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Asslar - Die Woche
Ausgabe 47/2024
Gestaltung Innenteil Seite 5
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"Cold Case" sorgt für Spannung

Spannende Polizeiarbeit verpackt in einem Krimi aus heimischer Feder hat am Mittwoch im Dietrich Bonhoeffer-Haus in Werdorf mehr als 40 Besucher begeistert. Zur Krimi-Lesung hatte der Verein für Heimatgeschichte 1980 Werdorf eingeladen und Erwin Müllers Buch "Todestransit", das auf einer wahren Begebenheit beruht, war um so aufregender, weil man die Örtlichkeiten und die Geschichte noch von damals kennt. Vierzehn Beamte in Dillenburg waren im November 1981 mit diesem Kapitalverbrechen beschäftigt. Der Autor des Krimis "Todestransit" gehörte zu den Ermittlern der Mordsache Stippbachtal, die bis heute ungeklärt ist. Müller berichtet anschaulich über die Ermittlungsmaschinerie, wenige Spuren und die Wichtigkeit des Zahnstatus bei den Ermittlungen in den 1980-er Jahren. Erste Anlaufpunkte bei hiesigen Zahnärzten und Laboren waren negativ, von der vier Wochen alten und zum Teil verbrannten Leiche konnten noch drei Fingerabdrücke genommen werden. Bei der Obduktion fand sich ein Streichholz am Oberschenkel. Im Sinner Altenheim wurde "Willi Franz", ein polizeibekannter Täter und wichtiger Hinweisgeber befragt. Er hatte sonntags im Stippachtal eine Beobachtung gemacht, die wichtig war, aber kein Ergebnis zur Folge hatte. Beim Spaziergang hatte der Fahrer eines gelben VW Käfer ihn nach dem Weg gefragt und es kam ihm verdächtig vor, als zwei Männer ein Stück weiter des Wegs schwere Last bei Fischteichen aus dem Auto hievten. Die Spur führte nach Mergentheim/Tauberbischofsheim - 146 Käfer wurden ergebnislos untersucht. Auch ein Professor aus Kiel, der dem Toten ein Gesicht gab, konnte Licht ins Dunkel bringen. Am Fundort fanden sich Hinweise, die das Beamtenteam auch nach Berlin und Liechtenstein und später an die jugoslawische Adria führten. Kurzweilig und spannend wechselte Erwin Müller zwischen Tatsachenbericht und Fiktion des Krimis und sorgte mit Anekdoten, wie dem Beamten-Bierchen am Buß- und Betttag im Burger Hof für Authentizität. Er berichtete von der Entwicklung der Figuren in seinem Krimi, von Blutrache und der Vorgehensweise der kriminaltechnischen Untersuchungen. Während trotz der Veröffentlichung bei "Aktenzeichen XY ungelöst" in 1985 der Fall aus dem Stippachtal noch immer ungeklärt ist, auch die Ermittlungen von Interpol ohne Ergebnis blieben und der Fall 1987 vorläufig ad acta gelegt wurde, überführt die Dillenburger Polizei im Buch, das 2022 veröffentlicht wurde, den Täter. Übrigens sind vor zwei Jahren neue Hinweise aufgetaucht, die leider bislang auch nicht zur Aufklärung führten. Die Zuhörer*innen werden auf jeden Fall gespannt verfolgen, ob der "Cold Case" vielleicht doch noch geklärt werden und der ehemalige Ermittler Müller mit seinem einzigen ungeklärten Fall abschließen kann.