Seit mehr als 30 Jahren bietet der Verein für Heimatgeschichte Werdorf Kurse an, in denen man das alte Handwerk des Korbflechtens erlernen kann. Friedel Abel und sein Mitstreiter Günter Hennig waren außerdem bei vielen Veranstaltungen weit über die Region hinaus zu finden, wo sie den Besuchern zeigten, wie man aus Weidenruten kunstvolle Körbe für jede Gelegenheit und viele andere dekorative und nützliche Dinge herstellt. Für die beiden nimmermüden „Schlossgeister“, die das Heimatmuseum der Stadt Aßlar mit aufgebaut haben, ist es eine Herzensangelegenheit, für den Fortbestand zu sorgen. Als Ehrenmuseumswart und Initiator des Museums Friedel Abel im vergangenen Jahr ans Aufhören dachte, machte er sich auf die Suche nach einem Nachfolger. „Wir haben ja viele junge Leute im Vorstand, aber für das Korbflechten konnte ich keinen gewinnen“, so Abel, der aber trotzdem nicht aufgab und eine Reihe seiner „Schüler“, die mehrfach bei ihm in der Werkstatt einen Kurs besucht hatten, einlud: „Wir machen mal was zusammen.“ Doch dann war es eher der Zufall, der Marco Eins ins Spiel brachte. Beim Dorfjubiläum wurden natürlich auch Körbe geflochten und einige „Ehemalige“ kamen ins Gespräch. Kurz und gut: Marco Eins zeigte Interesse und signalisierte „Ich mache weiter.“ Für Abel ein Glücksfall. „Aach wann e vo de Ulm kimmt un en Berghause wohnt“, frotzelt er und freut sich, das ihm der junge Mann mit dem gleichen Humor entgegen steht. Die Chemie stimmt und Abel übergibt den Staffelstab mit dem Versprechen: „Ich werde Marco so lange ich kann mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ So sind die beiden ins neue Jahr gestartet und bieten wieder Korbflechtkurse an. Gleich im ersten war Evelyn von Seggern, auch eine „Wiederholungstäterin“, dabei, die den Ablauf noch einmal verinnerlichte und sich einen Holzkorb als Ziel gesetzt hatte. Die restlichen Teilnehmer - Rita Netsch und Heike Pöllmitz, die schon immer mit dem Korbflechten geliebäugelt hatten - waren blutige Anfänger. Von der Pike, also dem Boden, auf, wurde das Einlegen und Verflechten der dünnen Weidenruten erarbeitet. „Der Boden braucht eine Wölbung“, so Marco Eins. Drei Stücke von dickeren Weidenästen werden mittig eingeschlitzt, so dass drei weitere Weidenstücke hindurch gesteckt werden können. Die jeweils zwei mal drei Enden der Weidenstücke werden wie ein Sonnenrad gebogen und entsprechend fixiert, damit für den weiteren Aufbau zwölf Streben zur Verfügung stehen, die mit weiteren Ruten bis ein bis zwei Zentimeter vor dem Ende umflochten werden. Dann werden auf jeder Seite einer solchen Strebe die Weidenruten „eingesteckt“, um die dann die Außenseite des Korbes geflochten wird. Dafür werden zunächst drei Ruten „eingelegt“, die nach dem Muster „zwei vorne, eine hinten“ umflochten werden. Ist eine Rute zu Ende, wird die Nächste dahinter gelegt und weiter gearbeitet, bis der Korb hoch genug ist. Wer wissen möchte, wie die obere Kante umgelegt, am Boden eine Stehkante gearbeitet und schlussendlich der Bügel für den Einkaufskorb eingesteckt und umwickelt wird, sollte sich für einen Kurs anmelden. An dieser Stelle führt die Beschreibung zu weit. Was man sonst noch alles aus Weide flechten kann man dort auch erfahren. Eins steht jedenfalls fest: Wenn der Virus des einmal gepackt hat, kommt davon nicht mehr los. „Wenn man sich vorstellt wie wir uns am Anfang angestellt haben und wie das Flechten jetzt schon von der Hand geht - man möchte am liebsten immer weiter machen“, so Rita Netsch und Evelyn von Seggern, die zum Abschluss wie die anderen noch ein „Füllhorn“ und einen beidseitig offenen Ring geflochten hat, den man dekorieren oder auch mit Meisenknödeln auch in den Garten hängen kann, hat sich schon für das nächste Jahr angesagt. Wo sie wahrscheinlich auch wieder auf ihre beiden Kurskolleginnen trifft. Die Schwestern haben „Blut geleckt“ und möchten ihre Kenntnisse vertiefen. Außerdem hat das Korbflechten im regelmäßigen Rhythmus auch etwas Meditatives und wenn man es beherrscht, kann man dabeiauch herrlich fachsimpeln. Kurse laufen immer von September bis März und im Moment gibt es auch noch freie Plätze. Interessenten können sich bei Marco Eins unter meins2018@gmx.de melden.