörte zum Ensemble. "Isch bin e bische neewich de Kapp, also außerhalb meiner Kopfbedeckung", erklärte der von allen bejubelt Geselle, der von seinem "Gretsche" nach elfmonatigem Aufenthalt in "Bad Butzbach" nicht sehr freundlich empfangen wurde. Viel Zeit blieb dafür allerdings auch nicht, war die Gute doch schwanger und die Geburt auf offener Bühne - oberhalb des Zauns - und vor allem das Ergebnis überraschte wohl keinen. Das "Salvatorsche" sah seinem "Babba" so gar nicht ähnlich - eher dessen Freund Bernardo. Schlag auf Schlag schossen die schrägen Vögel ihre spitzen verbalen Pfeile ab, ließen es auch visuell an nichts fehlen und den Rest erledigte die individuelle Vorstellungskraft jedes Einzelnen. Da wird es logisch, dass ein Polizist ein "Abführmittel" ist, "schwedische Gardinen" von IKEA kommen und der "argentinische Zweibeinstier" kein "Pöt" sondern ein Poet ist. Am Ende konnte keiner so ganz sicher sein, ob er auch wirklich jeden Gag mitgekriegt hatte. Doch die vier schrägen Vögel, die gut zweieinhalb Stunden für mächtig Budenzauber gesorgt hatten, blickten am Ende in rundum strahlende und zufriedene Gesichter. Alle hatten bereitwillig auch selbst mit gemacht, wenn die Aktion des Auditoriums gefordert war, bekamen schon mal frohe Ostern und Weihnachten gewünscht, falls man sich nicht mehr vorher sieht und einen Rat gab es auch noch auf den Weg: "Denken Sie immer daran: Vielleicht ist das Lachen der Orgasmus der Seele!" Den kann man dann auch noch im hohen Alter genießen!