In den jüngsten Aßlarer Gesprächen stellte Pastoralreferent Michael Dörsam die sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der evangelischen Kirche in Deutschland vor, die sich mit der Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft beschäftigt. "5282 Menschen im Durchschnittsalter von fast 50 Jahren wurden befragt, die 592 Fragen beantworteten, von denen ich einen kleinen Ausschnitt ausgewählt habe", erläuterte Dörsam, der die Ergebnisse mittels Power Point-Präsentation verdeutlichte. Zum Zeitpunkt der Studie im von Oktober bis Dezember 2022 waren 43 Prozent der Bevölkerung in Deutschland konfessionslos, 25 % katholisch, 23 % evangelisch, je 2 % gehörten anderen autochthonen christlichen Gemeinschaften wie Freikirchen oder postmigrantischen christlichen Gemeinschaften an und 5 % nichtchristlichen Religionen. Ein Viertel zeigte sich religiös distanziert, 13 % kirchlich-religiös, 6 % alternativ und 56 % als Säkulare. "Viele Menschen sehen sich nicht als religiöse Menschen", wurde Dr. Volker Jung, Kirchenpräsident der EKD, zitiert. "Deshalb gebe es bei vielen auch keine unbefriedigte religiöse Sehnsucht. "Umso wichtiger ist es, auf die Lebensfragen zu hören, die Menschen stellen, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen." Das tägliche Gebet ging zwischen 2002 und 2020 bei den Katholischen um 13,8 % auf 14,8 % zurück - bei den Evangelischen um 2,1 % auf 15,1 %.
| 1. | Zwei Drittel der evangelischen und drei Viertel der katholischen Kirchenmitglieder tendieren zum Kirchenaustritt. |
| 2. | Die Kirchen haben es mit in der Hand: Sie können drohenden Austritten mit Reformen entgegen wirken. |
| 3. | Protestant*innen entscheiden sich vor allem aus Gleichgültigkeit gegenüber Religion und Kirche für den Austritt. |
| 4. | Katholik*innen treten vor allem aus Wut und Zorn gegenüber ihrer eigenen Kirche aus. |
| 5. | Wer konfessionslos aufwächst, bleibt dies mit aller Wahrscheinlichkeit ein Leben lang. |
| 6. | Es gibt hohe Reformerwartungen an die Kirchen. Mehr als drei Viertel aller evangelischen Kirchemitglieder finden, dass die Reformen ihrer Kirche in die richtige Richtung gehen. |
| 7. | Über alle Konfessionen hinweg herrscht eine große Zustimmung zur ökumenischen Orientierung und Zusammenarbeit zwischen den Kirchen. |
| 8. | Sowohl Kirchenmitglieder als auch Konfessionslose erwarten von der Kirche ein soziales Engagement, das über den Bereich des Religiösen hinaus geht. |
"Meine Kirchen muss sich grundlegend ändern, wenn sie eine Zukunft haben soll", sagen 80 % der Evangelischen und 96 % der Katholischen.
"Wenn ich einen Gottesdienst besuche will ich…", dass mich Raum, Musik und Atmosphäre ansprechen (80%), eine gute Predigt hören (70%), einen Gottesdienst in moderner Sprache erleben (62%), für mich sein und meinen Gedanken nachhängen (59%), meinen Glauben stärken (54%), bekannte und befreundete Personen treffen (45 %), etwas vom Heiligen erleben (25 %) oder gesagt bekommen, wie ich leben und denken soll (10 %).
"Die Zusammenarbeit der Kirchen ist ein Gebot der Stunde, denn konfessionelle Abgrenzungen leuchten den meisten Menschen kaum noch ein. Es gilt, die christliche Botschaft zu stärken, nicht die konfessionellen Differenzen", wurde Prof. Dr. Detlef Pollack, Professor für Religionssoziologie an der Uni Münster, zitiert.
Auch das ehrenamtlich Engagement in der Gesellschaft, differenziert nach Konfession, gab interessante Aufschlüsse. 41 % aller Befragten gaben an, sich im letzten Jahr in irgendeinem Bereich ehrenamtlich engagiert zu haben. 49 % davon waren katholisch, 46 % evangelisch und 32 % konfessionslos.
| 1. | 35 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland hatte in den vergangenen 12 Monaten Kontakt zu einer kirchlichen Einrichtung. |
| 2. | 34 % der Konfessionslosen hatten in dieser Zeit Kontakt mit Personen, die in der Kirche tätig sind - in der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 45 %. |
| 3. | Am häufigsten stehen die Menschen in Kontakt mit Pfarrer*innen sowie Mitarbeitenden der Jugend-, Familien-, Senioren- oder Sozialarbeit. |
| 4. | 76 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder geben an, dass sie die Pfarrperson ihre Gemeinde namentlich kennen. |
| 5. | 52 % der Evangelischen haben bereits persönlichen Kontakt mit der Pfarrperson gehabt. |
| 6. | Je intensiver nachbarschaftliche Kontakte sind, desto größer ist auch der Kontakt zur Kirchengemeinde und deren Hauptamtlichen. |
Michael Dörsam hatte mit seiner Präsentation wohl ein interessantes Thema getroffen, entwickelte sich im Anschluss doch eine spannende Diskussion.
Beim nächsten Mal am 19. Dezember, ab 14.30 Uhr, geht es an gleicher Stelle mit einer Weihnachtsfeier mit musikalischer Überraschung weiter.