Gemeinsam wurde besprochen, welche Äste abgeschnitten werden.
Solche Fruchtmumien, aber auch faule Äpfel müssen entfernt werden.
Begegnet man einer solchen Stelle im Apfelbaum, hat man den Apfelwickler auf frischer Tat ertappt.
Die Äste, die an diesem Apfelbaum noch gerade in die Höhe wachsen, blieben nur wegen der Früchte stehen und werden im Herbst abgeschnitten.
Der Apfelwickler ist ein unscheinbarer Nachtfalter.
Der Sommerschnitt wird bei stark wachsenden Obstbäumen immer wichtiger. Er bremst das Wachstum, führt zur Bildung neuer Fruchttriebe und sorgt bei Äpfeln außerdem dafür, dass die vorhandenen Früchte besser ausreifen. Deshalb lädt der Obst- und Gartenbauverein Aßlar regelmäßig zu einem Sommerschnittkurs ein, um interessierten Baumbesitzern Rat und Hilfestellung zu geben. Am Samstag war es wieder soweit: Der erste Vorsitzende Armin Naumann freute sich über viele Teilnehmer und Baumwart Carsten Roth stellte zunächst die geeigneten Gerätschaften vor. Danach ging es an die Praxis, wobei auch die Gäste gefragt waren. Was jeder kann, ohne überhaupt eine Baumschere oder -säge in die Hand zu nehmen: Fruchtmumien und faule Früchte müssen unbedingt entfernt werden! Während beim Winterschnitt der Rückschnitt nach dem Laubabwurf während der Saftruhe das Wachstum anregt, bremst der Sommerschnitt die Wuchskraft und fördert dafür einen reichen Blüten- und Fruchtansatz. Dafür spricht auch, dass im Saftfluss stehende Bäume Wunden rasch verschließen und eindringende Pilzerreger oder Bakterien- und Virusinfektion abwehren können. Einen kräftigen Schnitt vertragen Apfel- und Birnbäume. Kurztriebe auf der Astoberseite kappt man bereits im Juni, indem man die zehn bis 40 Zentimeter langen, zukünftigen Fruchtäste dabei direkt über den an der Basis rosettenartig angeordneten Blättern abschneidet. Noch nicht verholzte, längere Jungtriebe reißt man dann mit einem kräftigen Ruck aus (Juniriss/Juniknip). Der eigentliche Sommerschnitt für Apfelbäume, bei dem wie üblich alle zu dicht stehenden oder nach innen und oben wachsenden Langtriebe ausgelichtet werden, erfolgt im August, wenn die Endknospen an den Triebspitzen voll entwickelt sind. Natürlich wurde so geschnitten, dass nicht zu viel Obst verloren geht. Allerdings werfen die brechend vollen Obstbäume in diesem Jahr ohnehin schon Ballast ab, weil durch die Trockenheit gar nicht alle Früchte bis zur Vollreife getragen werden können. Trotzdem gab es Einiges zu schneiden, wie zum Beispiel Spitzen von Ästen, die keine Früchte tragen. Bei der Arbeit kann man übrigens dem Apfelwickler begegnen. Es handelt sich hierbei um einen Nachtfalter, dessen Raupen im Obstbau als Schädlinge angesehen werden. Die geschlüpfte Raupe frisst sich über die Fruchtspitze oder direkt in die Frucht zum Kerngehäuse vor. Zuerst legt sie einen spiralförmigen Gang an und dringt anschließend direkt zum Fruchtinnern ein. Schließlich ernährt sie sich vom Kernhaus mitsamt den Samen (Kernen). Beim Fressen wird der Kot in der Form von Mehl ähnlich gemahlenem Kaffee über die Eintrittsstelle ausgeschieden und entsorgt. Es gibt zwar chemische Maßnahmen gegen die gefräßigen Raupen, gegen die manche Arten aber auch schon resistent sind. Deshalb sollte man natürliche Gegenspieler wie Ohrwürmer (findet man häufig in den Fraßgängen der Apfelwicklerlarve), Wanzen und Schlupfwespen unterstützen. Die Raupen stellen auch eine willkommene Nahrung für Vögel dar. Alle Maßnahmen, die diese Nützlinge fördern, tragen zur Regulierung des Schädlings bei. Beim Austausch während des Schnittlehrgangs kann man immer etwas Neues erfahren, den Fachleuten gezielt Fragen stellen und Erfahrungen austauschen.