"Fisch und Tisch" hat Charme

In der alten Schmiede und Schlosserei, wo sein Opa 40 Jahre lang bei Berkenhoff und Drebes arbeitete, hat Marius Gierhardt aus Bermoll vor zwei Jahren einen kultigen Platz für sein Unternehmen "Fisch und Tisch" gefunden. Der studierte Textilbetriebswirtschaftler hatte eigentlich vor Corona bereits eine Firma mit fertigem Konzept, Netzwerk und allem Drum und Dran und stellte außergewöhnliche Armbanduhren her, die er bis nach Amerika verkaufte. "Da sitzt du in Bermoll auf Deiner Couch, plötzlich geht das Telefon und du hast binnen fünf Minuten sechs Bestellungen aus Amerika", lacht der empathische junge Mann. Der Hintergrund: Eine Journalistin der New York Times hatte ihn auf der Suche nach einem besonderen Thema entdeckt und über den jungen Deutschen geschrieben, der aus altem Holz interessante Uhren fertigt. Alles lief bestens bis die Pandemie kam und Material knapp wurde. Doch es ging trotzdem weiter. Seine Werkstatt brauchte einen neuen Fußboden, den er sich aus einer Villa in Jena holte. Das edle Parkett musste so nicht entsorgt werden. In Zeiten von Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine tolle Sache und der Rest brachte sein neues Produkt ins Rollen - Tische aus unverklebtem Eichenparkett. Feinstes Material wird zu einem individuellen Möbelstück nach den Wünschen der Kunden. Das "Fisch" im Firmennamen kommt übrigens von dem klassischen Fischgrätenmuster, in dem Parkett oft verlegt wird. Tische sind natürlich größere Werkstücke als Armbanduhren und schon bald ging die Suche nach passenden Räumlichkeiten für eine neue Werkstatt los. Und wieder gab es ein "eigentlich". "Ich hatte mit einer Scheune auf der Lemp oder etwas Ähnlichem gerechnet", erzählt der kreative Kopf. Doch dann kam die Insolvenz und der neue Besitzer der ehemaligen Werkshallen, Christian Mohri, verpachtet Räumlichkeiten. "Ich habe mir die Kantine angeschaut und mein Blick fiel auf diese Werkstatt, in der ich mit meinem Opa schon gewesen war", so Gierhardt, fragte nach und hat heute eine Werkstatt mit Ausstellungsraum und Lager auf zweiter Ebene und alles hat sein ursprüngliches Aussehen behalten. Der Charme einer alten Industriehalle gibt dem ganzen das besondere Etwas und der Eigentümer lässt ihm freie Hand. So entstand aus einem Nebenraum eine Küche, deren hohe Wände pink angestrichen wurden - bis unter die Decke. Hier hat die gebrauchte Gastroküche eines Schulfördervereins ihren Platz gefunden und ihren ganz eigenen Stil bekommen. Die klaren Linien der Metallmöbel hat Marius Gierhardt mit dem warmen Holz seiner Tischplatten ergänzt und eine wunderbare Harmonie erreicht. Mittlerweile werden ihm Fußböden angeboten, die er zurück baut und in seiner Werkstatt neu gestaltet. So hat er beispielsweise einen Turnhallenboden mit seinen bunten Linien belassen, neu zusammen gefügt und eine runde Tischplatte heraus geschnitten, die ihren ganz eigenen Reiz hat. Der Parallelbarren, der bis 2022 der Feuerwehr Frankfurt als Turngerät für die Sportprüfungen diente, wurde eine eigenwillige Theke, die auch als Kochinsel dienen könnte. Ideen hat Marius Gierhardt viele. Nachdem er zum Beispiel eine runde Tischplatte aus einem Stück Fußboden heraus geschnitten hatte, fiel ihm ein, dass man aus dem so entstandenen Rahmen perfekt einen Spiegel machen könnte. Mittlerweile hat der zweifache Familienvater einen Werksstudenten als Mitarbeiter und konnte vor zwei Wochen bei seiner 2 Jahre Fisch&Tisch-Feier eine ganze Reihe Gäste begrüßen, die sich rundum wohl fühlten. Man konnte sich die individuellen Möbelstücke anschauen, ins Gespräch kommen, essen und trinken und Abends gab es in der Halle auch noch Live-Musik mit der Band @sodafrizzante aus Köln. Auch Bürgermeister Christian Schwarz kam zum Gratulieren vorbei: "So außergewöhnliche Ideen begeistern mich einfach und ich wünsche Marius noch viel Erfolg!" Im Herbst wird es wieder ein öffentliches Fest mit Marktgeschehen geben und in der Weihnachtszeit wird es bei "Fisch&Tisch" auch noch mal gemütlich. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.fischundtisch.de