Nicht viele Aßlarer fanden am Samstagmorgen den Weg zum Mahnmal am Judenfriedhof, wo zum Holocaustgedenktag Kränze nieder gelegt und der Millionen Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde. Pfarrer Marcus Brenzinger erinnerte an Petrus, der Jesus drei Mal verleugnete und dann bitterlich über sein Versagen weinte. „Er wollte lieber zu den anderen, den Sicheren, gehören und hat sich nachher des Schämens geschämt, als der Hahn drei Mal krähte und Jesus ihn dabei anschaute“, so der Pfarrer. „Auch die Christen haben sich immer des Juden in Jesus geschämt und heute sind wir in seinem Blick, wir sind gefragt, ob wir ihn verleugnen und alle Kirchturmhähne und Judenfriedhöfe, sollen uns Mahnung und Erinnerung sein, nicht zu leugnen“, so der Pfarrer weiter und bat in seinem Gebet um Gerechtigkeit für die unfassbar vielen Tote des Nationalsozialismus und die Menschen, die auch heute noch in Angst leben müssen. „So viel Hass und Unfreiheit auf der Welt, so viele Rat- und Mutlose - wir bitten um Kraft und Erbarmen.“
„Der Holocaust ist das dunkelste Kapitel unserer Geschichte, das uns lehrt, niemals die Augen vor Ungerechtigkeit zu verschließen. Es erinnert uns daran, dass Rassismus, Intoleranz und Hass zu unsäglichem Leid führen können. Heute, da wir uns hier versammeln, sind wir dazu aufgerufen, sicher zu stellen, dass die Erinnerungen an die Schrecken des Holocaust nicht verblassen“, so Stadtverordnetenvorsteherin Katharina Schäfer und zitierte den Überlebenden Max Mannheimer, der in einem Vortrag zu Schüler:innen sagte: „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“ Es liege in unserer Verantwortung, die Werte der Menschlichkeit und Toleranz zu verteidigen. „Wir müssen uns aktiv gegen jede Form von Diskriminierung und Vorurteilen stellen, denn dieser Gedenktag ist nicht nur ein Anlass zum Gedenken, sondern auch eine Verpflichtung“, mahnte Schäfer. „Kämpfen wir gemeinsam gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit! Engagieren wir uns für Toleranz und Vielfalt! Für eine Gesellschaft, in der die Würde aller Menschen tatsächlich unantastbar ist!“
Heinz Valentin, Vorsitzender des Aßlarer VdK-Ortsverbandes, erinnerte an den Todesmarsch von Auschwitz. Die Lager wurden geräumt und insgesamt 35000 fanden alleine hier den Tod in der Eiseskälte. „Wer nicht weiter konnte wurde erschossen“, so Valentin. Die Bevölkerung verschloss die Augen vor dem Leid, das sich auch durch Ortschaften schleppte. „Wir haben nichts gewusst kann so nicht gelten“, so Valentin weiter. „Für uns muss gelten: Nie wieder!“