Auf der Bank mit Peter Reimer

Peter Reimer, mehrfach ausgezeichneter Gitarrist, Komponist und Autor, war am Freitagabend wieder einmal zu Gast in Aßlar. Der "Mann auf der Bank" lud zum "Entschleunigungskonzert" ins Kultur Backhaus ein und war angenehm von der großen Resonanz überrascht. "Ich weiß erst seit vorgestern, dass an diesem Wochenende Fasching ist und hab gar nicht mit so Vielen gerechnet", plaudert er munter drauf los und zaubert das erste Lächeln in die Gesichter des Publikums. Wer den begnadeten Gitarristen noch nicht erlebt und im Internet recherchiert hatte, rechnete wohl nicht mit einem solchen Gemütsmenschen, der auch rein menschlich Klasse zeigt - kein bisschen abgehoben, einer wie Du und Ich, der mit viel Empathie dabei ist. Mit dem irischen Traditional "Foggy Dew" hatte er zum Einstieg schon mal die inneren Saiten seiner Zuhörer zum Klingen gebracht, die nur zu gerne alle Hektik und Alltagssorgen fallen ließen und sich den wunderbaren Klängen hingaben. "Durch Corona hat sich das Format 'Entschleunigungskonzert' gewandelt", ließ er sein Publikum wissen. Vorher stand eher Tiefsinniges im Mittelpunkt. "Wenn man mit Ängsten unterwegs ist, Pandemie, Krieg, Energiepreise oder Erdbeben das Leben bestimmen, dann braucht man Leichtigkeit, sehnt sich einfach nach Schönem, nicht oberflächlich, was man mitnehmen und einen schönen Abend erleben kann", so der Konzertgitarrist, der wie nebenbei technische Dinge, wie seinen Looper, einen fußgesteuerten Mehrspurrecorder, erklärt oder auch von seiner Tochter erzählt, bekannte Bands und Musiker beleuchtet, Musikstile streift, ohne dabei zu belehren. Wie spielerisch werden Töne zu Melodien, man erkennt Bekanntes, lässt sich auf Neues ein, schließt die Augen und lässt sich von der Musik berauschen. Dabei begegnet man Reimers "Whisky-Suite", mit der die Whisky-Regionen der schottischen High- and Lowlands und der Inseln in Klänge umgewandelt werden, der "Herzschlag" des Meeres spürbar wird und die ursprünglichen Landschaften und Legenden vor dem geistigen Auge erstehen. Aber auch die Animal-Suite, die ebenfalls für die neue CD entstand, kommt gut an. Ob der "Grashopper" unterwegs ist, die Guitar-Picks als "Pretty Chicken" über die Saiten picken und mit dem Looper ein ganzer Hühnerhof entsteht, oder beim Pony-Ride das kleine Pferdchen gemütlich über eine Sommerwiese galoppelt - mit seiner Gitarre kann Peter Reimer einfach alles. Auch die Hommage an Sting-Gitarrist Dominik Miller oder der erste Hit von Peter Gabriel, dem Genesis-Gitarristen "Salsbury Hill" gesellen sich dazu und plötzlich sind zwei Stunden wie im Flug vorbei und eigentlich hätten auch am Freitagabend die Gäste im KuBa noch viel länger zugehört. Von Grund auf entschleunigt, hatte man alle Zeit der Welt, einander zuzuhören, noch ein wenig zu verweilen und sich dann in aller Ruhe auf den Heimweg zu machen - mit der Vorfreude auf ein nächstes Mal im Herzen.