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Asslar - Die Woche
Ausgabe 30/2022
Gestaltung Innenteil Seite 11
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Kirchenorgel ist saniert

Pfarrer Martin Reibis ist von den vielen kleinen und großen Orgelpfeifen restlos begeistert.

Ein Blick "hinter die Kulissen" der Orgel - alle Pfeifen mussten heraus genommen werden.

In der Windlade wird für die nötige Luft gesorgt, die jede einzelne Orgelpfeife zum klingen bringen.

Aus dem Blasebalg in der Windlade gelangt die Luft durch das Regierwerk in die Pfeifen.

Uwe Hardt und Ulrike Uhl waren wenige Minuten vor Beginn des Gottesdienstes noch mit der Garnierung einer Taste beschäftigt.

Mit einem Festgottesdienst wurde jetzt die Orgel in der evangelischen Kirche in Aßlar wieder in Dienst genommen. Staub und Schmutz der sich im Laufe der Zeit in der Orgel und auch in den Orgelpfeifen ablegt, hatte eine gründliche Reinigung nötig gemacht, weil davon die Intonation und Stimmhaltung des Instrumentes beeinträchtigt werden. Organistin Ulrike Uhl saß des Öfteren bangen Herzens an ihrem Instrument und hörte die manchmal schnarrenden Töne, die auch mal in verschiedenen Lautstärken tönten. 1969 hat die Firma Hardt Orgelbau aus Möttau-Weilmünster die neue Orgel eingebaut. Die Vorgängerin hatte sich noch im Westen des Kirchenschiffs über dem Eingang zum Innenraum befunden. Das neue musikalische Wunderwerk wurde ganz im Sinne des Wiesbadener Programms als sichtbare Einheit von Altartisch, Kanzel und Orgel gegenüber gebaut. "Die Firma Hardt wurde übrigens von einem Sohn des ehemaligen Aßlarer Pfarrers Raßmann gegründet", verriet Pfarrer Martin Reibis. Uwe Hardt, heutiger Besitzer der Firma, schaute sich das Instrument kurz vor Beginn des Gottesdienstes noch einmal an, weil eine Taste der Klaviatur klemmte. "Es dauert oft ein halbes Jahr, bis alles wieder eingespielt ist", erklärte der Orgelfachmann. Die so genannte Garnierung der Taste, will heißen die Umhüllung der Befestigung aus Filz, die ein mögliches Klappern vermeidet, hielt die Taste fest, die entsprechende Pfeife war geöffnet und tönte. Um zu erkennen, dass Orgelbau eine Wissenschaft für sich ist, reicht ein Blick ins Innere der Orgel. Ein Laie sieht hier nur ein Gewirr aus Pfeifen. "Unsere Orgel hat 1322 Pfeifen aus Metall und Holz, zu denen auch Pfeifen mit Zungen - ähnlich der Mundharmonika - gehören", so Martin Reibis, restlos begeistert von der rein mechanischen Schleifladenorgel mit 19 klingenden Registern, die sich auf zwei Manuale und ein Pedal verteilen.

Ein Blick in die Windlade macht die Funktionsweise der Orgel deutlich. Ein Motor hebt den Blasebalg an und das Gewicht der darauf befestigten Steine drückt ihn wieder abwärts. Der "Wind" gelangt durch das Regierwerk in die Pfeifen, die der Organist am "Spieltisch" bedient. Die einzelnen Register haben bisweilen lustig anmutende Namen wie Krummhorn, Gemshorn oder Tremulant. Je nachdem wie die Register gezogen werden kann die Orgel wie eine einzige Blockflöte Klingen, oder es kommen mehr Instrumente wie das Fagott, das Nachthorn oder auch die dazu passenden Töne eines Akkordes dazu. "Die Pfeifen waren alle draußen", erzählt Ulrike Uhl, die natürlich die Arbeiten mit großem Interesse verfolgte und unterstützte.

Bei der Inbetriebnahme hatten natürlich Orgel und Organistin die wichtigste Aufgabe: Sie mussten darstellen, was die Orgel wieder kann. Den Anfang machten Präludium und Fuge in F-Dur von Vincent Lübeck, einem deutschen Komponisten aus dem Barock. Beim letzten Stück, einem Präludium in F-Dur von keinem geringeren als Johann Sebastian Bach war dann "tutti" angesagt und es wurden alle Register gezogen. Auch nicht ganz so musikalische Zuhörer konnten auf jeden Fall hören, dass sich die rund 38000 Euro für die Orgelreparatur gelohnt haben - 15000 Euro davon kommen aus Spenden. Mit großem Engagement und Kreativität wurden Gelder generiert, wie zum Beispiel durch den Verkauf von eigens hierfür hergestellten Tassen beim Aßlarer Stadtfest. So kann die Orgel wieder viele Jahre zu den verschiedensten Anlässen erklingen und die Aßlarer in Freud' und Leid begleiten.