Der Verein zur Erhaltung der mittelhessischen Mundart und Kultur (VEMuK) und die Chorgemeinschaft Klein-Altenstädten hatten am Samstagnachmittag zu einem Mundartnachmittag in die Mehrzweckhalle Berghausen eingeladen, der allen Beteiligten augenscheinlich eine Menge Spaß machte. Ihr Versprechen im Vorfeld "Mir gäwwe alles!" konnten die Akteure dick unterstreichen und einen schönen Erfolg verbuchen. Beide Vereine präsentierten sich von ihrer besten Seite, der mittelhessische Dialekt wurde hervorragend in den Mittelpunkt gestellt und auch der Chorgesang zeigte mal eine ganz neue Seite der Unterhaltung: Es muss nicht immer ein Konzert sein. Fazit: Wenn man sich zusammen tut, kann man eine Menge bewegen. Friedhelm Cornelius, 1. Vorsitzender des VEMuK, und seine Kollegin von der Chorgemeinschaft, Ann-Christin Netsch, hielten sich mit ihrer Begrüßung denn auch kurz, wollte man doch keine Zeit verlieren. Heidi Diener und Heike Pöllmitz, aus der Aßlarer "Fassenoacht" als Mundart-Duo "Gerda un Marieche" bekannt, hatten sich ja auch schon über die gute Resonanz gefreut und die Freunde der "Plattschwätzer" herzlich willkommen geheißen. Die beiden "Schnerwelschnute" übernahmen nicht nur die Moderation, sondern mischten auch im Chor und solistisch mit. Seine helle Freude hatte Götz Konrad, der Vorsitzende des Landesverbandes MundART, der die Idee des gemeinsamen Engagements hervorragend fand. "Es ist wichtig, unsere Mundart zu erhalten und schön, wenn man erlebt, was so alles möglich ist!" Konrad erinnerte an die Urheberin des VEMuK und des Dachverbandes Marlit Hofmann, die ihre ganze Energie in den Erhalt des Dialekts und des rrrrollenden "R"s steckte. "S' Marlit deet sich freue!" Und auch Bürgermeister Christian Schwarz strahlte: "Wenn man über den Parkplatz kommt, wo gerade die Tanzgruppe 'Hoingker' aus Werdorf in ihren wunderschönen Trachten aussteigt und in einem Winkel schon die Gerda uns Marieche zu hören sind, dann weiß man, dass etwas Schönes auf einen zukommt!" Schwarz unterstrich auch die Wichtigkeit des rührigen Engagements nach der entbehrungsreichen Zeit der Corona-Pandemie, die sich momentan wieder überall bemerkbar macht. So wünschte er "en schiene Noachmiddoach" und machte die Bühne frei für den Chor, der unter anderem auch bekannte heimische Lieder wie "Sejsde net die Säu em Goarde" oder "Gieh mer net öwwer mei Äckerche" im Repertoire hatte, bei denen auch das Publikum gefordert war. Schön zu sehen, dass hier auch die jungen Leute, denen die Mundart nicht so geläufig ist, sich nicht verschlossen, sondern einfach mit machten. Chorleiter Peter-Ferdinand, der auch die Technik bediente, brachte das "R" wohl am meisten zum Rollen kommt er doch aus dem Nordkreis, wo dieser Zungenschlag noch am meisten zu hören ist. Friedhelm Cornelius hatte Gedichte einiger VEMuK-Mitglieder mitgebracht, wie Karl-Paul Kortz aus Tiefenbach, der ein Loblied auf die "Moddersprooch" schrieb oder Ottilie Martin aus Rechtenbach, deren "Wunderheiler" für frohe Stimmung sorgte. Erika Nebeling aus Atzbach, aus deren Feder viele Mundartgedichte stammen, war auch mit von der Partie und gab eine Kostprobe ihres unnachahmlichen Könnens. Für viele wurden Erinnerungen an vergangene Zeiten wach, aber auch das immer aktuelle Zwischenmenschliche kam nicht zu kurz. Man konnte sich gut in die Mutter hinein versetzen, die zum Muttertag von ihrer Jüngsten sämtliche Erdbeerblüten aus dem Garten geschenkt bekommt. Eine wahre Augenweide waren die Hoingker Tanzpaare, die mit der "Blumenparade" begannen, ein Potpourri tanzen und mit dem "Dibbetanz" endeten. Leiterin Christine Krämer setzte die zweite Seite der Tanz- und Mundartgruppe um und hatte einige Anekdoten parat. Leider hatten die "Bachstrooße-Boys" aus Aßlar wegen Krankheit absagen müssen. Doch mit Jörg Will, hatte sich einer von ihnen trotzdem den Hessenkittel angezogen, gab ein Gedicht zum Besten und stimmte auch in das Abschlusslied mit ein. Das Publikum hatte begeistert mit geklatscht, gesungen und sich an dem munteren Treiben gefreut und zum Abschluss gab es noch ein Lob von Götz Konrad: "Doas woar en schiene Ofang fier mieh, Ihr woart Klasse, Dankeschön!"