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Asslar - Die Woche
Ausgabe 27/2025
Gestaltung Innenteil Seite 3
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Schwalbenfreundliches Haus in Werdorf

Der NABU Aßlar hat in dieser Woche Andreas Leidolf in Werdorf mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet. Die Aktion des Bundesverbandes würdigt das Engagement von Bürger*innen, die Schwalbennester an oder in ihren Gebäuden erhalten. Der Vorsitzende Dr. Günter Moritz und seine Vorstandskollegen Alexander Goerigk und Gerhard Müller staunten nicht schlecht, als sie den Garten der Familie Leidolf betraten, denn man sieht sofort: Hier sind rührige Naturschützer unterwegs. „Wir haben ein Insektenhotel, ein Fledermaushaus, einen Gartenteich, eine Benjeshecke und drei Nistkästen für Vögel“, so Sandra Leidolf, die mit ganzem Herzen hinter den Naturschutzmaßnahmen ihres Mannes steht, die aus dem schmucken Ziergarten mit Blumen und Stauden, Obstbäumen, Sträuchern und einem Hühnerpferch mit sieben Bewohnern ein Paradies zum Entspannen machen, in dem sich auch die anderen Bewohner wohl fühlen. „Es ist wichtig, etwas für die Artenvielfalt in unserem Umfeld zu tun“, weiß Leidolf, der sein jüngstes Projekt, ein Schwalbenhaus, nicht ohne Stolz präsentierte. Auf einem fünf Meter hohen Vierkantbalken thront das Haus aus Palettenholz, an dem Kunstnester angebracht sind. Diese werden aus einer Styroporform hergestellt, die mit einem Gemisch aus Gips, Stroh und Asche verkleidet wird. „Ich bin begeistert von Ihrem Engagement“, so Moritz, der bedauert, dass durch Sanierungsmaßnahmen, intensive Landwirtschaft und weniger fliegende Insekten, die Schwalben immer mehr in ihrem Lebensraum bedroht sind. Gleichzeitig wird unsere Landwirtschaft zunehmend intensiviert. Höfe und Betriebe unterliegen strengeren Hygieneanforderungen als früher. Moderne Viehställe und Scheunen sind deshalb oft verschlossen und bieten Schwalben daher keine Einflugmöglichkeiten mehr. Auch Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze werden immer öfter zubetoniert, so dass Schwalben immer seltener Pfützen und damit weniger Lehm für ihren Nestbau finden. Zudem gibt es durch Monokulturen, den Rückgang der Weidewirtschaft und den Einsatz von Pestiziden immer weniger fliegende Insekten. Ausgerechnet sie bilden aber die Nahrungsgrundlage unserer Sommerboten. Dabei sind Schwalben nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz geschützt! Das Zerstören von Schwalbennestern stellt deshalb eine Straftat dar - während, aber auch außerhalb der Brutzeit. Um Schwalben zurück an die Häuser zu holen, gibt es neben den Kunstnestern weitere Möglichkeiten. An den modernen, glatten Hausfassaden können Schwalbennester oft nicht gut haften, sodass die Nester abfallen, wenn die Jungen größer und schwerer werden. Als Nestgrundlage kann man Brettchen anbringen, die mit Kaninchendraht überzogen sind. Manchmal genügt auch schon ein 10 bis 15 Zentimeter breiter, weiß gestrichener Rauputzstreifen unter dem Dachvorsprung. Überall dort, wo Schwalben zu wenig Lehmboden für den Nestbau finden, freuen sie sich auch über Kunstnester. Dabei muss man beachten, dass die Kunstnester für Mehl- und Rauchschwalben unterschiedlich gestaltet sein müssen. Vor allem in der Stadt stören sich viele Menschen daran, dass ihre Balkone oder Hauswände durch Schwalbenkot verschmutzt werden. Kotbretter sind die Lösung. Hilfestellung zum Nestbau kann man auch mit künstlichen Lehmquellen geben.

Mit einem naturnahen Garten und der Unterstützung für eine ökologische Landwirtschaft ohne Pestizide hilft man den Schwalben, Nahrung zu finden. Die Vielfalt an Pflanzen lockt Insekten an und bietet genügend Futter für die Schwalben und ihren hungrigen Nachwuchs. Die Mehlschwalbe gehört zum typischen Bild und auch zur Geräuschkulisse der ländlicheren Umgebung. Da sie ihre Nester direkt an Felswänden oder höheren Gebäuden baut, ist sie eher in Städten und Kleinstädten unterwegs als in der offenen Landschaft oder in kleinen Dörfern. Mit der Rauchschwalbe teilt sie sich zwar bei der Futtersuche einen Lebensraum, sie nisten aber an unterschiedlichen Orten. Die Mehlschwalbe ist bei uns Sommerbotin, ihre Rückkehr läutet die warme Jahreszeit ein. Auf dem Lande sind Rauchschwalben alltägliche Begleiter und Anzeiger für Wetterumschwünge. „Die Schwalben fliegen tief“ ist ein Hinweis auf nahendes Regenwetter. Die Schwalben folgen dann nämlich ihrem Futter, das sich tiefdruckbedingt näher am Boden aufhält. Im Sommer kann man ihnen stundenlang bei ihren Flugmanövern zusehen. „Für eine Belegung des Schwalbenhauses waren wir in diesem Jahr zu spät, aber ich denke im kommenden Jahr wird unser Angebot gerne angekommen“, ist sich Andreas Leidolf sicher. Über den Häusern können auf jeden Fall eine Menge Schwalben beobachtet werden.