Christine Zipp (stehend li) und Bürgermeister Christian Schwarz (re) sprachen über Nachhaltigkeit und Fairen Handel.
Am Donnerstag beteiligte sich der Aßlarer Weltladen am 7. Hessischen Tag der Nachhaltigkeit. "Wir sind gerne bei diesem Aktionstag dabei, weil wir sicher sind, mit dem Verkauf unserer fair gehandelten Bio-Lebensmitteln maßgeblich dazu beitragen, einige der 22 Leitsätze der Hessischen Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen", erläuterte Christine Zipp vom Vorstand des Aßlarer Fördervereins 3. Welt.
Das Leitbild dieser Nachhaltigkeitsstrategie will durch positiv formulierte Zukunftsbilder das gemeinsame Ziel eines lebenswerten Hessens der Zukunft veranschaulichen und greifbar machen. Die Leitsätze dienen zur Orientierung für die gemeinsame Arbeit und sollen für einen nachhaltigen Lebensstil motivieren. Zipp nannte hier nur einige, die leicht von jedermann gelebt werden können: "Wir halten zusammen, setzen uns für soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit ein, alle Geschlechter sind gleichberechtigt, wir kaufen in allen Bereichen bewusst ein, wir wirtschaften nachhaltig, wir schützen Tiere und Pflanzen und wir schützen das Klima." Vor diesem Hintergrund konnten fair-gehandelter Bio-Kaffee sowie faire Bio-Schokolade verkostet werden, die für nachhaltiges Wirtschaften, Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, eben für Nachhaltigkeit stehen. Anregende Gespräche taten ein übriges, die Wichtigkeit einer nachhaltigen Lebensweise deutlich zu machen.
"Unsere Veranstaltung passt auch sehr gut in die faire Woche, die gerade zu Ende geht und die größte Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland ist", ergänzte Zipp. So konnte das Aßlarer Weltladenteam gleich zwei wichtige Themen zusammen fassen. "Der faire Handel leistet seit über 50 Jahren einen Beitrag zu globaler Gerechtigkeit, nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion und die mehr als 900 Weltläden sind die Pioniere des fairen Handels", so Zipp weiter und ging auch auf die aktuelle Weltlage ein, die eine besondere Bedrohung für die Schwächsten und Ärmsten ist: "Unsere Handelspartner:innen benötigen gerade jetzt die Stabilität des Fairen Handels, um weiter eine Perspektive zu haben und die Produzenten sind mehr denn je auf unsere Solidarität angewiesen." Zu den beiden Klassikern des Fairen Handels, Kaffee und Schokolade hatte Zipp einige interessante Zahlen recherchiert: Kaffee war eines der ersten Fair-Handelsprodukte in Deutschland und nimmt mit einem Anteil von 31 Prozent am Gesamtumsatz den ersten Platz unter den fair gehandelten Produkten ein - der Marktanteil fair gehandelten Kaffees beträgt jedoch nur ca. 6 Prozent, wobei der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee in Deutschland rund 168 Liter pro Jahr beträgt. Der Marktaneil von Fairtrade-Kakao liegt inzwischen bei etwa 16 Prozent, wobei in Deutschland jährlich rund 9,2 Kilo Schokoladenwaren pro Kopf genascht werden. Der Kakaoanbau ist für die Bauern in den Entwicklungsländern die Haupteinnahmequelle und sichert den Lebensunterhalt von mehr als vierzehn Millionen Menschen, die jedoch oft deutlich unter der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro Tag leben. Unter den anwesenden Unterstützern des fairen Handels in Aßlar hieß Zipp besonders Marianne Zipp, die Vorsitzende der Frauenhilfe, willkommen, die bei Veranstaltungen fairen Kaffee anbietet. "Aber auch privat ist sie treue Kundin unseres Weltladens, besucht unser Café Kabré und unterstützt wo sie kann", so Zipp, die sich freut, dass der Kreis der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Weltladens sich ständig erweitert.
Bürgermeister Christian Schwarz, der mit Stadtverordnetenvorsteherin Katharina Schäfer und Ehrenamtsdezernentin Edith Muskat auch zu den Gästen zählte, wies darauf hin, dass ein Teil der Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und auch Mitarbeiter der Verwaltung fair gehandelten Kaffee genießen und damit ihre Solidarität unterstreichen. Um nachhaltig zu leben, seien zum Beispiel viele wo es geht mit dem Fahrrad unterwegs. "Aßlar ist nicht umsonst Fair Trade-Stadt, wir sind gerade dabei uns zum vierten Mal zu rezertifizieren und der Weltladen arbeitet natürlich auch in der Steuerungsgruppe mit", so Schwarz. "Viele denken, Fair Trade ist nur Kaffee und Schokolade, doch im Rahmen der fairen Woche standen jetzt Textilien im Blickpunkt und es gibt noch eine wesentlich breiteres Angebot an Produkten", ergänzte der Bürgermeister und warb für die Mitarbeit in der Steuerungsgruppe: "Rainer Apfelstedt hört demnächst als Sprecher auf und es sind ehrenamtliche 'Macher' gefragt, die das Bewusstsein für Fair Trade und Nachhaltigkeit stärken, um diese Themen in das tägliche Leben zu integrieren."