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Bad Soden-Salmünster aktuell - Bürger- und Gästezeitung
Ausgabe 26/2023
Rathausnachrichten
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Städtepartnerschaft mit Tschortkiw ist besiegelt

Seit Freitag, dem 16. Juni 2023 hat Bad Soden-Salmünster offiziell eine neue Partnerstadt.

Bereits seit einigen Monaten stehen Bürgermeister Dominik Brasch und sein Amtskollege Volodymyr Shmatko, Bürgermeister der westukrainischen Stadt Tschortkiw, in engem Austausch. Die Kontakte sind über das „Netzwerk Junge Bürgermeister:innen“, bei welchem Brasch stellvertretender Bundesvorsitzender ist, sowie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zustande gekommen. Früh waren beide sich einig, dass man eine gemeinsame solidarische Partnerschaft eingehen möchte, welche nunmehr zu einer offiziellen Städtepartnerschaft geführt hat. Nachdem in den vergangenen Wochen verantwortlichen Gremien in beider Städte mit einbezogen wurden, ergab sich nunmehr kurzfristig die Möglichkeit, dass die Partnerschaft auch förmlich unterzeichnet wird.

Allen ist bewusst, dass es erst einmal eine ganz andere Partnerschaft sein wird als die bewährte mit der französischen Stadt Guilherand-Granges. Die Stadt Tschortkiw liegt nicht nur doppelt so weit von Bad Soden-Salmünster entfernt sondern auch in einem Land, das sich im Krieg befindet. Zwar ist die Gefährdungslage der Stadt nicht mit jener in den von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebieten im Osten der Ukraine vergleichbar, doch Alarmsirenen heulen mitunter auch in der 30.000-Einwohner-Kommune. Vor allem sind dort die Folgen des russischen Angriffskriegs in Gestalt von Mangellagen bei Waren, Material, Rohstoffen und Versorgungsgütern täglich spürbar.

Nichtsdestotrotz – oder gerade deshalb – haben die Verwaltungschefs von Bad Soden-Salmünster und Tschortkiw am 16. Juni 2023 zum Ende einer Konferenz des „Netzwerks Junge Bürgermeister:innen“ die Verschwisterungsurkunde in einer kleinen Zeremonie unterzeichnet.

Das Jahrestreffen im Umweltforum in Berlin trug das passende Motto „Mit starken Kommunen Zukunft gestalten“. Zu einem Dialog über deutsch-ukrainische Städtepartnerschaften mit Botschafter Oleksii Makeiev waren auch Mitglieder des Magistrats sowie der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung angereist. Den Untertitel „Gelebte Solidarität im Angesicht des Krieges und Fundament für eine gemeinsame europäische Zukunft“ setzten Tschortkiw und Bad Soden-Salmünster letztlich auch auf Vorschlag des Gesandten aus Kiew in die Tat um. Etwa 150 solcher kommunalen Partnerschaften gibt es derzeit wohl zwischen beiden Ländern.

Nach Unterzeichnung und Austausch der Urkunden wechselten kleine Geschenke die Besitzer. Ein größeres Geschenk will Bürgermeister Dominik Brasch bei einer Verschwisterungsfeier in Bad Soden-Salmünster übergeben, die aber erst nach Beendigung des Krieges oder zumindest nach Eintreten eines Waffenstillstands stattfinden könne.

Die Solidarität mit der neuen Partnerstadt drückt sich laut Brasch vorerst in ganz konkreten Hilfen und Projekten aus. Zum Beispiel soll Tschortkiw ein mobiles Röntgengerät, ein Müllfahrzeug und die Ausstattung für eine Mensa-Küche im Wert von insgesamt etwa 140 000 Euro erhalten. In diesem Zusammenhang lobt der Rathauschef von der Kinzig die Unterstützung der „Servicestelle Kommunen in der einen Welt“, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit tätig ist. Unter anderem sei von dieser die Delegationsfahrt der Amts- und Mandatsträger nach Berlin finanziert worden. Durch die Partnerschaftserklärung würden sich nun weitere Fördermöglichkeiten eröffnen. Neben den bereits bewilligten Förderprojekten laufe derzeit, so Dominik Brasch, bei der Organisation „Cities4Cities“ eine Anfrage, um in Bad Soden-Salmünster ein Jugendcamp für Kinder und Jugendliche zu veranstalten. In dieses sollen vor allem solche junge Menschen aus Tschortkiw eingeladen werden, deren Eltern sich in Gefechten zur Verteidigung ihres Landes befinden oder die im Krieg getötet worden sind.

