Die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag der Stadt Aßlar, die am Samstag im evangelischen Gemeindehaus in Aßlar stattfand, machte klar, wie wichtig es gerade in diesen unruhigen Zeiten ist, gemeinsam um all die Menschen zu trauern, die durch menschenverachtenden Hass in Terror und Krieg ihr Leben sinnlos lassen mussten. Sich derer erinnern, die herzlosen Machthabern zum Opfer fielen und bis heute fallen, ist Mahnung für alle, die den Wirrköpfen der Gegenwart hinterher laufen. Sich in der Gemeinschaft für den Frieden stark machen, Zeichen setzen und gegen Aggressoren aufstehen, ist zwar schwer, aber alle zusammen, die nach Frieden und Einigkeit streben, können etwas bewirken. Pastoralreferent Michael Dörsam erinnerte vor diesem Hintergrund an den Countrysänger Kris Kristofferson, der in diesem Jahr verstarb und in seinen Liedern Stellung gegen Hass und Gewalt und für ein friedliches Miteinander bezog. "In seinem Lied 'in the news' zitiert er Gott selbst: Alle behaupten, Gott ist auf ihrer Seite, doch nicht in meinem Namen, nicht auf meiner Erde, ich will nichts als das Ende des Krieges", so Dörsam. "Wir sollten wie Gottes Stellvertreter handeln, den Dialog halten und die Friedensstifter aus dem Matthäusevangelium sein. Möge Gott uns die Kraft geben, den Weg des Friedens weiter zu gehen."
"Es ist gut, an der Tradition des Volkstrauertages festzuhalten, wenn man bedenkt, welchen Preis die Menschheit bisher in Konflikten bezahlt hat", so Bürgermeister Christian Schwarz. Das Gedenken sei eine wichtige Brücke, um Lehren für eine bessere Zukunft zu ziehen. "Aßlar ist ein Ort des Friedens und der Zusammengehörigkeit, wo man die Bereitschaft findet zuzuhören, international zu kooperieren und sich mit denen zu identifizieren, die nicht mehr für sich selber reden können." Schwarz sieht in der Jugend das größte Kapital für Miteinander, Verständnis, Toleranz und Mitgefühl. "Wir müssen achtsam sein und verhindern, dass sich Fehler wiederholen und in Dankbarkeit und Respekt fest für den Frieden einstehen." Stadtverordnetenvorsteherin Katharina Schäfer hatte einen Brief der gefeierten Kriegskorrespondentin Martha Gelhorn an ihre Freundin, die amerikanische Forst Lady Eleanor Roosevelt, mitgebracht, die im März 1938 von ihrem Entsetzen über die Situation in Europa sprach und einen weiteren Weltkrieg voraussagte, der ein Jahr später Wirklichkeit wurde. "Alles fährt zur Hölle", zieht die junge Frau ihr Fazit. "Es macht mich hilflos und verrückt vor Wut, wenn ich sehe, wie der nächste Weltkrieg auf uns zurast und ich denke, die drei Demokratien haben seit 1918 ihre historische Rolle nicht mehr wahr genommen", so Gelhorn. "Die jungen Männer werden sterben und die alten mächtigen Männer überleben, um mit dem Frieden Schindluder zu treiben", so Gelhorn voller Bitterkeit und spricht den Menschen in ihrer Unwissenheit, Angst und Trägheit eine Mitverantwortung zu. "Die ganze Welt nimmt ihre Zerstörung durch den Autor von 'Mein Kampf' hin, ein Mann, der keine halbe Seite lang denken kann", so Gelhorn voller Wut und Hass über das, was sie sieht. "…der nächste Weltkrieg wird der dümmste, verlogenste, grausamste Ausverkauf unserer Zeit werden." Vor diesem Hintergrund unterstrich Schäfer, dass der Volkstrauertag mahnt, aus der Vergangenheit zu lernen und Verantwortung für eine friedliche Zukunft zu übernehmen. "Unsere Geschichte lehrt auch, dass Frieden und Versöhnung möglich sind. Die europäische Einigung und der Aufbau unserer Demokratie sind dafür ein starkes Zeugnis.", so Schäfer. "Heute sehen wir erneut, wie zerbrechlich Frieden ist und wie wichtig es ist, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten." Am Volkstrauertag wird an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. "Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Wald", so Schäfer. "Wer Frieden will, muss für Gerechtigkeit sorgen in der ganzen Welt und in seinem nahen Umfeld", endete Stadträtin Edith Muskat die Runde, die vom Madrigalchor Berghausen und der Blasmusik des TV Werdorf musikalsch umrahmt wurde. Im Anschluss nahmen die Ortsvorsteher die Kränze für die Niederlegungen an den Ehrenmadel. In Aßlar wurde auch ein Kranz des VdK niedergelegt.