Der gemischte Chor im Einsatz.
Auch gemeinsam bilden beide Chöre einen sehr harmonischen Klangkörper.
Die Chorgemeinschaft Klein-Altenstädten hat am Samstagabend bewiesen, dass man alles schaffen kann, wenn man will. Viele Chöre, die durch Überalterung bereits geschwächt waren, mussten pandemiebedingt ihre Tätigkeit aufgeben, doch der Verein um Vorsitzende Ann-Christin Netsch wollte 140 Jahre Chortradition in seinem Heimatort ganz einfach nicht aufgegeben. So es ging wurde im Freien geprobt, es gab Online-Proben und später auch den Auflagen entsprechend im evangelischen Gemeindehaus. Fördergelder wurden eingeholt, Projekte geplant und durchgeführt, Technik angeschafft und immer wieder waren die beiden Formationen des Gesangvereins bei kleineren Auftritten zu hören. "Endlich können wir wieder ein Konzert veranstalten", freute sich denn auch die Vorsitzende, als sie am Samstagabend doch sehr zahlreiche Gäste in der katholischen Kirche begrüßen konnte, zu denen auch Ortsvorsteherin Rosa Califano-Schlier gehörte. Das Interesse am Chorgesang ist also auch beim Publikum noch vorhanden, das nicht mit Beifall sparte. Obwohl die Reihen des Stamm-Chores, der sich der traditionellen Chorliteratur verschrieben hat, und auch von "Cantemus", dem gemischten Chor, der von Gospels, über Schlager und Musicals, bis zu moderner Chorliteratur in englischer Sprache, ein breites Repertoire hat, durch Krankheit gelichtet waren, ergab sich doch ein harmonisches Klangbild. Ein gewisses Maß an Professionalität ist halt vorhanden und die Sänger:innen lassen sich so leicht nicht aus der Ruhe bringen. Außerdem hat der Verein in Holger Hedrich (gemischter Chor) und Peter-Ferdinand Schönborn (Cantemus) auch zwei sehr fähige Chorleiter, die es verstehen, ihre Chöre zu motivieren und ihre Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Kurz und gut: Das Konzert hatte Potential, sorgte für Gänsehautmomente und erinnerte an alte Zeiten, als die beiden Klein-Altenstädter Gesangvereine - Männergesangverein und Germania - noch gefürchtete Konkurrenten bei Sängerwettstreiten waren. Der alte Chorgeist ist noch da und es braucht nur den nötigen Nachwuchs, um die mittlerweile kleine Flamme wieder lodern zu lassen. Die Chorgemeinschaft arbeitet daran - und wie! Der gemischte Chor sorgte mit dem bekannten "Wie schön blüht uns der Maien", einem Volkslied aus dem 16. Jahrhundert, und Robert Schumanns "Frühlingsgruß" für einen gelungenen Auftakt, bevor sich das Publikum von Peter-Ferdinand Schönborn, der mit seiner Moderation für interessante Einblicke sorgte, zum Mitsingen animieren lies. "Die Gedanken sind frei" wurde angestimmt und damit 175 Jahre Paulskirche in Frankfurt gewürdigt, in der die Nationalversammlung die erste demokratische Verfassung für Deutschland schuf. "Freedom is coming", ein Protestlied aus Südafrika passte bestens dazu wie auch "This little light of mine" und "Good News", die von Cantemus kraftvoll und ausdrucksstark gesungen wurden. Zum Frühlingsthema passte das schwedische Volkslied "Zum Tanze da geht ein Mädel", dass der gemischte Chor ebenso schwungvoll und voller Leichtigkeit darbrachte wie "Im Auto über Land", ein Text von Erich Kästner, den Josef Ant vertonte. Mit Herbert Grönemeyers "Mambo" schloss Cantemus nahtlos an - der bewegende Rhythmus (Groove) sorgte für viel Applaus. Oliver Gies "Nette Begegnung", die jeder nachfühlen konnte, der schon einmal jemanden getroffen hat, dessen Namen partout nicht einfallen wollte, lies fröhliche Stimmung aufkommen, die mit Lorenz Maierhofers "Have a nice day" noch gesteigert werden konnte. Nachdem auch das Publikum bei "Kein schöner Land" noch einmal zum Einsatz gekommen waren, zeigten die beiden Formationen, dass sie auch sehr gut miteinander "können", was in einem Verein von großer Wichtigkeit ist. Hanne Hallers "Für alle" und "Vater unser" wurden begeisternd vorgetragen wie auch John Rutters "Schau auf die Welt", das von Holger Hedrich in bester Manier auf dem Klavier begleitet wurde. Beim "Für all" übernahm Bass-Bariton Peter-Ferdinand Schönborn mit seiner vollen Stimmen das Solo. Bei Mike Wilshs "Aux Champs-Elysées" wurde das Publikum zum Mitsingen eingeladen und forderte im Anschluss noch eine Zugabe, die mit "Schau auf die Welt" gewährt wurde. Fazit: Mehr als eine Stunde lang konnten die Zuhörer schönen Chorklang genießen, selbst ihre Stimmen erheben und wurden zum guten Schluss noch dazu eingeladen, in den Chorstunden mitzumachen. "Der gemischte Chor singt montags ab 19 Uhr und Cantemus donnerstags um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus", so Netsch.