Wo früher die Mühle der Familie Hartmann stand, hat die Stadt Aßlar jetzt für eine Wohnanlage gesorgt, in der Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden können. "Wir haben frühzeitig reagiert, 60 Wohncontainer geordert und auch noch Flurmodule bekommen", erzählt Bürgermeister Christian Schwarz. Ohne diese hätte man Planen zwischen die Containerreihen spannen müssen. "Ich bin stolz auf alle Beteiligten, die hier innerhalb von sechs Wochen für menschenwürdige Unterkünfte gesorgt haben", freut er sich über das gute Team vom Fachdienst Sicherheit und Ordnung, der in der Aßlarer Feuerwehr und den Bediensteten des Rathauses große Unterstützung findet. "Alle haben angepackt, Möbel aufgebaut, Willkommenspakete mit Bettwäsche, Handtüchern, Gläsern, Schneidbrett und mehr gepackt und viele ehrenamtliche Stunden investiert, um für die Flüchtlinge eine Basis für ein gutes Miteinander zu schaffen, in der man sich wohl fühlen kann," so der Bürgermeister. Es gibt sogar eine Adresse - "Mühlweg 30" - für das zeitweilige Zuhause. "Es sind zweckmäßige Unterkünfte entstanden, kein Luxus, aber es gibt Waschmaschinen und Trockner, fünf Toiletten pro Geschlecht für 30 Personen, sechs Kochstellen in der Gemeinschaftsküche, Mikrowellen, Wasserkocher, Kaffeemaschinen, Kühlschränke und natürlich auch Gemeinschaftsduschen", erläutert Michael Pichl, Fachbereichsleiter Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz. Um Energie zu sparen funktioniert das Flurlicht mit Bewegungsmeldern und Schalter sorgen zum Beispiel in der Küche dafür, dass nach einer Stunde der Strom automatisch abgeschaltet wird, was natürlich auch für den Brandschutz wichtig ist. Die Anlage ist in zwei Bereiche à 30 Personen eingeteilt und soll vornehmlich Familien zur Verfügung stehen. Es gibt Zimmer für zwei und vier Personen plus zehn Kinderbetten. "Wir sind auf großes Entgegenkommen bei der Beschaffung von Möbeln und Elektrogeräten gestoßen und auch die Spendenbereitschaft der Bevölkerung mit Bettwäsche, Handtüchern und mehr ist gleich bleibend hoch", lobt Schwarz. Sechs Wochen vom Mietvertrag über Aufbau und Erstellung der Infrastruktur bis zur Großaktion zur Bestückung, waren eine Glanzleistung. Dank geht hier auch an die Stadtverordnetenversammlung, die sofort einstimmig die zunächst angedachte Containerzahl verdoppelte. Ergänzend kommen noch vier Container dazu, die für Sozialarbeit oder Arztsprechstunden und Ähnliches genutzt werden können. Die Kosten für die Miete, die über 24 Monate läuft und sich auf rund 465000 Euro beläuft, werden zum größten Teil (Ziel ist komplett) durch die Kompensation für die Aufnahme von Geflüchteten vom Land Hessen übernommen. "Auch die Firmen Gießener Container Modulbau und Kiloutou Arbeitsbühnen haben zügig gearbeitet", so der Bürgermeister, der sich sehr zufrieden zeigt. In dieser Woche kommen die ersten 30 Flüchtlinge an. "Nach dem aktuellen Verteilungsschlüssel müssen wir 300 Menschen aufnehmen, von denen ca. 200 schon privat oder in angemieteten Wohnungen untergebracht sind", resümiert Schwarz. "Wir haben uns für die Container entschieden, weil wir die Turnhallen und Dorfgemeinschaftshäuser solange wie möglich für die Bevölkerung zur Verfügung haben wollen, die durch die Corona-Pandemie schon genug auf Sport und andere soziale Kontakte verzichten musste", so Pichl. "Wir wissen nicht, was noch auf uns zu kommt und müssen spontan reagieren", ergänzt Schwarz. Wöchentlich kommen die neuen Zuweisungen an Schutzsuchenden und es sind derzeit weit mehr als 2015 bei der ersten Flüchtlingskrise. "Es sind Menschen, die vor Gewalt fliehen und bei uns freundlich und mit offenen Herzen empfangen werden, wofür ich allen Aßlarern danke", so der Bürgermeister. "Und eigentlich wünscht man sich, dass dies alles gar nicht nötig wäre und diese Menschen zu Hause in ihrem Heimatland in Frieden leben könnten."