Mit einem lachenden und einem weinenden Auge ist Slavi Schmidt, die Wirtin vom Gasthaus "Zipp" in Klein-Altenstädten jetzt in den verdienten Ruhestand gegangen. Zum Abschluss hatte die Gastronomin alle Stammtische, Gäste, Freunde und Bekannte - auch aus ihrer Hüttenberger Zeit - eingeladen und der Gastraum war rappelvoll. "Wir haben uns zusammen eine gemütliche Zeit gemacht, viel gelacht und in Erinnerungen geschwelgt", freut sich Slavi über die gute Resonanz. Sogar Heinz und Helga Kröger aus Aßlars Partnerstadt Jüterbog, die jedes Jahr zum Königsball der Schützen kommen, waren vor Ort. "Wir kriegen das Aßlarer Blättchen, haben die Annonce gesehen und sofort stand fest: Wir fahren dahin!" Aßlars Ehrenbürger, Jüterbogs Alt-Bürgermeister Bernd Rüdiger, und sein Freund Ingolf Hannemann waren bei "Zipp's" wie zu Hause, konnten aber nicht dabei sein. "Die machten sich auch schon mal selber Frühstück", lacht Slavi Schmidt. Alles war einfach familiär. "Ich habe hier viele gute Menschen kennen gelernt", unterstreicht die Ruheständlerin, die in Zukunft in Dillenburg wohnt. Dort lebt ihre Familie. "Aber ihr kennt mich - ich werde nicht ruhig halten können und mich noch irgendwie sozial engagieren - ich kann nicht ohne Menschen leben." Beim Abschiedsabend war eine Spendenbox aufgestellt, deren Erlös für die benachbarte Kita "Drachennest" bestimmt ist. 800 Euro kamen zusammen, die am Donnerstag vor Ort vergeben wurden. "Slavi, ich danke Dir, dass Du 17 Jahre lang eine beliebte Anlaufstelle für die Menschen in der Region und in unseren Partnerstädten warst", so Bürgermeister Christian Schwarz, der zusammen mit "Oberdrache" Jan Sames, die Spende entgegen nahm. "Wenn ein Aßlarer Ehrenbürger sagt, dass hier sein zweiter Wohnsitz ist, dann ist das schon was", unterstrich er das gute Verhältnis zu den Gästen. Eine Unterkunft mit Familienanschluss findet man eher selten. Auch mit der Kita bestand immer ein gut nachbarliches Verhältnis. "Nach Elternabenden und ähnlichen Veranstaltungen haben wir oft noch hier gesessen", erinnert sich Jan Sames. Auch an den Bratwurststand, mit dem die Wirtin das "Singen unter dem Weihnachtsbaum" der Kita unterstützte. Das alte Gasthaus, an dem die Jahreszahl 1903 prangt, wird seine Türen nicht mehr in seiner alten Bestimmung öffnen. Für Klein-Altenstädten geht damit eine Ära zu Ende. So mancher kann sich noch an "Zipps Lenche" erinnern, die kleine Frau, die in den 1960-er Jahren Wirtin war, die alte Schankstube mit Stammtisch und Casino und natürlich den Saal mit Nebenräumen, der so manche Kirmes gesehen hat. Ein Karussell am Backhausplatz? Schießbude und Losbude in der Wilhelmstraße, in der schlussendlich ja auch noch eine weitere Wirtschaft mit Saal vorhanden war, eine weitere Burschenschaft, ein weiterer Gesangverein? "Weißt Du noch?" kamen denn auch viele Erinnerungen beim Abschiedsabend hoch. Viele der aktuellen Einwohner des "Kietzenästs" können sich das nicht mehr vorstellen. Vieles ging verloren, bekannte Personen sind dahin und so manches Foto landete im Müll, statt in einem Archiv. Alle Bemühungen, das Gasthaus Zipp als solches zu erhalten, schlugen fehl. Bleibt zu hoffen, dass der gemütliche Fachwerkbau wenigstens an seinem Standort erhalten bleibt. Die Kitakinder freuen sich jedenfalls über die Spende, für die ein Fahrzeug für den Außenbereich angeschafft werden soll.