Jedermann wird schon einmal von Nahrungsketten gehört haben. Geschildert, finden sie so gut wie immer im Tierreich statt, obwohl es solche auch im Reich der Pflanzen gibt. Doch da spielen sich diese, dort eher Nahrungskreisläufe genannten Vorgänge auf biochemischer Ebene statt. Bei den Tieren geht´s ums „Fressen oder gefressen werden“.
Ich möchte in meinem NABU-Beitrag auf die Nahrungskette – pflanzliches Samenangebot/Insekten/
Vögel/ Prädator, eingehen. Letzterer Begriff kommt aus dem lateinischen: praedatio-Beute machen.
Prädatoren sind alle Tiere, die andere auffressen.
In meinem Anliegen möchte ich als Beispiel einen unserer bekanntesten Beutemacher nehmen, den Sperber. Gehört hat den Namen sicher schon jeder. In unserem ländlichen Bereich wird er auch gerne Stösser genannt. Nicht zu verwechseln mit dem Daubestösser (Taubenstösser), bei dem es sich um den Habicht handelt.
Diese, ja mundartliche Bezeichnung ist, sag ich mal, ein wenig irreführend. Weil beide haben es so an sich, völlig unverhofft aus dem Nichts aufzutauchen und in einen Schwarm Spatzen (der Sperber) oder hinter einer Taube her, unter Umständen bis in den Taubenschlag (der Habicht) zu stoßen.
Irreführend auch, weil Sperberweibchen und Habichtmännchen in etwa die gleiche Körpergröße aufweisen. Tauben und Dohlen sind für beide die gerade noch zu überwältigenden Beutegrößen.
Das kleine Sperbermännchen ist der Singvogelfänger, während das bussardgroße Habichtweibchen auch Hasen, Eichhörnchen und Sperber schlagen kann.
Lange schon interessiert es mich, wieviele von den beiden denn bei uns leben. Beide sind äußerst heimliche Brutvögel. Beim Habicht können es maximal ein oder zwei Brutpaare sein. Sie haben derart große Reviere (3000-5000 ha), die sie auch verteidigen. Einen der beiden Horste des Habicht kenne ich. Er liegt ein gutes Stück östlich von Mernes, so dass es möglich ist, dass wir manchmal den östlichen und dann wieder einen aus dem westlichen Teil (zwischen Mernes und Bad Orb) sehen.
Beim kleineren Sperber (700-1000 ha Revieranspruch) sieht es anders aus. Der große, viele Jahre nutzbare Horst des Habichts steht auf mächtigen Bäumen in hallenartigen Altbeständen. Der kleinere Horst des Sperbers wird jedes Jahr neu angelegt und ist versteckt in Fichten-Stangen-Gehölzen und dadurch schwer zu finden.
Für unseren Raum, mit seinen schwindenden Fichtenanteilen sieht es für den Sperber in zweierlei Hinsicht nicht rosig aus. Genau sein bevorzugter Lebensraum wird momentan zum einen durch die Borkenkäfer ruiniert, zum anderen sind Fichten diejenigen Bäume die durch Trockenheit und die immer zahlreichere Sturmereignisse zusammenbrechen.
Aus meiner „Vogel“-Erfahrung heraus, kommt ein dritter bedeutender Faktor dazu. Die deutlich zurück gegangenen Mengen an Beutevögeln. Standen in den 50er, 60er, teils in den 70er Jahren Feld- und besonders Haussperlinge ganz oben den Beutelisten, sind es heute überwiegend Meisen, Buchfinken, auch Haussperlinge und Amseln.
In einem früheren Artikel des vergangenen Jahres hatte ich über „shifting baselines“ geschrieben. Nochmal kurz: jüngere Menschen (bis ca. 50 jährige) kennen nur die jetzigen Verhältnisse, sprich: sie haben nie die Schwärme an Spatzen auf den Feldern oder in den Dörfern auffliegen sehen, die den Älteren große Sorgen bereiteten und ganz gewöhnlich waren. So wie sie es heute erleben, ist es für sie in Ordnung (baseline).
Aber von den ausgedünnten Beständen, die dann gewöhnlich waren, verschwinden immer noch viele auf dem immer kritischeren Zug ins Winterquartier und den immer spärlicher werdenden guten Bruthabitaten bei uns nach ihrer Rückkehr.
Da das Angebot an Beutetieren die Zahl der Beutegreifer regelt, wird klar dass dem Sperber auch hier Ungemach droht.
Das ist auch eine nicht unbedeutende Facette des Naturschutzes. Man möchte die Größe der Artbestände wissen, um dann evtl. noch reagieren zu können. Wir werden am Ende des Jahres hoffentlich mehr über den status quo des Sperbers wissen.
Noch was interessantes am Rande: von der genannten Art stammt, wegen seiner auffälligen schwarz/weißen Querbänderung der Begriff „gesperbert“. Der Habicht hat eine vergleichbare Brustzeichnung, aber er ist trotzdem nicht „gehabichtet“, nein, auch er ist gesperbert.
Info Abend im NABUmobil am 13. Febr., 19 Uhr 30 und Wacholderheide-Einsatz am 24. Febr. um 13°° Uhr