Klaus-Werner Zipp, Vorsitzender des Musikausschusses der evangelischen Kirchengemeinde in Aßlar, referierte am Sonntagabend in der evangelischen Kirche über Leben und Werk des Komponisten Georg Friedrich Händel, einem der Großen in der europäischen Musik. "Live-Beispiele" musizierten Ulrike Uhl an der Orgel und die Altistin Erika Hedrich in hervorragender Weise. Mit dem "Einzug der Königin von Saba" aus dem Oratorium "Salomo" eröffnete die Organistin den Abend und gab einen Eindruck auf das, was folgen sollte. "Ich hoffe, dass ich ihnen durch meinen Vortrag den Maestro - besonders natürlich die Zeit und seine Musik - etwas näher bringen kann", so Zipp in seiner Begrüßung. "Lehnen sie sich nun zurück und lassen sie sich in die Zeit des Barock in das Jahr 1685 nach Halle entführen."
Händel wurde am 23. Februar 1685 in Halle an der Saale geboren, im Spätbarock, den Zipp auch mit seiner aufwändigen Dekoration darstellte. Von Italien aus verbreitete sich die Oper schnell in ganz Europa. In Venedig war 1637 das erste öffentliche Opernhaus gebaut worden.
Händel wurde im "Haus am Schlamm", Große Nikolaisstraße 5, geboren. Sein Vater(62) war ein wohlhabender Amtschirurg und stand der außergewöhnlichen musikalischen Begabung seines Sohnes ablehnend gegenüber. Erst mit neun Jahren erhielt er eine Ausbildung bei Friedrich Wilhelm Zachow, dem Organisten der halleschen Marktkirche. Kompositionen aus dieser Zeit sind nur wenige erhalten. Mit 17 übernahm der junge Mann den Organistenposten an der reformierten Schlosskirche im Dom in Halle und begann ein Jurastudium. 1703 ging er als Geiger, Cembalist und Konzertmeister an die Hamburger Oper, erteilte Musikunterricht und lernte die Melodik des italienischen Belcanto kennen. Die erste Oper "Almira" entstand. 1706 reiste Händel nach Italien und studierte die italienischen Opern und Oratorien - ein Zeit, die seine Musikwelt prägte. Sein Osteroratorium "Die Auferstehung" wurde 1708 im Palazzo Bonelli in Rom uraufgeführt. Im Frühjahr 1710 kehrte Händel nach Hannover zurück, um die Stelle eines kurfürstlichen Kapellmeisters anzunehmen. Schließlich aber wurde weder Italien noch Deutschland, sondern London seine Heimat. Der Earl of Manchester hatte seine Musik in Venedig gehört und 1712 lässt er sich an der Themse nieder, bleibt der Heimat aber verbunden. Mit dem Air aus der "Wassermusik" erinnerte Uhl an diese Zeit. Im Mai 1723 war die erste Aufführung der Oper “Flavio” (HWV 16) im King’s Theatre am Haymarket. Die Oper "Giulio Cesare" folgte. Ab 1720 erteilte Händel den Prinzessinnen Musikunterricht. Ein bedeutender Teil von Händels Cembalomusik sowie vor allem die Studien zur Kompositionslehre verdanken ihre Entstehung dem Unterricht der Prinzessinnen. 1727 erlangte er die englische Staatsbürgerschaft. Zehn Jahre später obsiegte die bürgerliche Bewegung und das Projekt Oper musste aufgegeben werden. Händel erleidet einen Schlaganfall, erholt sich aber schnell. Die heitere Oper "Xerxes" entsteht, Intrigen, Krieg und Liebe spielen ein Rolle, ein Stück Weltgeschichte wird umgesetzt. Erika Hedrich und Ulrike Uhl begeisterten mit der Larghetto-Arie"Ombra mai fu". Zipp ging auf viele weitere Werke wie das Oratorium "Saul" ein bis zum "Messias", der 1741 entstand und einen Wendepunkt in Händels Leben bildete. "Die Kirche lehnte das Werk damals ab, weil es den geistlichen Führern zu unkonventionell, zu unreligiös war", so Zipp. Die Uraufführung fand in Dublin statt und bis heute bewegt das Oratorium gerade in der Weihnachtszeit die Menschen. Erika Hedrich und Ulrike Uhl begeisterten mit "Er weidet seine Herde". Auch das berühmteste aller Händelschen Chorwerke, das "Halleluja" stammt aus dem Messias. Seit 1744 wurde das Werk jährlich in der Westminster Abbey aufgeführt. Trotz eines weiteren Schlaganfalls in 1743 erklang 1749 die bekannte "Feuerwerksmusik". Ulrike Uhl ließ die Ouvertüre erklingen. Im Alter von 66 Jahren bekam Händel massive Augenprobleme, erblindete aber nicht völlig. 1759 erlebt Händel seine letzte Oratorienspielzeit im Covent Garden. Sein letzter öffentlicher Auftritt - er stirbt am 14. April 1759 und wird in der Westminster Abbey beigesetzt. Sein Vermögen, das auf einen heutigen Wert von fünf Millionen Euro geschätzt wird, vermachte er deutschen Verwandten, seiner Dienerschaft und den Armen von London. Auch heute noch fallen der Komponist und sein Werk "Messias" meist in einem Atemzug - Händel hat immerhin 40 Opern, 21 weitere Oratorien, 18 Orgelkonzerte, dazu mannigfaltige Orchester- und Kammermusik geschaffen.