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Asslar - Die Woche
Ausgabe 31/2025
Gestaltung Innenteil Seite 4
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Mit Helmut Weller durch die Hörre

Helmut Weller, seit mehr als 50 Jahren Naturschutzaktivist, immer bestrebt, in der mittelhessischen Kulturlandschaft Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen zu erhalten oder neu zu schaffen, füllte im Rahmen der beliebten "Aßlarer Gespräche" den Seniorentreff im Werner Best-Haus bis auf den letzten Platz. Seit mehr als 25 Jahren intensiv auch naturfotografisch tätig, ist er immer bestrebt, die Schönheit unserer Mitgeschöpfe möglichst vielen Mitmenschen zu zeigen, auf Zusammenhänge hinzuweisen, um mit Vorträgen, Kalendern, Veröffentlichungen und seinem Internetauftritt dem brutalen Verschwinden der Artenvielfalt, auch bei uns, entgegen zu wirken, Sensibilität zu wecken und zu festigen! "Auf leisen Sohlen durch die Hörre" war das Thema seines kurzweieligen, spannenden und interessanten Vortrags, der sich mehr als eine Stunde mit "wilden Katzen und wildem Wald" beschäftigte.

"Felis silvestris, so der lateinische Name für die Europäische Wildkatze, ist für mich ein ganz besonderes Wildtier", so Weller und erläuterte die klaren Unterschiede zu den Hauskatzen, die von der afrikanischen Falbkatze abstammen: Die verwaschene Fellfarbe, der schwarze Ahlstrich auf dem Rücken und der buschige Ringelschwanz. Der Bildungspartner des Vereins Region Lahn-Dill-Bergland und Wildkatzenbotschafter des BUND machte erst einmal mit der "Hörre" bekannt, einem weitgehend zusammen hängenden Walddreieck im Lahn-Dill-Bergland von etwa 40 km2 Größe, mit den Eckorten Herborn im Nordwesten, Bischoffen / Aartalsee im Nordosten und Ehringshausen im Süden. Schon als Jugendlicher in und für die Natur unterwegs, hat Weller die Naturschutzfreunde Kölschhausen mitbegründet und leitet bis heute den Naturschutzring Ehringshausen, zu dem auch seine Kindergruppe, die "Wiesel" gehören, die schon bei vielen Projekten dabei waren. So auch bei den Wildkatzen, die mit Hilfe von so genannten "Lockstöcken" nachgewiesen werden konnten, die regelmäßig mit Baldrian besprüht, die Wildkatzen anlocken, die sich intensiv an den Stöcken reiben und dabei Haare verlieren. "2018 konnten wir keine einzige Wildkatze nachweisen, dafür waren es 2019 stolze zwölf", freute sich Weller, auf dessen Arbeit auch die Uni Gießen aufmerksam wurde, die daraufhin Wildkatzen mit Sendern ausstattete und ihre Wanderung beobachtete. Vorgestellt wurde im Vortrag auch das Wildkatzenbaby Aslan, das Weller schon 2012 beschäftigte, ein Fundtier, das mit den Haustieren einer Tierärztin aufwuchs, was mit dem Heranwachsen des Kuders unmöglich wurde. Viele schöne Bilder hat der Träger des Bundesverdienstkreuzes auch im Wildpark Weilburg von Wildkatzen gemacht - die schönsten allerdings in der Hörre mit seiner "Fotobox", in der er alte Spiegelreflexkameras einbaut, die automatisch auf Bewegung reagieren und auslösen. Die Tiere sind sehr scheu und verschwinden schnell, wenn sie die Anwesenheit von Menschen spüren - die Blitze der Kamera sehen sie allerdings als natürlich an. Versteckmöglichkeiten finden sich in der Hörre im Brombeerunterwuchs, genauso wie in natürlichen Feldholzinseln, scheinbarer Wildnis, aber auch offene Waldwiesen gehören zu dem bevorzugten Lebensraum der Wildkatzen, wie auch Wasserlöcher, denn - Wildkatzen schwimmen gerne. Helmut Weller wusste eine Menge über diese stolzen Tiere zu erzählen, die einst von Jägern und Landwirten als sehr gefährlich eingestuft wurden. Fest steht: "Wildkatzen ernähren sich zu 90 Prozent von Mäusen", so Weller. Lässt man sie in Ruhe umherstreifen, entwickeln sie sich prächtig und breiten sich mit der Zeit wieder an ihren natürlichen Lebensorten aus. Eigentlich sollten also "Bitte nicht stören!"- Schilder aufgestellt werden, gehören doch Mensch und Auto zu ihren größten Feinden, die sich in der Natur in Lux, Wolf oder auch Waschbär finden. Weller erntete großen Beifall für seine Ausführungen und hatte es wieder einmal geschafft, seine Zuhörer für den Schutz der Natur zu gewinnen, die doch eigentlich allen gehört.