Weihnachtsgrußwort für die Stadtzeitung

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

2025 war ein Jahr voller Herausforderungen, wichtiger Entscheidungen und gesellschaftlicher Debatten, die von Unsicherheit, schnellen Stimmungswechseln und wachsendem Zweifel geprägt waren. Viele Menschen spüren, dass der Ton rauer wird und Vertrauen verloren geht. Der Soziologe Aladin El-Mafaalani beschreibt diesen Wandel als Entwicklung von einer Vertrauensgesellschaft hin zu Misstrauensgesellschaften. Demokratien, so seine Analyse, leben davon, dass Bürgerinnen und Bürger ein grundlegendes Arbeitsvertrauen in Institutionen und politische Prozesse haben. Dieses Vertrauen ermöglicht es, komplexe Entscheidungen anzuerkennen, ohne jedes Detail selbst prüfen zu müssen. Doch dieses Fundament gerät ins Wanken, weil politische Prozesse komplizierter geworden sind, Konflikte sichtbarer zutage treten und öffentliche Diskussionen sich in digitalen Räumen oft zugespitzt und verzerrt abbilden.

In solchen Zeiten entstehen Misstrauensgemeinschaften: Gruppen, die ihren Zusammenhalt vor allem aus dem Zweifel an „der Politik“ beziehen. Misstrauen wird dann nicht mehr Ausgangspunkt für konstruktive Kritik, sondern ersetzt Beteiligung. Gerade hier liegt eine große Herausforderung unserer Zeit – und zugleich der Auftrag für die kommunale Ebene. Denn Vertrauen wächst dort, wo Politik greifbar bleibt. Wo Menschen sehen, dass Entscheidungen nachvollziehbar vorbereitet, ehrlich erklärt und verantwortungsvoll getroffen werden. Kommunale Arbeit schafft Nähe, und Nähe schafft Glaubwürdigkeit. Voraussetzung ist jedoch, dass Kommunen handlungsfähig bleiben und offen kommunizieren – auch in schwierigen Momenten.

Mit diesem Anspruch haben wir in Bad Soden-Salmünster 2025 große Schritte gewagt, trotz einer angespannten Finanzlage. Der Grundsatzbeschluss zum Neubau der Spessart Therme war ein solcher Schritt. Er verlangt Mut, aber er ermöglicht die langfristige Sicherung unseres Profils als Kurstadt und Gesundheitsstandort. Der Spatenstich für das Quartier „Leben am Schloss“ zeigt, wie soziale Infrastruktur konkret Gestalt annimmt: mit neuem Wohnraum und einer Tagespflege, die künftig eine wichtige Stütze für viele ältere Menschen und ihre Angehörigen sein wird. Gleichzeitig haben wir mit der Fertigstellung des MünsterbergPARK unserer Jugend einen Ort geschaffen, an dem Bewegung, Begegnung und neue Ideen ihren Platz finden.

Diese Projekte stehen für ein gemeinsames Verständnis: Vertrauen entsteht, wenn Verantwortung sichtbar wird und wenn Menschen spüren, dass Entscheidungen getroffen werden, um unsere Stadt zu stärken – heute und in Zukunft.

Besonders hervorheben möchte ich das Engagement unserer ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Sie investieren Zeit, Energie und Verantwortung, um die richtigen Entscheidungen für unsere Stadt zu treffen. Dieses Engagement verdient Respekt – und es verdient die Unterstützung durch eine hohe Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl im März. Eine starke Beteiligung stärkt nicht nur die Legitimation der Gremien, sondern ist auch ein Zeichen dafür, dass unsere kommunale Demokratie weiterhin trägt und geschätzt wird.

Mein Dank gilt ebenso allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Verwaltung und städtischen Einrichtungen, die das ganze Jahr über dafür sorgen, dass unsere Stadt verlässlich funktioniert. Und ebenso jenen, die während der Feiertage Dienst tun: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, Klinikbeschäftigte, Pflegekräfte und viele mehr. Sie halten das öffentliche Leben aufrecht, wenn andere zur Ruhe kommen dürfen.

Gerade zu Weihnachten wird spürbar, was uns trägt: Zusammenhalt, Menschlichkeit und die Hoffnung, dass das kommende Jahr gute Wege bereithält. Lassen Sie uns diese Zuversicht mitnehmen und auch 2026 daran arbeiten, dass Vertrauen wachsen kann – durch Offenheit, Begegnung und verantwortungsvolles Handeln. Bad Soden-Salmünster hat 2025 viel erreicht, weil wir es gemeinsam getan haben. Und dieses Miteinander ist die beste Grundlage für das neue Jahr.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien gesegnete Weihnachten und ein gutes, gesundes Jahr 2026.

Ihr

Dominik Brasch

Bürgermeister