Andrea Malkmus vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) Hessen war am Donnerstag in Aßlar zu Gast, um sich die erste kommunale Maßnahme in Hessen im Rahmen des bundesweiten Projekts "Wildkatzenwälder von Morgen" anzuschauen. Nina Bellof, Fachbereichsleiterin Natur, Umwelt, Land- und Forstwirtschaft, und ihr Team haben in der Gemarkung Oberlemp eine durch Borkenkäferbefall entstandene Freifläche entsprechend gestaltet, um die heimischen Wildkatzen zu schützen. "Beim Pflanzen von Bäumen und Sträuchern ist eine Wildkatze bereits über die Fläche gelaufen", berichtete Bellof. "Seit mehr als 20 Jahren bemüht sich der BUND, die seit 100 Jahren in Deutschland ausgestorbene Wildkatze wieder anzusiedeln und es hat sich gelohnt", so Malkmus. Aktuell leben in Deutschlands Wäldern wieder zwischen 6000 und 8000 Wildkatzen, die laut Roter Liste in Deutschland als gefährdet gelten. In Hessen besiedelt die Wildkatze inzwischen wieder alle größeren Waldgebiete. Das Lahn-Dill-Bergland gilt dabei als wichtige Verzahnung der Wildkatzenpopulationen in Taunus und Rothaargebirge. Ziel ist die weitere Ausbreitung der Wildkatzen in die Fläche. Malkmus und Bellof waren zusammen mit Bürgermeister Christian Schwarz, Umweltdezernent Dr. Alexander Bähr, Betriebshofleiter Markus Löll, sowie Sebastian Weller von der Oberen Naturschutzbehörde des RP Gießen und Johannes Volkmar vom Forstamt Wetzlar, die als Kooperationspartner die Arbeit des BUND unterstützen. "Frau Bellof hat unseren Wald immer im Blick und bei der Überlegung, wie es mit dieser Fläche weiter gehen soll, kamen die Wildkatzen ins Spiel und wir waren alle gleich Feuer und Flamme für die Idee", so Christian Schwarz, der allen Beteiligten für ihr großes Engagement dankte. "Wir haben hier ein Gatter mit Übergang für die Wildkatzen aufgebaut und eine aufgelockerte Bepflanzung mit Laubgehölzen und Sträuchern vorgenommen, damit sich die Wildkatzen rundum wohl fühlen", erläuterte Bellof. "Wildkatzenwälder von Morgen" sind unaufgeräumte Wälder mit Totholz und Gebüsch als Versteckmöglichkeit und zur Aufzucht der Jungen. "Hier wurde quasi ein strukturreicher Waldrand im Wald geschaffen, der offene Flächen bietet, aber auch Deckung für die Mäusejagd", so Malkmus, der auch die Entfernung von funktionslosen Knotengitterzäumen wichtig ist, um Unfälle zu vermeiden. Neben den Wildkatzen profitieren noch viele andere Arten und auch der Mensch von den strukturreichen, von Laubholz geprägten Wäldern, da diese besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, widerstandsfähiger gegen das Artensterben und robuster gegen den Klimawandel sind. Die Europäischen Wildkatzen sehen einer grau-braun-gemusterten Hauskatze ähnlich, haben einen buschigen Schwanz mit zwei bis drei dunklen Ringen und stumpfem, schwarzen Ende und die Fellzeichnung ist eher verwaschen. Die zwischen drei und acht Kilo schweren Tiere werden in freier Wildbahn bis zu zehn Jahre alt und ernähren sich zu 90 Prozent von Mäusen. Aber auch Insekten, Frösche, Eidechsen und Vögel stehen gelegentlich auf ihrem Speiseplan. Nach rund 66 Tagen Tragzeit erblicken von April bis Mai zwischen einem und vier Jungen das Licht der Welt. Die scheuen Tiere sind Einzelgänger, überwiegend nachtaktiv, schnell und gute Kletterer, die ihrer Beute auflauern.
Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.