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Asslar - Die Woche
Ausgabe 42/2023
Gestaltung Innenteil Seite 2
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Lichtmalerei im Heimatmuseum

Bruno Wahrenberg (re) und Laudator Gert Heiland mit dem ausdrucksstarken Bild der Burg Greifenstein im Ausstellungsraum.

Die Band "The New Chapter" sorgte für ein musikalisches Intermezzo in der Scheune.

Im Heimatmuseum der Stadt Aßlar im Werdorfer Schloss gibt es eine neue Sonderausstellung. Unter der Überschrift "Lichtmalerei - Fotografie mit der Geste des Zeigens" zeigt der Werdorfer Bruno Wahrenberg die Ergebnisse seiner fotografischen Leidenschaft, die ihn schon lebenslang begleitet. Von der digitalen Fotografie zunächst begeistert, hat er schnell wieder zur analogen zurück gefunden und eine gebrauchte Lochkamera hat ihn in ganz neue fotografische Gefilde geführt. Zu dieser alten Technik passend, beschäftigt er sich außerdem noch mit Edeldruckverfahren, die seine Werke zu etwas sehr Besonderem machen. So begegnet man im 2. Obergeschoss des Museums nicht nur Gebäuden, Einblicken und Landschaften aus seinem Heimatort - auch Wetzlar ist zum Beispiel mit der alten Lahnbrücke oder dem Lottehof vertreten und Burg Greifenstein durfte nicht fehlen. Museumswart Jan Schmerer hieß die Besucher der Vernissage zunächst in der Scheune willkommen, wo Gert Heiland eine Laudatio hielt. In seiner Eigenschaft als Redakteur der Wetzlarer Neuen Zeitung hatte er Wahrenberg kennen gelernt und über seine künstlerische Arbeit berichtet. "Burg Greifenstein in ein besonderes Blau getaucht, dramatische, aufsteigende und abfallende Linie, die sich im Endlosen treffen oder mit Wucht auseinander streben. Dieses Foto von Bruno Wahrenberg ist mir noch gut in Erinnerung. Entstanden ist es in einem Verfahren, dass im Prinzip schon vor mehr als 500 Jahren bekannt war", so Heiland und erinnerte an die Camera Obscura Leonardo da Vincis, der einen ganzen dunklen Raum durch eine kleine Öffnung in einer Wand zur Kamera machte. Das Licht fällt auf eine lichtempfindliche Oberfläche gegenüber. So funktioniert das auch mit einem kleinen Holzkistchen doch, so Heiland: "Das Fotografieren mit einer Lochkamera verlangt Kenntnis, Leidenschaft und Geduld." Mit den Handyschnappschüssen unserer Zeit habe dies nichts zu tun. "Es ist eine Kunstform, die der Welt, die wir zu kennen glauben, doch unbekannte Aspekte entlockt." Und das nicht nur wegen des besonderen Blaus der Cyanotypie, die den Aufnahmen ihren besonderen Reiz verleiht. Mit 15 begründete der Künstler seine Passion mit dem Kauf seine erste Spiegelreflex-Kamera. Drei Jahre später begann er mit dem Entwickeln von Filmen und Fotos. "Das Interesse ließ aber nach und erwachte es wieder, als die 'Digitalknipsen' aufkamen", so Heiland. Das Interesse für Lochkameras wurde durch einen Artikel geweckt und mit einem Schnäppchen bei eBay wurde die Erste erstanden, der noch unzählige folgen sollten. Mit einer Holzschachtel Fotos machen? Ja, das funktioniert, und zwar in guter Qualität, sowohl in der Nähe, als auch in der Ferne und bei extremen Bildwinkeln bis zu 180 Grad. "Dank der oft langen Belichtungszeit von bis zu 20 Minuten, verschwinden die Menschen, die störend ins Bild laufen", gerät Heiland fast ins Schwärmen. Weiterer Vorteil: Bei der normalen Kamera wird das Motiv bei extremen Winkeln oft gewölbt - bei der Lochkamera ist dies nicht der Fall. Die moderne Technik nutzt der Künstler, wenn er die Negative seiner Schwarz-Weiß-Filme im Mittelformat einscannt und vergrößert, um für die Edeldruckverfahren Negative in der Größe des angestrebten Bildes benötigt. "Mir geht es nicht nur um das Ablichten, sondern um den künstlerischen Akt", so Wahrenberg, für den auch das Zeigen seiner Werke und das Bad in der Menge wichtig sind. Nach einem musikalischen Intermezzo mit der Band "The New Chapter", hieß es die Museumstreppen erklimmen und die Bilder anschauen, die sehr gut ankamen.