Ein ganz besonderes Highlight zum Jahresende war das Konzert der "Gregorian Voices", zu dem die Stadt Aßlar zwischen den Jahren in die katholische Kirche "Christ König" eingeladen hatte. Seit 2011 ist der bereits legendäre Chor aus der Ukraine mit acht Solisten in wechselnder Besetzung unterwegs und bescherte auch seinen Zuhörer:innen in Aßlar mehr als eine Stunde unvergessliches Hörerlebnis. Genau das Richtige für einen emotionalen, ruhigen Jahresausklang. Schon der Einmarsch der Männer in ihren traditionellen Mönchskutten in die stimmungsvoll abgedunkelte Kirche mit dem gregorianischen "Puer natus est nobis" machte das hohe Niveau des Abends deutlich. Die "Gregorian Voices" ließen das Mittelalter auf die Moderne treffen und hatten geistliche Gesänge ebenso im Repertoire wie moderne Pop-Musik. In dem weiten Raum mit seiner wunderbaren Akustik herrschte atemlose Stille, um nur keinen Ton zu versäumen. Die Männer aus dem von Krieg gebeutelten Land trafen mit ihrer Liedauswahl mitten in die Herzen des Publikums. Wer macht sich nicht Gedanken um das Geschehen in der Welt und wünscht sich endlich Frieden und Miteinander? Gemeinsam könnte man so viel mehr erreichen! Menschen, die hören ohne zu verstehen wie im "Sound of silence" von Simon und Garfunkel, gibt es leider viel zu viele. In festlicher Atmosphäre rührte der harmonische Gesang mehr als einmal zu Tränen und verursachte Gänsehaut. Mit "Ameno" (ERA) stieg das Oktett in die Pop-Musik ein und heimste mit gefühlvollen Liedern wie Leonard Cohens "Halleluja", Josh Grobans "You raise me up" oder Rod Stewarts "I am sailing" begeisterten Applaus und Bravo-Rufe ein. Überraschend für manchen: Das "Carol of the bells", das viele aus dem Film "Kevin allein zu Haus'" kennen, ist eigentlich ein ukrainisches Volkslied das "Schtschedryk" heißt. Die Sänger verstanden es bestens, fast spielerisch in vollkommener Harmonie den Bogen zwischen Pianissimo und Fortissimo zu spannen, traumhaft sicher Tonarten und Tempi zu wechseln und ein meditatives Gefühl zu schaffen, das Balsam für Geist und Seele war. Einfach nur Augen zu und genießen war das Credo des Abends. Auch "Süßer die Glocken nie klingen", "Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit" oder "I'm dreaming of a white Christmas" gingen unter die Haut. Stehende Ovationen waren der Lohn für eine hervorragende und es war klar, dass ohne Zugabe gar nichts ging. Mit Abbas "Thank you for the music" sprachen die Sänger wohl allen aus dem Herzen, denn Musik ist augenscheinlich ganz einfach die Sprache, die jeder versteht und mit der man einfach alles sagen kann. Da war "Guten Abend, gute Nacht", also Johannes Brahms "Wiegenlied", als eines der bekanntesten Schlaflieder der Welt, genau der Abschluss, der passte.