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Asslar - Die Woche
Ausgabe 13/2025
Gestaltung Innenteil Seite 4
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Aßlarer Dorfnamen im Blickpunkt

Bei den Aßlarer Gesprächen standen am Donnerstagnachmittag im Werner-Best-Haus die so genannten "Dorfnamen" der Aßlarer Stadtteile im Fokus. Erhard Peusch, Ehrenvorsitzender des Vereins für Heimatgeschichte, hatte sich als passionierter "Heimatforscher" mit dem Thema beschäftigt, sich bei der älteren Generation umgehört und referierte über seine Rechercheergebnisse, was bei den mehr als 20 Teilnehmern sehr gut ankam. Dabei ging es um die Dörfer, deren Bewohner mit diesen "Uznamen" zum Scherz charakterisiert wurden. "Uuze" ist ein umgangssprachlicher Begriff, der ca. im 15. Jahrhundert entstand und soviel wie foppen oder necken bedeutet, wusste Peusch zu berichten. "Woher diese Uznamen kommen und wann sie entstanden sind, ist nicht immer bekannt. Sie leiten sich oft von besonderen Begebenheiten, hervorstechenden Eigenschaften der Bewohner ab. Oft sind es Geschichten oder Anekdoten, die zu dem Namen führten und oft gibt es auch mehrere abweichende Erklärungen zu den Namen. Es ist also nicht ganz einfach, manche Namen zu erklären, aber sie haben sich über die Jahrhunderte in den Köpfen der Einheimischen gehalten. "Dies ist heute ein Versuch die Dorfnamen darzustellen und damit auf Eigenheiten unserer Stadtteile hinzuweisen.

Die Aßlarer heißen "Hoawwerbäller", weil sie in Notzeiten in Nachbargemeinden um Hafer für die Ernährung von Mensch und Vieh betteln gingen. Hafer=Hoawwer und betteln=bäll und schon waren die Aßlarer beschrieben. Aber auch "Gigoag" war als Uzname im Umlauf, was allerdings nicht belegt ist. Er beschreibt einen Menschen, der unsicher geht. Aus gehen=gieh und krumm, schief=goagerich entstand der "Gigoag".

Die Bechlinger haben gleich zwei Dorfnamen: "Äbbelgerist" oder "Haawerrer". Ersteres kommt von der Lagerung der reichen Ernte der vielen Streuobstwiesen, die früher auf einem Holzregal, dem "Äbbelgerist", ihren Platz hatten. Bekannter ist allerdings das "Haawerrer". Dazu gibt es zwei Anekdoten. Zum einen wurde ein Einfaltspinsel zum Spaß nach Ehringshausen in die Apotheke geschickt, "Haawerrer" oder "Roawerrer" zu holen. Zum anderen soll ein Bauer, der dringend Heu machen wollte, gerufen haben: "Hejher Haawerrer, hej leit Bechlinge".

Die Bermoller werden die "Dräisser" oder "Driässer", wobei sicher nur ein Bermoller diese Mundart richtig aussprechen kann. Beschrieben wird damit jemand, der ewig krank ist, wenn es was zu arbeiten gibt. Die schwere Feldarbeit von einst schmeckte halt nicht jedem. Der "Der Uznamen für die Berghäuser ist: Spatze, Spatzekipp oder Spatzeberjer", so Peusch. Hierzu die Geschichte: Im Mittelalter gab es in Berghausen einmal eine richtige Spatzenplage. Die Vögel fraßen die Körner von den Ähren und den Bauern blieb nur leeres Stroh. Das war der Obrigkeit natürlich wegen der Abgaben ein Dorn im Auge. Der Fürst zu Solms-Braunfels versprach daher den Berghäusern für jeden abgelieferten Spatzenkopf einen bestimmten Geldbetrag und die Berghäuser gingen eifrig zur Sache. Leider reichte der Ertrag nicht aus und es wurden wegen der Ähnlichkeit Dörrpflaumen beigemischt. Eine andere Geschichte sagt, dass in Berghausen der Hafer so niedrig wuchs, dass sogar die Spatzen sich knien mussten, um an die Körner zu kommen.

Die "Kietzeleu'" aus Klein-Altenstädten transportierten mit der Kiepe, "de Kietz" und wurden als diebisch bezeichnet, was wohl eher dem Neid zuzuschreiben ist. Die findigen Allesteerer hatten eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft und wussten sich immer zu helfen. Da wurde dem Hofgut Altenberg auch schon mal klammheimlich die Ernte "geschmälert".

Für Oberlemp konnte kein echter Dorfname gefunden werden. "Hetzebletz", also ein Heißsporn, "Stiwwelwichser" oder "Stimber" waren im Umlauf. Die Reinigung von Stiefeln könnte vom Herrenhof "Schmiedecke" kommen, wenn nach einer Jagdgesellschaft die Stiefel schmutzig waren. Und mit einem "Stimber" wurden Kartoffeln zu Brei gematscht oder auch die Schmutzwäsche bearbeitet.

Die Werdorfer heißen die "Hoingker", wohl weil sie den besten "Kwetschehoingk" herstellen. Zwetschgen sind eine Pflaumenunterart mit besonderem Geschmack, die über Nacht eingezuckert werden und Flüssigkeit ziehen. Danach wird die Masse bis zum späten Nachmittag langsam vor sich hin gekocht und beständig gerührt bis der Rührlöffel darin stehen bleibt. Vom Pflücken über das Reinigen mit einem feuchten Lappen, das Entkernen und kochen bis zum leckeren Endprodukt eine aufwändige Prozedur. Die Zwetschgenbäume brachte Graf Wilhelm I. zu Solms- Greifenstein aus Ungarn mit. Nicht nur einige Vereine tragen den Dorfnamen - auch das Ärztehaus am Ortsausgang nach Ehringshausen trägt im Volksmund wegen seiner Form den Namen "Hoingkdippe".