Am Sonntag wurde der 175. Geburtstag der Bermoller Kirche mit einem Festgottesdienst und anschließendem Dorfcafé im DGH gefeiert. Pfarrer Holger Zirk hieß die Festgemeinde in den Mauern des Geburtstagskindes willkommen und dankte dem Kirchenchor Oberlemp-Bermoll unter der Leitung von Organist Oliver Lisy für die musikalische Umrahmung. "Warum haben sich unsere Vorfahren solche Mühe gemacht, diese Kirche gebaut und über sechs Generationen gepflegt? Wozu ist das Haus gut, wenn man nicht darin wohnen oder etwas darin verkaufen kann ?" fragte Zirk und gab mit Jesaja, Kapitel 66, gleich die Antwort: "Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meine Fußbank - was für ein Haus wollt Ihr mir bauen? Meine Hand hat alles gemacht…" Fazit: Gott braucht dieses Haus nicht, er ist überall, ist durch Jesus auf Augenhöhe mit den Menschen. "Das ist das Geheimnis von Weihnachten", so Zirk. "Diese Kirche ist für Euch ein unersetzlicher Schatz zum Hüten und so lange wie Ihr sie in Eurer Gemeinschaft mit Leben füllt, wird sie Euren inneren Kompass auf Kurs halten."
Ortsvorsteher Nicklas Kniese hieß im DGH zur Kaffeetafel unter den Gästen auch Vertreter aus Politik und Kirche willkommen und dankte allen Helfern, die das Fest zusammen ermöglichten. In seinem historischen Überblick berichtete er von der ursprünglichen Kapelle, die 1277 erbaut wurde und sich am so genannten "Justeplatz" befand. Nach dreijähriger Bauzeit konnte die Einweihung am 27. Dezember 1847 erfolgen. "Der Bau hat große Mühen und viel Geld gekostet", so Kniese weiter und berichtete vom Transport von Mauersteinen, die im "Teufelsgraben und am Buchenberg" gebrochen wurden und den Frohnfuhren an Holz, Kalk und Sandsteinen, die aus dem Kreis Marburg herbei geschafft wurden. Erbaut hat das Gotteshaus Maurermeister Thielmann aus Offenbach. Als 1848 auch der Turm fertig gestellt war, konnte die neue Glocke ihren Platz einnehmen, die im ersten Weltkrieg eingeschmolzen und dem Kriegsdienst einverleibt wurde. Am 18. Mai 1879 konnte die zweite Glocke geweiht werden. 1920 gab es eine neue Ersatzglocke, die von Rincker in Sinn gegossen und mit der Inschrift "In eiserner Zeit, dem Herrn geweiht, uns zur Seligkeit" versehen wurde. .
1938 wurde bei Erneuerungsarbeiten des Kirchendaches und des Turmes ein altes Dokument gefunden. Das Kreuz der Kirchturmspitze war abgenommen worden und in der Kuppel fand sich eine Bleikapsel in der eine Niederschrift über den Bau der Kirche eingelötet war. Auf der Bleikapsel hatte sich Dachdecker Schwenk aus Lich verewigt. Die Kuppel hatte einige Löcher, die Soldaten zurückkehrender Truppen 1918 mit ihren Karabinern geschossen hatten. Durch Regenwasser wurde die Schrift zwar verwischt, doch Bürgermeister Heinrich Schupp ließ eine neue Kuppel anbringen, den Wetterhahn wieder herstellen und eine Abschrift anfertigen, der die Erneuerungsarbeiten zugefügt wurden. Diese wurde in der neuen Kuppel eingeschlossen. Bürgermeister Heinrich Schupp hat eine neue Kuppel anbringen und auch den Wetterhahn wieder herstellen lassen. Hierbei ist eine Abschrift des Dokuments gefertigt und mit einer die jetzigen Erneuerungsarbeiten würdigende Chronik in der neuen Kuppel eingeschlossen worden. 1956 erhielt die Bermoller Kirche wieder eine neue Glocke. Erst elf Jahre nach dem 2. Weltkrieg brachte die Firma Rincker das gute Stück heran und das ganze Dorf war auf den Beinen, sie willkommen zu heißen. Bis in die 1960-er Jahren wurde die Glocken von Hand geläutet. An Silvester musste die Glocke eine Stunde geläutet werden. Dazu versammelten sich einige junge Männer aus dem Dorf, die sich abwechselten und nicht selten drei Meter in die Luft gehoben wurden. "Um 1970 gab es neue Bänke mit integrierter, elektrischer Sitzheizung – sowie motorisiertes Glockenläuten", informierte Kniese. Noch bevor Bermoll durch die Gebietsreform zu Aßlar gehörte, standen hauptsächlich im Kirchenschiff umfangreiche Modernisierungsarbeiten an. Der rückständige Holzofen, sowie die ursprünglich links und rechts platzierten Bankreihen mussten weichen und wurden durch Sitzreihen in der Mitte des Gebäudes ersetzt. Die große Öffnung zum Turmbereich, dem früheren Läuteraum, wurde geschlossen, auf der Empore fand eine neue Orgel ihren Platz und durch den Einbau von Elektromotoren, mit angeschlossener Schaltuhr, entfielen Läute-Vorgänge durch Menschenhand. Am 10. Februar 2002 wurde ein neuer Taufstein von Pfarrer Carsten Goy seiner Bestimmung übergeben. Der Aßlarer Steinmetzbetrieb Zimmermann hatte ihn aus Buntsandstein hergestellt. Im Dorfcafé gab es im Anschluss in adventlicher Atmosphäre noch viel zu erzählen und die Dorfgemeinschaft zeigte sich sichtlich stolz auf ihr schmuckes Gotteshaus.