Die Werdorfer Museums- und Whiskynacht hat schon lange Kultcharakter und auch Corona schadlos überstanden. Den Werdorfer Whiskyfreunden (WWF) im Verein für Heimatgeschichte ist es gelungen, die legendäre Veranstaltung online durch die schwierige Zeit zu tragen. So kamen am Samstag zur elften Ausführung wieder Hunderte Gäste von nah und fern in das Heimatmuseum der Stadt Aßlar im Werdorfer Schloss, um einen schönen Abend im Kreise von Gleichgesinnten zu erleben. Man muss kein passionierter Whiskytrinker oder gar -kenner zu sein, damit man diese gemütlichen Stunden rundum genießen kann. Trotz Hochbetrieb in allen Räumen, bleibt die Stimmung hier gelassen und es ist, als würden sich die Uhren langsamer drehen. Die Jungs im Kilt waren wie immer bestens vorbereitet und boten allein mit den Museumsräumlichkeiten als Veranstaltungsort eine einmalige Atmosphäre. Beim Rundgang durch die Whiskyregionen kann man gleichzeitig eine Zeitreise machen und die beispielhafte Sammlung bewundern. Im Tante Emma-Laden nahe dem Eingang gab es nicht nur Sonderabfüllungen, wie den zwölf Jahre alten Culdrain aus der Octave-Serie von Duncan Taylor zu kaufen, sondern auch die übliche bunte Bonbonvielfalt. Zwischen Werbeschildern und alten Verpackungen in der authentischen Einrichtungen, gehörte ein kleiner Schwatz ganz einfach dazu. Zwischen den Webstühlen im 1. Obergeschoss waren die Whiskyregionen Highlands und Campbeltown zu finden und eine Etage höher in der alten Bauernküche lockten die Lowlands und Speyside mit ihren Genüssen. Die Gäste spazierten allerdings auch die anderen Räumlichkeiten, wie die Sonderausstellung, das Klassenzimmer, den Bergbau und auch Schlafzimmer und Druckerei durften nicht fehlen. Wer hat schon mal mit einem Glen Scotia in der Hand in der Schulbank gesessen, der ein maritimes, rauchiges Aroma hat und im Geschmack Gewürze und Torf finden lässt, die von fruchtiger Süße abgerundet werden? Auch in den gemütlichen kleinen Sesseln der Wirtschaftswunderzeit konnte man Platz nehmen - halt Museum zum Anfassen. In der Schmiede im Nebengebäude fand sich neben den Whiskys aus Irland und dem Rest der Welt ein wärmendes Feuer. Islay und die Inseln konnten in der Scheune im Schlosspark genossen werden, wo Mähdrescher und "Fäägmeel" an längst vergangene Tage erinnern. Die "Destille des Jahres", zu der in 2023 St. Kilian in Deutschland erkoren wurde, fand sich im Hohenlohe-Saal, der normalerweise für die Museumspädagogik zur Verfügung steht. In der Brennerei im unterfränkischen Rüdenau trifft reines Gewrstenmalz auf Pot-Still-Brennblasen aus Kupfer, und jahrzehntelanges Whisky-Know How auf deutsche Ingenieurskunst, woraus ein Single Malt Whisky made in Germany entsteht, der sich mit seinen Kollegen weltweit bestens messen kann. Ein Guiness- und Cider-Ausschank lockte im Gewölbe des Schlosskellers zu feinen Genüssen und auch draußen im Hof gab es Gelegenheit für einen kleinen Plausch oder Fachsimpelei. Endlich wieder miteinander reden können, sich zwanglos treffen und gemeinsam etwas erleben, war die Hauptattraktion des Abends. Auf dem Dorfplatz konnte man sich mit Fish&Chips, Bratwurst und Gyrospfanne versorgen und auch Laugenbrezeln sorgten für die Neutralisierung der Geschmacksknospen zwischendurch. Pünktlich zum Beginn schloss auch noch der Himmel seine Schleusen, was den genussvollen Abend perfektionierte. Dazu gehörten auch die Dudelsackklänge von Jörg Reddig und kein Geringerer als Paddy Schmidt, Lead-Sänger der Band "Paddy goes to Holyhead", ließ seine Folkmusik über den Hof erklingen. Ob "Bound around", "Dooling", "A last Song" oder "Far away", passend zu seinem Trip mit der Harley zum nördlichsten Punkt der Erde - jeder der Songs ging unter die Haut und sorgte für ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit. Kurzum: Die "Tales of never ending days" passten bestens zur Museums- und Whiskynacht, die wieder als voller Erfolg verbucht werden kann.