Im Winter leben die Waldameisen in den tieferen Schichten des Bodens. Doch jetzt sorgen sie sich wieder um ihre auffälligen Wohnhügel. Von der Frühjahrssonne angelockt, werden sie wieder aktiv. Bis zu einer Millionen Tiere können in solch einem Hügel leben. Und jedes einzelne hat seine eigene Aufgabe. Die Königin legt die Eier und sorgt damit für den Fortbestand des Volkes. Manche Ameisenarten haben sogar mehrere Königinnen. Kurz leben auch die Männchen im Wohnhügel, die für die Fortpflanzung der Ameisen unerlässlich sind. Im Frühjahr nehmen die Arbeiterinnen zu Zehntausenden ihre Arbeit in ausgeklügelter Arbeitsteilung im Innen- oder Außendienst auf. Sie sind hochgradig spezialisiert. Die Arbeiterinnen im Innendienst sind mit der Brutpflege der Tausenden von Eiern oder geschlüpften Larven betraut, umsorgen die Königin, oder räumen den Müll raus. Im Außendienst gibt es Bautrupps, die Schäden am Nesthügel reparieren, und die Transporteure schaffen neues Baumaterial heran und können dabei Lasten bis zum Zwanzigfachen des Eigengewichtes stemmten. Für die Nahrungsbeschaffung sind die Jägerinnen zuständig, denn es müssen hunderttausende Beutetiere herangeschafft werden, um ein Ameisenvolk zu ernähren. Sie erlegen die Beute und geben anschließend ein Duftsignal ab, damit die Nahrung zum Nesthügel abtransportiert werden kann.
Dem Vogel- und Naturschutzverein sind derzeit 38 Ameisenwohnhügel um Bad Soden-Salmünster mit vier Formica-Spezies bekannt. In Deutschland wurden 114 Ameisenarten gezählt. Unsere Ameisenheger erledigen im Jahr verschiedene Arbeiten an den Nesthügeln. Im März befreien sie diese von Ästen und Laub, entfernen nasse Teile und verteilen frisches Nadelstreu um den Hügel. Im Mai werden gelegentlich Nestkerne eingegraben. Das erleichtert den Ameisen die Wanderung und die Bildung neuer Wohnhügel. Über den Sommer werden die Hügel beobachtet und störende Vegetation entfernt, während im Herbst die Nester vermessen werden. Im November werden die Nesthügel vor der Witterung durch das Auflegen von Fichtenreisern geschützt und in der kalten Jahreszeit fertigen sie Nestkerne an, die im folgenden Frühjahr eingegraben werden. Mit all diesen Maßnahmen sollen die Waldameisen, die seit über 200 Jahren unter Naturschutz stehen, gefördert werden. Sie sind ein wichtiges Glied im Ökosystem des Waldes und halten die Natur auf ihre Weise im Gleichgewicht. Sie verbreiten Samen, pflegen Pflanzen und fördern damit indirekt auch andere Tierarten. Zum Beispiel wird die Waldtracht der Bienen durch die Nähe ihrer Kolonien stark begünstigt.