Die Regenablaufrinnen bedeuten eine Kippgefahr.
Schmale Gehsteige mit Schräge sind gefährlich.
An der Grundschule gibt es eine Querung für Rollstuhlfahrer.
Jutta Bauer (li) reihte sich unterwegs ein und konnte auf manchen Mängel hinweisen.
Unterwegs wurden auch andere Rollstuhlfahrer befragt.
Der Seniorenbeirat der Stadt Aßlar hat in seiner jüngsten Sitzung in der vergangenen Woche mit seinen Ortsbegehungen begonnen, bei denen sich das Gremium um Vorsitzende Hannelore Spengler sich über die Verkehrsmöglichkeiten für Senioren informiert, die nicht mehr so mobil sind. In Aßlar standen als Schwerpunkte die Bachstraße von der Grundschule über das Seniorenzentrum bis hin zum Backhausplatz sowie die beiden Ampelanlagen an der Hauptstraße und der Bahnhof im Fokus. Mit dabei auch der Schutzmann vor Ort Andreas Püchner, der mit seinen Erfahrungen eine wertvolle Unterstützung war. Die 2. Vorsitzende Linda Schäfer hatte im Vorfeld mit den Bewohnern des Seniorenzentrums unterhalten und brachte schon einige Hinweise mit in die Runde. Zum einen war da die schlechte Befahrbarkeit von Kopfsteinpflaster mit Rollstuhl und Rollator. Auch die Grünphasen der Ampeln, die für Menschen mit langsamen Tempo zu kurz sind, kamen dazu. Außerdem sind die abgesenkten Bordsteine nicht nur am Seniorenzentrum noch relativ hoch und können zu Stürzen führen, wie vor zwei Wochen geschehen. "Auch Kollegen, die Senioren begleiten konnten dies bestätigen", so Schäfer. "Unsicherheit und Angst zu stürzen führen dazu, dass alte und gehbehinderte Menschen sich nicht mehr auf die Straße trauen." Da reicht schon ein fehlender Pflasterstein wie an der Einmündung zur Mittelstraße, wo zudem ein Blumenkübel zum Hindernis wird. Auch andere Verkehrsteilnehmer, die rücksichtslos fahren und parken, sorgen für gefährliche Situation. "Das größte Problem ist Zeitmangel", so Püchner. Jeder hetzt in der letzten Sekunde los und dann muss alles schnell gehen.
Mit einem Rollator, den HanneloreS pengler übernahm, und einem schweren Rollstuhl, in den sich Vania van der Schelde setzte, marschierte die Gruppe los und konnte einige Mängel entdecken. Unterwegs gesellte sich Jutta Bauer zu der Gruppe, die mit einem Elektromobil unterwegs ist und ein Lied von schwierigen Verkehrssituationen singen konnte. Auf schmalen Gehwegen mit abenteuerlicher Neigung ergibt sich eine Sturzgefahr gegen parkende Fahrzeuge, bei denen fremdes Eigentum, der Rollstuhl oder dessen Nutzer geschädigt werden können. Die Frage nach regelmäßiger Überwachung und Sanktionen an besonders gefährliche Stellen wurde laut. "Meine Aufgabe ist die Prävention, nicht die Bestrafung", warf Andreas Püchner ein. Das Ordnungsamt der Stadt Aßlar tut schon sehr viel, doch für Dauerüberwachung an allen Gefahrenpunkten brauchte man eine unbezahlbare Anzahl an Mitarbeitern. Gefragt sind hier wohl auch vor allem die Verkehrsteilnehmer, sich verantwortungsvoll mit ihren Fahrzeugen zu bewegen. "Es gibt zwar auch Planungsmängel beim Bau von Straßen, die man beheben könnte, aber gerade in den engen Straßen den alten Ortskerns muss man bedenken, dass sie in Zeiten gebaut wurden, als die Zahl der Autos noch wesentlich geringer war", gab Püchner zu bedenken. Die Entscheidungskraft der Verantwortlichen hängt hier oft von den Finanzen ab. Neben losen Steinen, zu hohen Bürgersteigen, schlecht passierbaren Gehsteigrinnen und mehr, kamen auch andere Themen auf, wie zum Beispiel die große rote Fläche am Eingang der Bachstraße von der Hauptstraße aus, die mancher als Fußgängerüberweg sieht. "Es handelt sich hierbei um die Visualisierung des Endes der 30-er Zone", informierte Püchner. Bei der Überquerung der Ampel wurden die Rot- und Grünphasen gestoppt und festgestellt, dass sich hier unbedingt etwas tun muss. Bei der Ampel am Rathaus, die an diesem Tag ausgefallen war, kam die Frage: "Müssen die Autofahrer dann trotzdem anhalten?" Das ist nicht der Fall - dieser Fußgängerüberweg gilt nur in Verbindung mit der Ampel. Zu den "Angsträumen" für Rollator- und Rollstuhlfahrer zählt auch ein Bahnhof. "Unser Bahnhof in Aßlar zählt zu den Barrierefreien", erzählte van der Schelde. Dies konnte schnell widerlegt werden - mit Rollator oder Rollstuhl kommt man nicht durch die Unterführung, auch nicht mit Hilfe. Fazit: Schon bei der Auftaktveranstaltung konnten eine Menge Mängel aufgetan werden, die es sicher auch in den Stadtteilen gibt. Vor allem kann so mancher Stolperstein auch einem gesunden und mobilen Verkehrsteilnehmer zum Verhängnis werden.