Für den Dominik Brasch sind persönliche Kontakte zwischen den Bewohnern der Städte fundamental wichtig, damit eine solche Partnerschaft wachse und gedeihe. Wenn daraus eine „Graswurzelbewegung“ entstehe, sei eine reine „Papierfreundschaft“ ausgeschlossen. Daher gilt es auch direkt alle interessierten Bürger:innen aus unserer Kurstadt mit in die Partnerschaft einzubinden.

Einen ersten Anstoß lieferte eine Familie aus Tschortkiw, die schon vor Beginn des Krieges in Bad Soden-Salmünster gelebt hat. Die Orientierung der meisten Ukrainer weise in Richtung EU und westlicher Demokratien. Wenn diese Ausrichtung vielgestaltig gefördert werde, sei dies auch für die Sicherheit Deutschlands und Europas von zentraler Bedeutung.

Im Wortlaut:

In der von den Bürgermeistern von Tschortkiw (Chortkiv) und Bad Soden-Salmünster unterzeichneten Urkunde heißt es:

„Seit 2022 pflegen die ukrainische Kommune Chortkiv (Oblast Ternopil) und die deutsche Kommune Bad Soden-Salmünster

über das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit mit Hilfe der beauftragten Servicestelle,Kommunen in der einen Welt‘ eine Kommunalbeziehung. Diese Beziehung soll, gerade auch in Anbetracht der aktuellen kriegerischen Ereignisse gegenüber der Ukraine, als gegenseitiges Bekenntnis zueinander formell gefestigt werden.

Geleitet von dem gemeinsamen Willen, freundschaftliche und partnerschaftliche Beziehungen zwischen unseren Städten herzustellen, begründen wir hiermit feierlich:

die Städtepartnerschaft

zwischen der Stadt Chortkiv und der Stadt Bad Soden-Salmünster.

Beide Städte werden alles in ihrer Kraft stehende tun, ihre Freundschaft und partnerschaftliche Zusammenarbeit dauerhaft zu gestalten und verpflichten sich deshalb auf allen Gebieten von gemeinsamen Interessen, insbesondere in den Bereichen Kultur, Bildungswesen, Jugend, Sport, Wirtschaft und kommunale Selbstverwaltung, die gegenseitigen Beziehungen zu pflegen und auszubauen.

Mit dieser Partnerschaft wollen sich beide Städte gemeinsam, soweit es in ihrer Macht steht, für die Bewahrung des Friedens, die Förderung der Völkerverständigung und die Verwirklichung der Einheit Europas einsetzen.

Dieser Vertrag ist zeitlich nicht befristet. Er wurde in ukrainischer, deutscher und englischer Sprache ausgefertigt.

Alle Texte haben die gleiche Verbindlichkeit.

Berlin, den 16. Juni 2023.“

Bildbeschreibung:

Bürgermeister Volodymyr Shmatko (vorne rechts) und Bürgermeister Dominik Brasch (vorne links) bei der Unterzeichnung der Partnerschafts- und Kooperationsvereinbarung zur Städtpartnerschaft zwischen Tschortkiw und Bad Soden-Salmünster. Mit dabei der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev (hinten Mitte) sowie eine Delegation aus Bad Soden-Salmünster.

Von links: Bürgermeister Dominik Brasch, der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev und Bürgermeister Volodymyr Shmatko beim partnerschaftlichen Händeschlag nach der Vertragsunterzeichnung.

Bildquelle: