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Asslar - Die Woche
Ausgabe 43/2022
Gestaltung Innenteil Seite 5
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Fairer Handel hilft in Zimbabwe

Das Prinzip des "Fairen Handels", Produzenten durch verlässliche Preise und Zahlungsbedingungen eine Möglichkeit zu bieten, sich durch eigene Arbeit einen ausreichenden Lebensunterhalt zu verdienen, steht im Fokus der Arbeit in den Weltläden Deutschlands. So auch in Aßlar, wo schon seit Jahrzehnten vielfältige Fair Trade-Produkte verkauft werden, um die Menschen in Afrika zu unterstützen. Kaffee, Schokolade und Kakao sind wohl die bekanntesten Waren, aber es gibt noch sehr viel mehr vom Schmuck, über Textilien, bis zum Kunsthandwerk. Am Samstag hatte der Aßlarer Weltladen in das evangelische Gemeindehaus zu einem Vortrag über "Matarenda", einen der Geschäftspartner eingeladen. Dietmar Kühl, der 17 Jahre als Lehrer in der Entwicklungshilfe in Zimbabwe tätig war, berichtete über das seit 2012 tätige Künstlerkollektiv aus dem in 2016 eine Stiftung entstand, deren rühriges Bindeglied er zu 120 Weltläden in Deutschland ist. Kühls Frau Theresa ist Modedesignerin und Initiatoren der prosperierenden Initiative, der sich immer neue Kunsthandwerker anschließen. "In den 1990-er Jahren gab es viel Tourismus in Zimbabwe, der leider durch die Wirtschaftskrise zusammen gebrochen ist", so Kühl. Die Idee hinter "Matarenda", was in der Sprache der Shona "Talente der Künstler" bedeutet, ist ganz einfach: Wenn die Touristen nicht mehr zu uns kommen, bringen wir ihre Waren zu ihnen. So wurden Kontakte in Zimbabwe und Deutschland geknüpft, vermittelt, Wege gefunden und ein Netzwerk aufgebaut, das am Samstag die zahlreichen Gäste des Vortrags begeisterte. "Shona-Skulpturen aus Serpentinitstein waren der Anfang, Näh- und Schneiderarbeiten folgten, Holzarbeiten kamen dazu, Tongakörbe und auch Pappmachéefiguren", so Kühl, der viele Bilder dabei hatte, die eindrücklich die Freude der Menschen zeigten, die sich mit Hilfe von Matarenda ein sicheres Leben verdienen können. Mittlerweile entstand ein Ausbildungszentrum, in dem junge Leute ausgebildet werden, die ihr Können auch an andere weiter geben. "Auch eine Gruppe blinder Frauen, die vor unserer Einrichtung bettelten konnten wir integrieren und sie stricken jetzt, um sich Geld zu verdienen", erzählte Kühl. Die Preise machen die Produzenten und werden nicht herunter gehandelt. Neue Produktideen bringt der engagierte Pensionär auch aus den Weltläden mit, wenn er über die Wintermonate bei seiner Familie in Afrika lebt. Dann wird Neues entwickelt und auf den Weg gebracht. Kühl erzählte auch von der Idee des Weltladen-Dachverbandes, der seine Mitglieder in der Corona-Zeit darum bat, die abgesenkte Mehrwertsteuer nicht einzukalkulieren, sondern zu sammeln, um die Menschen in Afrika zu unterstützen. "Dabei kamen 600000 Euro zusammen, von denen auch unsere Produzenten profitierten und sich unbändig freuten", erzählte Kühl. "Wir haben auch 600 Euro beisteuern können und gar nicht gewusst, dass auch Matarenda etwas bekommen hat", freute sich Christine Zipp vom Aßlarer Weltladenvorstand, die unter den zahlreichen Gästen auch Bürgermeister Christian Schwarz und Stadtverordnetenvorsteherin Katharina Schäfer begrüßte. Schließlich ist Aßlar seit Jahren Fairtradestadt und zur entsprechenden Steuerungsgruppe gehören von Anfang an Vertreter des Weltladens. So greift eines ins andere, der faire Handel findet viele Unterstützer und wenn dann profunde Kenner wie Dietmar Kühl von ihrer Arbeit berichten und auch noch gezielte Fragen ohne Umwege beantworten können, ist wieder ein Stück Miteinander und Menschlichkeit gewachsen. Natürlich hatten die Weltladenmitarbeiterinnen auch wieder kulinarische Spezialitäten vorbereitet und Matarenda-Produkte konnten gekauft werden.