V.l. Christian Schwarz,Susanne Goerigk, Dr. Alexander Bähr und Benjamin Weil vor der Werdorfer Blühwiese.
Eine unglaubliche Farbenpracht und Insektengewimmel sorgt für emsige Betriebsamkeit auf dem Werdorfer Friedhof.
Der Großflächenmäher lässt auch schon mal Kreise auf einer städtischen Wiese stehen.
V.l. Bastian Renner, Gudrun Esch und Sybille Hahn vom Ortsbeirat, Kitaleiterin Annette Hild, Dr. Alexander Bähr, Christian Schwarz und Benjamin Weil und die Schulkinder vom Spatzennest vor der Berghäuser Blühwiese.
Die Berghäuser Blumenwiese wurde einfach nur wachsen lassen.
In Zeiten von Flächenversiegelung, Steingärten und Insektensterben haben sich auch in Aßlar die Verantwortlichen Gedanken um Abhilfe gemacht. Der Ortsbeirat in Berghausen hatte sich vor dem Hintergrund der schwindenden Artenvielfalt bei Pflanzen und Insekten dafür stark gemacht, eine Grünfläche auf dem Friedhof als naturbelassene "Blühwiese" einfach wachsen zu lassen und das Ergebnis zu beobachten. "Es ist ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, den wir hart erkämpft haben und auf Akzeptanz und Nachahmer hoffen, die es in ihren Hausgärten ebenso machen", so Ortsvorsteherin Sybille Hahn, die den "Schulkindern" und der Leiterin der Kita "Spatzennest", Annette Hild, für ihre Unterstützung dankte. Die Kinder hatten nicht nur gelernt, dass Insekten auch ein "Frühstücksbüffet" brauchen und damit die Pflanzen bestäuben, sondern auch große Blumen und Käfer bemalt, die auf Stäben in der Blühwiese standen. Das Projekt von Aßlars Umweltdezernent Dr. Alexander Bähr wurde mit Hilfe von Bauhofmitarbeitern realisiert, die dafür Rohlinge aus massivem Holz aussägten. Die Schablonen dafür steuerte Katrin, die Tochter des Betriebshofleiters Markus Löll, bei. "Wir wollten etwas qualitativ Hochwertiges schaffen, das über mehrere Jahre genutzt werden kann", so Bürgermeister Christian Schwarz, der zusammen mit Benjamin Weil von der Forst- und Umweltabteilung und Dr. Bähr in Berghausen war, um Erfahrungswerte zu besprechen. "Viele fanden es schön, dass sich auf dem Friedhof jetzt viele Insekten tummeln", so Hahn. "Leider werden unsere Mitarbeiter aber auch von Friedhofsbesuchern verbal angegriffen und täglich kommen Anrufe, wann wir hier denn endlich mähen", so Weil. Es ging sogar so weit, dass die Holzblumen der Kinder heraus gerissen und hinter der Trauerhalle entsorgt wurden. "Das tut einem in der Seele weh, weil die Kinder mit so viel Freude dabei sind", so Hild, die von regelmäßigen Besuchen auch die Blühwiese auf dem Werdorfer Friedhof kennt, die vom Betriebshof mittels Bodenverwundung, Gartenbausubstrat und einer bunten Blühwiesenmischung in ein farbenprächtiges Blütenmeer verwandelt wurde. "Die Menschen freuen sich an den Farben und dem unglaublichen Gewimmel an Insekten." Die Blumenmischung ist mehrjährig, wird am Ende der Blütezeit gemäht und trocknen lassen, damit die Samen sich auch ausbreiten können. "Es kann zu einer Entmischung kommen, aber im kommenden Jahr wird ein großer Teil der Blumen und Kräuter wieder kommen", ist sich Weil sicher. Auch Dill und andere Kräuter wachsen mit den Blumen um die Wette. "Wir wollen Erfahrungen sammeln und bis jetzt haben wir schon einmal festgestellt, dass der Wasseraufwand zum Gießen nach dem Säen geringer ist als gedacht", so Schwarz. "Die Arbeit mit dem Mähen wird durch das stehen lassen nicht geringer", fügt Weil hinzu. Der Großflächenmäher hat im regelmäßigen Rhythmus weniger Zeitaufwand, wie beim einmaligen Mähen, wenn auch noch gerecht werden muss. "Für unsere Suhlabgänger war das eine tolle Aktion und alle sind stolz wie Bolle, dass ihre Holzblumen hier stehen", versicherte Susanne Goerigk, Leiterin der Kita "Pusteblume". Rein optisch liegt das Werdorfer "Versuchsfeld" ganz klar vorne und zieht auch mehr Insekten an. "Die Fahrer des Großflächenmähers sind auf jeden Fall für den Erhalt der Artenvielfalt bei Insekten und Pflanzen sensibilisiert und lassen auf allen städtischen Grünflächen auch mal einen Streifen stehen", erzählte Weil. Dabei wird wie bei den Holzblüten und Käfern eine Menge Kreativität gezeigt: Auf der Wiese gegenüber dem FC-Heim in Werdorf sind derzeit drei große Kreise zu ziehen, auf denen der normale Bewuchs ungehindert wachsen kann und vor allem der Rotklee sehr anziehend auf alles was summt und brummt wirkt. "Wir haben auf jeden Fall wieder einmal die Nase vorn in Zeiten wo überall noch über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht wird", freut sich der Bürgermeister.