Das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt nutzte die Sportfachgruppe Gleitfliegen des Hessischen Luftsportbundes um Julian Sorg, für die Austragung der Drachen UL Schlepp Hessenmeisterschaft, die auf dem Aßlarer Segelflugplatz stattfand. Mit dabei auch Regina Glas, Trainerin des Deutschen Nationalteams, die den Kampf um die Punkte begleitete, um sich Medaillenanwärter für die Deutsche Meisterschaft anzuschauen, die in Berlin - Altes Lager stattfindet, will heißen nahe von Aßlars Partnerstadt Jüterbog. Im August geht es dann nach Mazedonien zur Weltmeisterschaft, bei der 130 Piloten aus 25 Nationen aufeinander treffen. "Leider gibt es nicht mehr so viele Drachenflieger, obwohl dies die vogelähnlichste Art des Fliegens ist, weil man sich mit dem Kopf nach vorne, quasi auf dem Bauch liegend fortbewegt, so als würde man mit eigenen Flügeln durch die Luft gleiten", schwärmte Glas. 4000 Drachenflieger stehen in Deutschland 36000 Gleitschirmfliegern entgegen. 30 Teilnehmer stellten sich am Wochenende der Thermik am Aßlarer Himmel, um die gestellten Aufgaben zu bewältigen. Am Donnerstag ging es darum, 35 Kilometer nach Ailertchen im Westerwald zu fliegen. Durch Wenden, die in die Strecke eingebaut über Braunfels, Weilburg und Mengerskirchen zum Ziel führten, wurde die Kilometerzahl auf 42 erhöht. 15 Teilnehmer erreichten das Ziel. Am Freitag mussten 120 Kilometer zurück gelegt werden. Gestartet wurde mit drei Ultraleicht-Maschinen, die alle Teilnehmer in rund zwei Stunden in der Luft und auf 600 Meter Höhe hatten. "Dann heißt es, sich passende Thermik zu suchen, um die Aufgabe zu erledigen", erläuterte Glas. Da die Hessenmeisterschaft gleichzeitig auch eine internationale Meisterschaft war, kamen die Teilnehmer auch aus Holland und Österreich. "Wir hatten auch noch andere Nationalitäten, die aber leider abgesagt haben", erläuterte Sorg. Für den interessierten Laien gab es eine Menge zu lernen, wie zum Beispiel dass man die Drachen in Starrflügler und flexible Drachen unterscheidet. Bei den Starrflüglern kommt es mehr auf die Aerodynamik und die Bewegung der Klappen an, die die Flexiblen werden von der Gewichtskraft gesteuert. Auch wie Thermik durch die von der Sonne erwärmte Luft entsteht und die fast lautlosen Drachenflieger in die Luft hebt, konnte man erfahren. "Es heißt aufpassen und sich alles genau anschauen, wie zum Beispiel, wo ein Bauer sein Heu wendet und dabei Luft ablöst - dann kann man sich in den Warmluftschläuchen bei den Geiern und Bussarden einreihen und seine Runden nach oben drehen", erklärte Glas. Das Schönste beim Drachenfliegen sei, dass man nie zu alt dafür ist. "In anderen Sportarten gibt es Altersgrenzen - bei uns kann man auch mit grauen Haaren noch seine Erfahrung, sein Meteowissen und sein Gespür für Thermik einsetzen und die Herausforderung annehmen, mit der Natur Schach zu spielen." Die normale Reisegeschwindigkeit liegt bei 40 bis 50 Stundenkilometern, im Schlepp werden auch schon mal 80 daraus. "Im Endabflug hat Markus Baisch mit seinem Starrflügler mit 131 km/h seinen persönlichen Rekord gebrochen", zeigte sich die Nationalchefin beeindruckt. "Man kriegt Gänsehaut, wenn einer mit mehr als 100 Sachen im wahrsten Sinne des Wortes dem Boden entgegen rauscht", so Glas, die mit dem Auto erst nach ihm in Ailertchen angekommen war - der Drachenflieger hatte die 42 Kilometer in 47 Minuten geschafft. "Da die am Freitag schon schwierigen Windverhältnisse am Samstag noch zunehmen sollten, haben wir am Freitag heraus geholt was ging", so am Samstagnachmittag bei der Siegerehrung, die eigentlich erst am Sonntag hätte stattfinden sollen. "Das ist halt die Natur", brachte Glas die Sache auf den Punkt. Hessenmeisterin wurde Corinna Schwiegershausen und bei den Männern setzte sich Thomas Möbius an die Spitze. In der Mannschaft siegten "Die Odenwälder", vor den Drachenfliegern Pohlheim und der RGE Wasserkuppe. Dank ging an den VfL Aßlar um Vorsitzenden Heinz Rücker als Gastgeber und in bester Laune traten die Drachenflieger den Heimweg an.