Niko Niebch und Stefan Weiß entführten am Samstagabend ihr Publikum mit dem Mofa in die Alpenwelt.
Fünf "Sonntagsfahrer" genießen die alpine Aussicht.
Mancher träumt zeitlebens vom teuren Motorrad mit viel PS eines namhaften Herstellers, mit dem er durch ferne Länder ziehen und seine Freiheit genießen kann. Andere geben sich mit dem "Motorfahrrad" (Mofa) ihrer Jugendzeit zufrieden und erfüllen sich ihren Traum. Sowie Niko Niebch und Stefan Weiß aus Werdorf, die auch bei der rührigen Schraubergruppe des dortigen Heimatvereins aktiv sind. Mit Zylinder, Luftfilter oder Krümmer kennen sie sich bestens aus, wissen, wie man eine alte Maschine wieder zum Leben erweckt und aus einem hässlichen Entlein wieder einen stolzen Schwan macht und lieben spontane Ausfahrten in der Gemeinschaft. "Moped ist Männerwellness", grinst Niko Niebch und Stefan Weiß kann nur zustimmen. Die beiden jungen Männer sind mit der WhatsApp-Gruppe "Sonntagsfahrer" unterwegs und haben am Samstagabend im Aßlarer Kultur-Backhaus mit einem Bildervortrag ihrem Publikum den Mund wässrig gemacht. "Tollkühne Piloten und tapfere Mopeds - Mit dem Mofa über die Alpen" war der Titel des unterhaltsamen Ausflugs ins Ötztal, der so leider nicht mehr zu erleben ist. "Wir sind immer spontan unterwegs: Wenn das Wetter gut ist und einer von uns eine Tour machen will, schreibt er das in die Gruppe und los geht's", erläutert Weiß. Lohnende Ziele wie den Aartalsee gibt es in der Region viele. 2018 sahen die beiden "Mofarocker" ein Video vom Ötztaler Mopedmarathon (ÖMM) und waren sofort Feuer und Flamme. Die Vereinsausfahrt für einspurige Kleinkrafträder bis 50 Kubik des Ötztaler Moped Vereins wurde seit 2013 jedes Jahr Ende Juni ausgetragen und entwickelte sich zur Kultveranstaltung und einer festen Größe im internationalen Motorsportbereichs. 2019 waren die beiden Werdorfer dabei und restlos begeistert. "Man muss schon ein bisschen verrückt sein, aber es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht", schwärmt Niebch. Für 99 Euro Startgeld war an jeder Station Essen und Trinken enthalten und auch die Party am Abend mit Live-Band und toller Atomsphäre gehörte dazu. Mit Gleichgesinnten unterwegs sein, die Gemeinschaft genießen, fachsimpeln, ein Bier trinken und drei Tage lang seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen - was will man mehr. Start und Ziel war das Dörfchen Sölden in Tirol und durch das Ötztal ging es über Brenner und Jaufenpass zum Timmelsjoch, über unzählige Serpentinen und Kehren, Steigungen von bis zu 14 Prozent immer hinauf. Unter dem Motto "Wer langsam fährt hat länger Spaß" waren die Mopedfahrer unterwegs - die meisten sicherheitshalber auch abwärts. Auch wenn es regnete und saukalt war - Spaß hatten die Teilnehmer, die sich zum Teil auch verkleidet hatten, auf jeden Fall. "Sieben Sonntagsfahrer" waren dann im vergangenen Jahr dabei, als es bei schönstem Sonnenschein zum letzten Mal mit dem Mofa durch die Alpen ging. Ein einmaliges Erlebnis mit Bilderbuchaussichten und unvergesslichen Erinnerungen. Bei mörderischen Überholmanövern in Schrittgeschwindigkeit wurde man da auch schon mal von einem Fahrrad überholt. 2611 Starter waren dabei. "Das ist eine riesige organisatorische Aufgabe für die man unzählige Helfer braucht und ich denke, dass es in dieser Art einfach nicht mehr zu bewältigen ist, schon allein auch wegen den Vorschriften, die immer mehr werden", so Niebch. Aber ein Ötztaler Moped-Treffen mit kleiner Ausfahrt wird es noch geben. Die Werdorfer "Sonntagsfahrer" haben aber auch eigene Pläne. Neben den Ausfahrten an jedem dritten Sonntag, wollen sie vielleicht mal auf den Großglockner oder auch mal Richtung Norden an die See - es gibt noch mehr Marathons, an denen man teilnehmen könnte. Möglichkeiten gibt es viele. Zum Abschluss am Samstagabend ließen die beiden Referenten das Video von 2018 laufen, um ihren Zuschauern deutlich zu machen, wie man als bodenständiger Mittelhesse zu einer solchen Tour kommt.