Michael Michel informierte über Trickbetrügereien.
Der Seniorenbeirat der Stadt Aßlar um Vorsitzende Hannelore Spengler hatte jetzt zu einer Veranstaltung eingeladen, die sich mit einem aktuellen Thema beschäftigte. Michael Michel von der Beratungsstelle der Hessischen Polizei informierte über die Vorgehensweise von Trickbetrügern, die vornehmlich ältere Menschen am Telefon mit Schocknachrichten konfrontieren oder an der Haustür um Hilfe bitten, um schnell an möglichst viel Geld zu kommen. Natürlich hatte der erfahrene Polizist auch Ratschläge parat, wie man sich schützen kann. Anlass war ein entsprechender Vorfall in Aßlar, bei dem ein geistesgegenwärtiger Taxifahrer eine alte Dame vor großem Schaden bewahrte. Der so genannte "Enkeltrick" ist eine besonders hinterhältige Form des Betrugs, der für Opfer oft existenzielle Folgen haben kann. Sie können dadurch hohe Geldbeträge verlieren oder sogar um Ihre Lebensersparnisse gebracht werden. Am Telefon wird den Opfern vorgegaukelt, dass ein naher Verwandter in einer Notlage ist und dringend Geld braucht. Das setzt natürlich unter Druck und sobald Opfer zahlen will, wird ein Bote angekündigt, der das Geld abholt. Hat der Betroffene die geforderte Summe nicht parat, wird er gebeten, unverzüglich zur Bank zu gehen und dort den Betrag abzuheben. Nicht selten ruft der Täter sogar ein Taxi, wenn das Opfer den Weg nicht mehr zu Fuß bewältigen kann. Auf diese Weise haben Enkeltrick-Betrüger in der Vergangenheit bereits Beträge im fünfstelligen Eurobereich erbeutet. In Aßlar lief es ähnlich - die Betrüger wollten 45000 Euro ergaunern.
"Der 'Enkeltrick' ist leider nur einer von vielen", so Michel. Oft sei es auch nicht die Angst, sondern die Gier der Opfer, günstig an eine Ware zu kommen. Haustürgeschäfte, Gewinnversprechen, Kaffeefahrten und auch ebay-Betrügereien sind an der Tagesordnung. "Das kann auch jüngeren Menschen passieren, aber der Erwin und die Erna, die als Rentner zu Hause sitzen und nicht mehr überall hin kommen, sind die bequemeren Opfer", erklärte Michel. Manchmal werden die Opfer über Tage hinweg mit Anrufen bombardiert.
Die Betrüger arbeiten organisiert in regelrechten Netzwerken, haben so etwas wie "Gebietsschutz", wobei die Chefs meistens irgendwo im Ausland sitzen und mit zwei "Außendienstlern" vor Ort arbeiten. "Wenn man mal einen zu fassen kriegt, hat man meistens nur den Schwanz - der Kopf der Bande sitzt weit weg", informierte Michel. "Betrüger sind sehr erfinderisch und passen sich schnell neue Gegebenheiten an." So gab es anfangs der Corona-Pandemie die Masche, mit Ganzkörperanzug und Maske an der Haustür eine Corona-Kontrolle vorzutäuschen, die 49,90 Euro kostete. "95 von 100 Opfern haben gezahlt", so Michel. "Ich habe in meinen mehr als 40 Dienstjahren viel gesehen, aber was bei den Trickbetrügern abläuft ist unbeschreiblich", so der Kriminalhauptkommissar.
Ein gesundes Misstrauen am Telefon wie an der Haustür oder auch auf der Straße ist sehr wichtig. "Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte oder Bekannte wissen kann", riet Michel. Niemals Details zu familiären und finanziellen Verhältnissen preisgeben und sich nicht unter Druck setzen lassen und sich die Zeit nehmen, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Auf gar keinen Fall Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen heraus geben und wenn auch nur der kleinste Betrugsverdacht besteht, unverzüglich unter 110 die Polizei informieren. Vorbeugen kann man zum Beispiel, indem man seinen Vornamen im Telefonbuch abkürzt und aus Herta einfach H. macht - das macht es für die Betrüger schwieriger. Größere Geldbeträge oder Wertsachen sollten nicht zu Hause aufbewahrt werden. Betrüger kennen die meist genutzten Verstecke und in der Zeit in der einer um ein Glas Wasser bittet und mit in die Küche kommt, dringt ein Zweiter ins Haus ein und wird meist schnell fündig. Vorsicht ist angesagt, wenn fremde Menschen einem etwas verkaufen wollen. Oft wird nur nach dem Weg gefragt und schon hat ein Taschendieb die Geldbörse entwendet. "Es ist wichtig, immer auf der Hut zu sein, denn Trickbetrüger gibt es überall", warnt Michael Michel.